u) Dem Anfänger, wie dem Dozenten wird auch die Zusammen- stellung einer Anzahl rein rechnerischer Übungen willkommen sein, die wir in mehrere Gruppen verteilen.
Die Aufgaben zielen zumeist auf die Vereinfachung eines ge- gebenen Ausdruckes hin, und werden wir sie alsdann dadurch dar- stellen, dass wir den "gegebenen" und den resultirenden vereinfachten Ausdruck, der zu entdecken gewesen, d. i. den "gesuchten" Ausdruck, ohne weiteres einander gleich setzen. In andern Fällen handelt es sich von vornherein nur um den Nachweis der Identität einander gleich gesetzter Ausdrücke; in manchen auch darum, aus einer gegebenen Voraussetzung rechnerisch eine angegebene Folgerung zu ziehen.
Allemal machen die Angaben den Anspruch, allgemeingültig zu sein bei beliebiger Deutung der vorkommenden Buchstabensymbole als Gebiete oder als Klassen. Jede so ein Problem nebst seinem End- ergebniss statuirende Angabe bringt mithin ein eigenes Theorem des identischen Kalkuls zum Ausdruck. Natürlich muss jedoch bei unsrer beabsichtigten mehr nur miscellenhaften Zusammenstellung solcher Theoreme auf strenge Systematik und Vollständigkeit Verzicht ge- leistet werden.
Nur gelegentlich geben wir auch eine Andeutung über die be- quemste Art der Lösung, und muss der Leser resp. Löser eben die wichtigsten Sätze des Kalkuls, vor allem die Regeln für's Ausmulti- pliziren und Ausscheiden, das Tautologie- und das Absorptionsgesetz, die Theoreme 30), und Zusatz zu 33+), etc. beständig vor Augen haben.
Als Theoremph) stellen wir die Formel voran: ph) (a + b) (b + c) (c + a) = a b + b c + c a, welche dadurch bemerkenswert erscheint, dass sie vollkommen zu sich selbst dual ist.
Dieselbe kann auch in der Gestalt geschrieben werden: a (b + c) + b c = (a + b c) (b + c) und lässt sich analog in der Form: a (b + c + d ..) + b c d .. = (a + b c d ..) (b + c + d ..) auch auf beliebig viele Terme a, b, c, d, .. ausdehnen, wo sie dann noch zu sich selbst dual, aber nicht mehr -- wie bei dreien -- in Bezug auf alle diese Terme symmetrisch ist.
Für drei Symbole kann man dem Satze auch noch andere zu sich selbst duale Formen geben, und zwar symmetrisch als: (a + b c) (b + a c) (c + a b) = a (b + c) + b (a + c) + c (a + b),
§ 18. Studien.
υ) Dem Anfänger, wie dem Dozenten wird auch die Zusammen- stellung einer Anzahl rein rechnerischer Übungen willkommen sein, die wir in mehrere Gruppen verteilen.
Die Aufgaben zielen zumeist auf die Vereinfachung eines ge- gebenen Ausdruckes hin, und werden wir sie alsdann dadurch dar- stellen, dass wir den „gegebenen“ und den resultirenden vereinfachten Ausdruck, der zu entdecken gewesen, d. i. den „gesuchten“ Ausdruck, ohne weiteres einander gleich setzen. In andern Fällen handelt es sich von vornherein nur um den Nachweis der Identität einander gleich gesetzter Ausdrücke; in manchen auch darum, aus einer gegebenen Voraussetzung rechnerisch eine angegebene Folgerung zu ziehen.
Allemal machen die Angaben den Anspruch, allgemeingültig zu sein bei beliebiger Deutung der vorkommenden Buchstabensymbole als Gebiete oder als Klassen. Jede so ein Problem nebst seinem End- ergebniss statuirende Angabe bringt mithin ein eigenes Theorem des identischen Kalkuls zum Ausdruck. Natürlich muss jedoch bei unsrer beabsichtigten mehr nur miscellenhaften Zusammenstellung solcher Theoreme auf strenge Systematik und Vollständigkeit Verzicht ge- leistet werden.
