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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890.

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Einleitung.
anderes gekleidet hat (ibidem). Vielmehr ist es allemal eine haupt-
sächlich von psychologischen Momenten beherrschte, von vielen äusseren
Zufälligkeiten*) beeinflusste historische Entwickelung, in welcher eben
dies Zeichen als Name für das vorgestellte Ding sich herausgebildet hat.

r1) Diese Wahrnehmung ist schon geeignet, uns die Bemerkung
nahe zu legen, wie es wünschenswert sein muss, dass die Namen oder
Zeichen als solche auch noch eine zweite Anforderung erfüllen, die wir
einstweilen erst in unbestimmten Umrissen dahin charakterisiren können,
dass sie (aus einfacheren oder den einfachsten Zeichen) auch rationell
zusammengesetzt sein sollen.

Vielwörterige Namen, wie sie in Gestalt einer umständlichen Beschrei-
bung hergestellt und dann oft in Definitionen abgekürzt zu werden pflegen,
vermögen allerdings diese Anforderung in gewissem Grade zu erfüllen.

Zufolge zahlloser Unvollkommenheiten der Wortsprache, welche sich
zwar historisch erklären, doch nimmermehr sachlich rechtfertigen lassen, ist
aber zu ihrer Herstellung oft noch ein hohes Maass von Geschicklichkeit
erforderlich: es ist auf verschiedenen Gebieten noch förmlich eine Kunst,
mit Ausschliessung von Missverständnissen unzweifelhaft zu sagen, von was
man eigentlich reden wolle, und entspringen aus den erwähnten Unvoll-
kommenheiten Schwierigkeiten, mit welchen Redner und Schriftsteller, Unter-
richt und Gesetzgebung beständig ringen.

Es erwächst uns das Ziel, auf eine Vervollkommnung des elementaren
Bezeichnungssystems für unsre Ideenwelt hinzuarbeiten, auf welches wir noch
eingehender und wiederholt die Aufmerksamkeit zu richten haben werden.
Mit einigem Erfolg können wir dies aber erst thun, wenn wir in unsern
Betrachtungen weiter fortgeschritten sein werden.

s1) Ist so in der That die äusserliche Beschaffenheit eines Namens
immerhin nicht gleichgültig, so tritt solches Moment doch weit zurück
gegenüber einem andern: wir meinen die Konsequenz oder Disziplin
mit welcher das Zeichen gehandhabt wird. Diese, und nicht die Be-
schaffenheit seiner äussern Erscheinung, ist bei dem Zeichen die
Hauptsache.

Als das wesentliche oder fundamentale Erforderniss des Namens
und Zeichens haben wir es hinzustellen, dass das Zeichen bei denen,
die es brauchen, und denen, die es vernehmen, auch bei jeder Wieder-
holung (wenigstens innerhalb eines bestimmten Zeitbereiches) die gleiche
Vorstellung begleite oder erwecke, nämlich diejenige Vorstellung, welche
die Wahrnehmung oder Erkenntniss -- eventuell die Erfassung, Kon-
zeption, das Innewerden -- desselben Objektes in ihrem Geiste notwendig
erregen müsste (und, von subjektiven Störungen abgesehen, in jedem
eintretenden Falle auch wirklich erregt).

*) Vergl. z. B. Herrn Otto Behaghel's anregende und lehrreiche Schrift1.

Einleitung.
anderes gekleidet hat (ibidem). Vielmehr ist es allemal eine haupt-
sächlich von psychologischen Momenten beherrschte, von vielen äusseren
Zufälligkeiten*) beeinflusste historische Entwickelung, in welcher eben
dies Zeichen als Name für das vorgestellte Ding sich herausgebildet hat.

ϱ1) Diese Wahrnehmung ist schon geeignet, uns die Bemerkung
nahe zu legen, wie es wünschenswert sein muss, dass die Namen oder
Zeichen als solche auch noch eine zweite Anforderung erfüllen, die wir
einstweilen erst in unbestimmten Umrissen dahin charakterisiren können,
dass sie (aus einfacheren oder den einfachsten Zeichen) auch rationell
zusammengesetzt sein sollen.

Vielwörterige Namen, wie sie in Gestalt einer umständlichen Beschrei-
bung hergestellt und dann oft in Definitionen abgekürzt zu werden pflegen,
vermögen allerdings diese Anforderung in gewissem Grade zu erfüllen.

Zufolge zahlloser Unvollkommenheiten der Wortsprache, welche sich
zwar historisch erklären, doch nimmermehr sachlich rechtfertigen lassen, ist
aber zu ihrer Herstellung oft noch ein hohes Maass von Geschicklichkeit
erforderlich: es ist auf verschiedenen Gebieten noch förmlich eine Kunst,
mit Ausschliessung von Missverständnissen unzweifelhaft zu sagen, von was
man eigentlich reden wolle, und entspringen aus den erwähnten Unvoll-
kommenheiten Schwierigkeiten, mit welchen Redner und Schriftsteller, Unter-
richt und Gesetzgebung beständig ringen.

