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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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des gesucht. Und doch haben sich selbst mitten in dem
mexikanischen Götzendienst, wie ihn uns Clavigero be-
schreibt, durch einige alte Sagen Spuren einer viel
höheren, besseren Weisheit erhalten, die auch an je-
nen Völkern in der ältesten Zeit vorübergegangen seyn
muß. *)

Es können uns die gewaltsamen Mittel, wodurch
das jüngere Heidenthum jene falsche Begeisterung er-
zwungen, belehren, wie verschieden der höhere Ein-
fluß, welcher die ältere Welt begeistert, von jenem ge-
wesen, dem sich die schon aus der ersten Unschuld ab-
gewichene jüngere ergeben. Wir finden allerdings
(selbst aus der Sage jener begeisternden Dämpfe und
Quellen leuchtet dieses hervor) auch diese in einem
Zusammenhang und innigen Verein mit der Natur,
aber mit der untergeordneten, mit der Natur im en-
geren Sinne. Dagegen war es, wie wir schon früher
gesehen, der höhere (göttliche) Einfluß, aus welchem
diese Natur und der Mensch geworden, dessen Licht der
Mensch Anfangs in der Natur gesehen. Bis, als
bey dem Erwachen des eignen Willens dem Menschen
der Gott aus der Natur gewichen war, das leicht ir-

*) Doch ist die Wahrheit, besonders in den religiösen Sagen
dieser amerikanischen Völker wie durch einen Geist der der
Wahrheit geradezu entgegen strebt, sonderbar verkehrt und
verdreht, und das Beste, wie durch die Einwirkung eines
unbegreiflichen schlimmen Willens, gerade zum Schlimmsten
gewendet.
G 2

des geſucht. Und doch haben ſich ſelbſt mitten in dem
mexikaniſchen Goͤtzendienſt, wie ihn uns Clavigero be-
ſchreibt, durch einige alte Sagen Spuren einer viel
hoͤheren, beſſeren Weisheit erhalten, die auch an je-
nen Voͤlkern in der aͤlteſten Zeit voruͤbergegangen ſeyn
muß. *)

Es koͤnnen uns die gewaltſamen Mittel, wodurch
das juͤngere Heidenthum jene falſche Begeiſterung er-
zwungen, belehren, wie verſchieden der hoͤhere Ein-
fluß, welcher die aͤltere Welt begeiſtert, von jenem ge-
weſen, dem ſich die ſchon aus der erſten Unſchuld ab-
gewichene juͤngere ergeben. Wir finden allerdings
(ſelbſt aus der Sage jener begeiſternden Daͤmpfe und
Quellen leuchtet dieſes hervor) auch dieſe in einem
Zuſammenhang und innigen Verein mit der Natur,
aber mit der untergeordneten, mit der Natur im en-
geren Sinne. Dagegen war es, wie wir ſchon fruͤher
geſehen, der hoͤhere (goͤttliche) Einfluß, aus welchem
dieſe Natur und der Menſch geworden, deſſen Licht der
Menſch Anfangs in der Natur geſehen. Bis, als
bey dem Erwachen des eignen Willens dem Menſchen
der Gott aus der Natur gewichen war, das leicht ir-

*) Doch iſt die Wahrheit, beſonders in den religioͤſen Sagen
dieſer amerikaniſchen Voͤlker wie durch einen Geiſt der der
Wahrheit geradezu entgegen ſtrebt, ſonderbar verkehrt und
verdreht, und das Beſte, wie durch die Einwirkung eines
unbegreiflichen ſchlimmen Willens, gerade zum Schlimmſten
gewendet.
G 2
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[99/0113] des geſucht. Und doch haben ſich ſelbſt mitten in dem mexikaniſchen Goͤtzendienſt, wie ihn uns Clavigero be- ſchreibt, durch einige alte Sagen Spuren einer viel hoͤheren, beſſeren Weisheit erhalten, die auch an je- nen Voͤlkern in der aͤlteſten Zeit voruͤbergegangen ſeyn muß. *) Es koͤnnen uns die gewaltſamen Mittel, wodurch das juͤngere Heidenthum jene falſche Begeiſterung er- zwungen, belehren, wie verſchieden der hoͤhere Ein- fluß, welcher die aͤltere Welt begeiſtert, von jenem ge- weſen, dem ſich die ſchon aus der erſten Unſchuld ab- gewichene juͤngere ergeben. Wir finden allerdings (ſelbſt aus der Sage jener begeiſternden Daͤmpfe und Quellen leuchtet dieſes hervor) auch dieſe in einem Zuſammenhang und innigen Verein mit der Natur, aber mit der untergeordneten, mit der Natur im en- geren Sinne. Dagegen war es, wie wir ſchon fruͤher geſehen, der hoͤhere (goͤttliche) Einfluß, aus welchem dieſe Natur und der Menſch geworden, deſſen Licht der Menſch Anfangs in der Natur geſehen. Bis, als bey dem Erwachen des eignen Willens dem Menſchen der Gott aus der Natur gewichen war, das leicht ir- *) Doch iſt die Wahrheit, beſonders in den religioͤſen Sagen dieſer amerikaniſchen Voͤlker wie durch einen Geiſt der der Wahrheit geradezu entgegen ſtrebt, ſonderbar verkehrt und verdreht, und das Beſte, wie durch die Einwirkung eines unbegreiflichen ſchlimmen Willens, gerade zum Schlimmſten gewendet. G 2

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/113>, abgerufen am 23.11.2024.