Nur gelegentlich geben wir auch eine Andeutung über die be- quemste Art der Lösung, und muss der Leser resp. Löser eben die wichtigsten Sätze des Kalkuls, vor allem die Regeln für's Ausmulti- pliziren und Ausscheiden, das Tautologie- und das Absorptionsgesetz, die Theoreme 30), und Zusatz zu 33+), etc. beständig vor Augen haben.
Als Theoremφ) stellen wir die Formel voran: φ) (a + b) (b + c) (c + a) = a b + b c + c a, welche dadurch bemerkenswert erscheint, dass sie vollkommen zu sich selbst dual ist.
Dieselbe kann auch in der Gestalt geschrieben werden: a (b + c) + b c = (a + b c) (b + c) und lässt sich analog in der Form: a (b + c + d ‥) + b c d ‥ = (a + b c d ‥) (b + c + d ‥) auch auf beliebig viele Terme a, b, c, d, ‥ ausdehnen, wo sie dann noch zu sich selbst dual, aber nicht mehr — wie bei dreien — in Bezug auf alle diese Terme symmetrisch ist.
Für drei Symbole kann man dem Satze auch noch andere zu sich selbst duale Formen geben, und zwar symmetrisch als: (a + b c) (b + a c) (c + a b) = a (b + c) + b (a + c) + c (a + b),
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0403"n="383"/><fwplace="top"type="header">§ 18. Studien.</fw><lb/><p><hirendition="#i">υ</hi>) Dem Anfänger, wie dem Dozenten wird auch die Zusammen-<lb/>
stellung einer Anzahl <hirendition="#i">rein rechnerischer</hi> Übungen willkommen sein, die<lb/>
wir in mehrere Gruppen verteilen.</p><lb/><p>Die Aufgaben zielen zumeist auf die Vereinfachung eines ge-<lb/>
gebenen Ausdruckes hin, und werden wir sie alsdann dadurch dar-<lb/>
stellen, dass wir den „gegebenen“ und den resultirenden vereinfachten<lb/>
Ausdruck, der zu entdecken gewesen, d. i. den „gesuchten“ Ausdruck,<lb/>
ohne weiteres einander gleich setzen. In andern Fällen handelt es<lb/>
sich von vornherein nur um den Nachweis der Identität einander gleich<lb/>
gesetzter Ausdrücke; in manchen auch darum, aus einer gegebenen<lb/>
Voraussetzung rechnerisch eine angegebene Folgerung zu ziehen.</p><lb/><p>Allemal machen die Angaben den Anspruch, allgemeingültig zu<lb/>
sein bei beliebiger Deutung der vorkommenden Buchstabensymbole als<lb/>
Gebiete oder als Klassen. Jede so ein Problem nebst seinem End-<lb/>
ergebniss statuirende Angabe bringt mithin ein eigenes Theorem des<lb/>
identischen Kalkuls zum Ausdruck. Natürlich muss jedoch bei unsrer<lb/>
beabsichtigten mehr nur miscellenhaften Zusammenstellung solcher<lb/>
Theoreme auf strenge Systematik und Vollständigkeit Verzicht ge-<lb/>
leistet werden.</p><lb/><p>Nur gelegentlich geben wir auch eine Andeutung über die be-<lb/>
quemste Art der Lösung, und muss der Leser resp. Löser eben die<lb/>
wichtigsten Sätze des Kalkuls, vor allem die Regeln für's Ausmulti-<lb/>
pliziren und Ausscheiden, das Tautologie- und das Absorptionsgesetz,<lb/>
die Theoreme 30), und Zusatz zu 33<hirendition="#sub">+</hi>), etc. beständig vor Augen haben.</p><lb/><p>Als <hirendition="#g">Theorem</hi><hirendition="#i">φ</hi>) stellen wir die Formel voran:<lb/><hirendition="#i">φ</hi>) <hirendition="#et">(<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b</hi>) (<hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi>) (<hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">a</hi>) = <hirendition="#i">a b</hi> + <hirendition="#i">b c</hi> + <hirendition="#i">c a</hi>,</hi><lb/>
welche dadurch bemerkenswert erscheint, dass sie <hirendition="#i">vollkommen zu sich<lb/>
selbst dual</hi> ist.</p><lb/><p>Dieselbe kann auch in der Gestalt geschrieben werden:<lb/><hirendition="#c"><hirendition="#i">a</hi> (<hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi>) + <hirendition="#i">b c</hi> = (<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b c</hi>) (<hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi>)</hi><lb/>