Es erwächst uns das Ziel, auf eine Vervollkommnung des elementaren
Bezeichnungssystems für unsre Ideenwelt hinzuarbeiten, auf welches wir noch
eingehender und wiederholt die Aufmerksamkeit zu richten haben werden.
Mit einigem Erfolg können wir dies aber erst thun, wenn wir in unsern
Betrachtungen weiter fortgeschritten sein werden.

σ1) Ist so in der That die äusserliche Beschaffenheit eines Namens
immerhin nicht gleichgültig, so tritt solches Moment doch weit zurück
gegenüber einem andern: wir meinen die Konsequenz oder Disziplin
mit welcher das Zeichen gehandhabt wird. Diese, und nicht die Be-
schaffenheit seiner äussern Erscheinung, ist bei dem Zeichen die
Hauptsache.

Als das wesentliche oder fundamentale Erforderniss des Namens
und Zeichens haben wir es hinzustellen, dass das Zeichen bei denen,
die es brauchen, und denen, die es vernehmen, auch bei jeder Wieder-
holung (wenigstens innerhalb eines bestimmten Zeitbereiches) die gleiche
Vorstellung begleite oder erwecke, nämlich diejenige Vorstellung, welche
die Wahrnehmung oder Erkenntniss — eventuell die Erfassung, Kon-
zeption, das Innewerden — desselben Objektes in ihrem Geiste notwendig
erregen müsste (und, von subjektiven Störungen abgesehen, in jedem
eintretenden Falle auch wirklich erregt).

*) Vergl. z. B. Herrn Otto Behaghel's anregende und lehrreiche Schrift1.
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[47/0067] Einleitung. anderes gekleidet hat (ibidem). Vielmehr ist es allemal eine haupt- sächlich von psychologischen Momenten beherrschte, von vielen äusseren Zufälligkeiten *) beeinflusste historische Entwickelung, in welcher eben dies Zeichen als Name für das vorgestellte Ding sich herausgebildet hat. ϱ1) Diese Wahrnehmung ist schon geeignet, uns die Bemerkung nahe zu legen, wie es wünschenswert sein muss, dass die Namen oder Zeichen als solche auch noch eine zweite Anforderung erfüllen, die wir einstweilen erst in unbestimmten Umrissen dahin charakterisiren können, dass sie (aus einfacheren oder den einfachsten Zeichen) auch rationell zusammengesetzt sein sollen. Vielwörterige Namen, wie sie in Gestalt einer umständlichen Beschrei- bung hergestellt und dann oft in Definitionen abgekürzt zu werden pflegen, vermögen allerdings diese Anforderung in gewissem Grade zu erfüllen. Zufolge zahlloser Unvollkommenheiten der Wortsprache, welche sich zwar historisch erklären, doch nimmermehr sachlich rechtfertigen lassen, ist aber zu ihrer Herstellung oft noch ein hohes Maass von Geschicklichkeit erforderlich: es ist auf verschiedenen Gebieten noch förmlich eine Kunst, mit Ausschliessung von Missverständnissen unzweifelhaft zu sagen, von was man eigentlich reden wolle, und entspringen aus den erwähnten Unvoll- kommenheiten Schwierigkeiten, mit welchen Redner und Schriftsteller, Unter- richt und Gesetzgebung beständig ringen. Es erwächst uns das Ziel, auf eine Vervollkommnung des elementaren Bezeichnungssystems für unsre Ideenwelt hinzuarbeiten, auf welches wir noch eingehender und wiederholt die Aufmerksamkeit zu richten haben werden. Mit einigem Erfolg können wir dies aber erst thun, wenn wir in unsern Betrachtungen weiter fortgeschritten sein werden. σ1) Ist so in der That die äusserliche Beschaffenheit eines Namens immerhin nicht gleichgültig, so tritt solches Moment doch weit zurück gegenüber einem andern: wir meinen die Konsequenz oder Disziplin mit welcher das Zeichen gehandhabt wird. Diese, und nicht die Be- schaffenheit seiner äussern Erscheinung, ist bei dem Zeichen die Hauptsache. Als das wesentliche oder fundamentale Erforderniss des Namens und Zeichens haben wir es hinzustellen, dass das Zeichen bei denen, die es brauchen, und denen, die es vernehmen, auch bei jeder Wieder- holung (wenigstens innerhalb eines bestimmten Zeitbereiches) die gleiche Vorstellung begleite oder erwecke, nämlich diejenige Vorstellung, welche die Wahrnehmung oder Erkenntniss — eventuell die Erfassung, Kon- zeption, das Innewerden — desselben Objektes in ihrem Geiste notwendig erregen müsste (und, von subjektiven Störungen abgesehen, in jedem eintretenden Falle auch wirklich erregt). *) Vergl. z. B. Herrn Otto Behaghel's anregende und lehrreiche Schrift1.

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Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/67>, abgerufen am 04.12.2024.