Antlitz, das ihm am schönsten oder gerade am wünschenswertesten dünkt, besitzen, diejenige Körperkraft, die er sich wünscht, eben- dadurch erlangen etc.
Die Beziehungen des Leibes, als des dem Ich immerhin am näch- sten stehenden Teils der Aussenwelt zu diesem, sind mehrfacher Art.
Erstens: Durch die nach seiner Oberfläche, Peripherie, gehenden Nervenenden, die sich an einzelnen Stellen zu spezifischen Sinnes- organen vervollkommnen und ausgestalten, wird der Leib zum aus- schliesslichen Werkzeug, vermittelst dessen die ausserleibliche Aussen- welt auf uns einzuwirken vermag, spielt er die Rolle des allezeit be- reiten Boten, welcher, die "peripherischen" Sinnesreizungen dem Be- wusstsein übermittelnd, dem Geiste von dieser Aussenwelt Kunde bringt.
Zweitens: Zufolge seiner eigenen Beschaffenheit, seiner physio- logischen Verfassung, Konstitution, entstehen in ihm selbst auch "visce- rale" Reize, wie das Atmungsbedürfniss, Hunger, Durst, Drang jeder Art, durch welche er unabhängig vom Willen des Individuums phy- sische Triebe in dessen Bewusstsein wachruft. Auch können noch hierher gerechnet werden jene (krankhaften) Sinnestäuschungen, die wir erst unter Beihülfe induktiver Schlüsse von sinnlichen Wahr- nehmungen zu unterscheiden vermögen.
Drittens endlich: Indem sich gewisse Willensakte unmittelbar in Bewegungen und Kraftentwickelung, Arbeitsleistung seiner Gliedmaassen umsetzen, erscheint der Leib auch als das wiederum einzige*) Werk- zeug, durch welches seinerseits der Geist auf die Aussenwelt einwirken kann, deren kommende Zustände beeinflussend.
Die sowol unwillkürlichen als unbewussten Wechselwirkungen zwischen Geist und Leib (deren Vorhandensein wir gleichwol durch induktive Schlüsse erkennen), wie z. B. die Wirkung von Kummer oder Freude auf das körper- liche Wohlbefinden, können hier ausser Betracht gelassen werden.
ps) Wir haben uns hier der gewöhnlichen Ansicht angeschlossen, der die selbständige Existenz der Aussenwelt, und in ihr auch die unsrer Nebenmenschen, für unzweifelhaft, für ausgemacht gilt.
Dem gegenüber steht bekanntlich die Weltanschauung eines hervor- ragenden Metaphysikers: George Berkeley's, nach welcher ganz allein der Geist existirte, die Aussenwelt aber keine Wirklichkeit besässe, vielmehr nur eine Vision, und ihre Objekte dem Ich von einem göttlichen Geiste vor- gespiegelte Wahngebilde, subjektive Erscheinungen wären, das Leben also
*) Das Axiom: "Es gibt keine geistige Einwirkung ohne materielle Vermitte- lung" ist die Basis, auf welcher die gesamte Naturwissenschaft steht. Wer die- selbe nicht anerkennt, ist dem Aberglauben in jeglicher Form preisgegeben.
Einleitung.
Antlitz, das ihm am schönsten oder gerade am wünschenswertesten dünkt, besitzen, diejenige Körperkraft, die er sich wünscht, eben- dadurch erlangen etc.
Die Beziehungen des Leibes, als des dem Ich immerhin am näch- sten stehenden Teils der Aussenwelt zu diesem, sind mehrfacher Art.
Erstens: Durch die nach seiner Oberfläche, Peripherie, gehenden Nervenenden, die sich an einzelnen Stellen zu spezifischen Sinnes- organen vervollkommnen und ausgestalten, wird der Leib zum aus- schliesslichen Werkzeug, vermittelst dessen die ausserleibliche Aussen- welt auf uns einzuwirken vermag, spielt er die Rolle des allezeit be- reiten Boten, welcher, die „peripherischen“ Sinnesreizungen dem Be- wusstsein übermittelnd, dem Geiste von dieser Aussenwelt Kunde bringt.
Zweitens: Zufolge seiner eigenen Beschaffenheit, seiner physio- logischen Verfassung, Konstitution, entstehen in ihm selbst auch „visce- rale“ Reize, wie das Atmungsbedürfniss, Hunger, Durst, Drang jeder Art, durch welche er unabhängig vom Willen des Individuums phy- sische Triebe in dessen Bewusstsein wachruft. Auch können noch hierher gerechnet werden jene (krankhaften) Sinnestäuschungen, die wir erst unter Beihülfe induktiver Schlüsse von sinnlichen Wahr- nehmungen zu unterscheiden vermögen.