und lässt sich analog in der Form:<lb/><hirendition="#c"><hirendition="#i">a</hi> (<hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">d</hi>‥) + <hirendition="#i">b c d</hi>‥ = (<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b c d</hi>‥) (<hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">d</hi>‥)</hi><lb/>
auch auf beliebig viele Terme <hirendition="#i">a</hi>, <hirendition="#i">b</hi>, <hirendition="#i">c</hi>, <hirendition="#i">d</hi>, ‥ ausdehnen, wo sie dann noch<lb/>
zu sich selbst dual, aber nicht mehr — wie bei dreien — in Bezug<lb/>
auf <hirendition="#i">alle</hi> diese Terme symmetrisch ist.</p><lb/><p>Für drei Symbole kann man dem Satze auch noch andere zu sich<lb/>
selbst duale Formen geben, und zwar symmetrisch als:<lb/><hirendition="#c">(<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b c</hi>) (<hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">a c</hi>) (<hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">a b</hi>) = <hirendition="#i">a</hi> (<hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi>) + <hirendition="#i">b</hi> (<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">c</hi>) + <hirendition="#i">c</hi> (<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b</hi>),</hi><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[383/0403]
§ 18. Studien.
υ) Dem Anfänger, wie dem Dozenten wird auch die Zusammen-
stellung einer Anzahl rein rechnerischer Übungen willkommen sein, die
wir in mehrere Gruppen verteilen.
Die Aufgaben zielen zumeist auf die Vereinfachung eines ge-
gebenen Ausdruckes hin, und werden wir sie alsdann dadurch dar-
stellen, dass wir den „gegebenen“ und den resultirenden vereinfachten
Ausdruck, der zu entdecken gewesen, d. i. den „gesuchten“ Ausdruck,
ohne weiteres einander gleich setzen. In andern Fällen handelt es
sich von vornherein nur um den Nachweis der Identität einander gleich
gesetzter Ausdrücke; in manchen auch darum, aus einer gegebenen
Voraussetzung rechnerisch eine angegebene Folgerung zu ziehen.
Allemal machen die Angaben den Anspruch, allgemeingültig zu
sein bei beliebiger Deutung der vorkommenden Buchstabensymbole als
Gebiete oder als Klassen. Jede so ein Problem nebst seinem End-
ergebniss statuirende Angabe bringt mithin ein eigenes Theorem des
identischen Kalkuls zum Ausdruck. Natürlich muss jedoch bei unsrer
beabsichtigten mehr nur miscellenhaften Zusammenstellung solcher
Theoreme auf strenge Systematik und Vollständigkeit Verzicht ge-
leistet werden.
Nur gelegentlich geben wir auch eine Andeutung über die be-
quemste Art der Lösung, und muss der Leser resp. Löser eben die
wichtigsten Sätze des Kalkuls, vor allem die Regeln für's Ausmulti-
pliziren und Ausscheiden, das Tautologie- und das Absorptionsgesetz,
die Theoreme 30), und Zusatz zu 33+), etc. beständig vor Augen haben.
Als Theorem φ) stellen wir die Formel voran:
φ) (a + b) (b + c) (c + a) = a b + b c + c a,
welche dadurch bemerkenswert erscheint, dass sie vollkommen zu sich
selbst dual ist.
Dieselbe kann auch in der Gestalt geschrieben werden:
a (b + c) + b c = (a + b c) (b + c)
und lässt sich analog in der Form:
a (b + c + d ‥) + b c d ‥ = (a + b c d ‥) (b + c + d ‥)
auch auf beliebig viele Terme a, b, c, d, ‥ ausdehnen, wo sie dann noch
zu sich selbst dual, aber nicht mehr — wie bei dreien — in Bezug
auf alle diese Terme symmetrisch ist.
Für drei Symbole kann man dem Satze auch noch andere zu sich
selbst duale Formen geben, und zwar symmetrisch als:
(a + b c) (b + a c) (c + a b) = a (b + c) + b (a + c) + c (a + b),
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/403>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.