Drittens endlich: Indem sich gewisse Willensakte unmittelbar in Bewegungen und Kraftentwickelung, Arbeitsleistung seiner Gliedmaassen umsetzen, erscheint der Leib auch als das wiederum einzige*) Werk- zeug, durch welches seinerseits der Geist auf die Aussenwelt einwirken kann, deren kommende Zustände beeinflussend.
Die sowol unwillkürlichen als unbewussten Wechselwirkungen zwischen Geist und Leib (deren Vorhandensein wir gleichwol durch induktive Schlüsse erkennen), wie z. B. die Wirkung von Kummer oder Freude auf das körper- liche Wohlbefinden, können hier ausser Betracht gelassen werden.
ψ) Wir haben uns hier der gewöhnlichen Ansicht angeschlossen, der die selbständige Existenz der Aussenwelt, und in ihr auch die unsrer Nebenmenschen, für unzweifelhaft, für ausgemacht gilt.
Dem gegenüber steht bekanntlich die Weltanschauung eines hervor- ragenden Metaphysikers: George Berkeley's, nach welcher ganz allein der Geist existirte, die Aussenwelt aber keine Wirklichkeit besässe, vielmehr nur eine Vision, und ihre Objekte dem Ich von einem göttlichen Geiste vor- gespiegelte Wahngebilde, subjektive Erscheinungen wären, das Leben also
*) Das Axiom: „Es gibt keine geistige Einwirkung ohne materielle Vermitte- lung“ ist die Basis, auf welcher die gesamte Naturwissenschaft steht. Wer die- selbe nicht anerkennt, ist dem Aberglauben in jeglicher Form preisgegeben.
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Einleitung.
Antlitz, das ihm am schönsten oder gerade am wünschenswertesten
dünkt, besitzen, diejenige Körperkraft, die er sich wünscht, eben-
dadurch erlangen etc.
Die Beziehungen des Leibes, als des dem Ich immerhin am näch-
sten stehenden Teils der Aussenwelt zu diesem, sind mehrfacher Art.
Erstens: Durch die nach seiner Oberfläche, Peripherie, gehenden
Nervenenden, die sich an einzelnen Stellen zu spezifischen Sinnes-
organen vervollkommnen und ausgestalten, wird der Leib zum aus-
schliesslichen Werkzeug, vermittelst dessen die ausserleibliche Aussen-
welt auf uns einzuwirken vermag, spielt er die Rolle des allezeit be-
reiten Boten, welcher, die „peripherischen“ Sinnesreizungen dem Be-
wusstsein übermittelnd, dem Geiste von dieser Aussenwelt Kunde bringt.
Zweitens: Zufolge seiner eigenen Beschaffenheit, seiner physio-
logischen Verfassung, Konstitution, entstehen in ihm selbst auch „visce-
rale“ Reize, wie das Atmungsbedürfniss, Hunger, Durst, Drang jeder
Art, durch welche er unabhängig vom Willen des Individuums phy-
sische Triebe in dessen Bewusstsein wachruft. Auch können noch
hierher gerechnet werden jene (krankhaften) Sinnestäuschungen, die
wir erst unter Beihülfe induktiver Schlüsse von sinnlichen Wahr-
nehmungen zu unterscheiden vermögen.
Drittens endlich: Indem sich gewisse Willensakte unmittelbar in
Bewegungen und Kraftentwickelung, Arbeitsleistung seiner Gliedmaassen
umsetzen, erscheint der Leib auch als das wiederum einzige *) Werk-
zeug, durch welches seinerseits der Geist auf die Aussenwelt einwirken
kann, deren kommende Zustände beeinflussend.
Die sowol unwillkürlichen als unbewussten Wechselwirkungen zwischen
Geist und Leib (deren Vorhandensein wir gleichwol durch induktive Schlüsse
erkennen), wie z. B. die Wirkung von Kummer oder Freude auf das körper-
liche Wohlbefinden, können hier ausser Betracht gelassen werden.
ψ) Wir haben uns hier der gewöhnlichen Ansicht angeschlossen,
der die selbständige Existenz der Aussenwelt, und in ihr auch die
unsrer Nebenmenschen, für unzweifelhaft, für ausgemacht gilt.
Dem gegenüber steht bekanntlich die Weltanschauung eines hervor-
ragenden Metaphysikers: George Berkeley's, nach welcher ganz allein der
Geist existirte, die Aussenwelt aber keine Wirklichkeit besässe, vielmehr nur
eine Vision, und ihre Objekte dem Ich von einem göttlichen Geiste vor-
gespiegelte Wahngebilde, subjektive Erscheinungen wären, das Leben also
*) Das Axiom: „Es gibt keine geistige Einwirkung ohne materielle Vermitte-
lung“ ist die Basis, auf welcher die gesamte Naturwissenschaft steht. Wer die-
selbe nicht anerkennt, ist dem Aberglauben in jeglicher Form preisgegeben.
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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/47>, abgerufen am 21.11.2024.
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