Schlimmste das Vergießen von Menschenblut ge- wesen.
Wir wissen nämlich aus der Geschichte jener Zeit, daß die Orakel mit den Menschenopfern zugleich auf- hörten, daß beyde innig zusammenhiengen. Beyspie- le, wo Menschenopfer durch Aussprüche des Orakels sel- ber verlangt wurden, sind aus dem Alterthum häufig bekannt. Es giebt überall -- nicht blos in Griechen- land -- das jüngere Heydenthum sein innres Verder- ben in Menschenopfern und andren Grausamkeiten zu er- kennen, welche durch Schauder und durch das Ent- setzen des Gemüths vor grausam vergoßnem Blute, jenen Wahnsinn und die schlimme Gewalt der Natur über die menschliche Seele unterhielten. So wurde auch der Götzendienst zu Mexico, in welchem das spätere Heidenthum in seiner tiefsten Verworfenheit er- scheint, mit jener blutigen Vermählung einer unschuldi- gen Jungfrau begonnen, womit dieses Reich seine Größe und seine fürchterliche Gewalt über andre Völ- ker begründet, und der blutgierige Kriegergeist dieses Volkes durch unzählige jährliche Menschenopfer groß genährt. Es wurde hier, wie anderwärts, die wilde Gluth eines an der menschlichen Natur, -- wenn diese als durchaus gutartig angenommen wird -- un- begreiflichen Greueldienstes, durch das rauchende Blut des eignen Geschlechts angefacht, und die Nähe der höheren Welt, die sich jener ausgearteten Zeit entzo- gen, in dem Anblick und beständigen Umgang des To-
Schlimmſte das Vergießen von Menſchenblut ge- weſen.
Wir wiſſen naͤmlich aus der Geſchichte jener Zeit, daß die Orakel mit den Menſchenopfern zugleich auf- hoͤrten, daß beyde innig zuſammenhiengen. Beyſpie- le, wo Menſchenopfer durch Ausſpruͤche des Orakels ſel- ber verlangt wurden, ſind aus dem Alterthum haͤufig bekannt. Es giebt uͤberall — nicht blos in Griechen- land — das juͤngere Heydenthum ſein innres Verder- ben in Menſchenopfern und andren Grauſamkeiten zu er- kennen, welche durch Schauder und durch das Ent- ſetzen des Gemuͤths vor grauſam vergoßnem Blute, jenen Wahnſinn und die ſchlimme Gewalt der Natur uͤber die menſchliche Seele unterhielten. So wurde auch der Goͤtzendienſt zu Mexico, in welchem das ſpaͤtere Heidenthum in ſeiner tiefſten Verworfenheit er- ſcheint, mit jener blutigen Vermaͤhlung einer unſchuldi- gen Jungfrau begonnen, womit dieſes Reich ſeine Groͤße und ſeine fuͤrchterliche Gewalt uͤber andre Voͤl- ker begruͤndet, und der blutgierige Kriegergeiſt dieſes Volkes durch unzaͤhlige jaͤhrliche Menſchenopfer groß genaͤhrt. Es wurde hier, wie anderwaͤrts, die wilde Gluth eines an der menſchlichen Natur, — wenn dieſe als durchaus gutartig angenommen wird — un- begreiflichen Greueldienſtes, durch das rauchende Blut des eignen Geſchlechts angefacht, und die Naͤhe der hoͤheren Welt, die ſich jener ausgearteten Zeit entzo- gen, in dem Anblick und beſtaͤndigen Umgang des To-
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Schlimmſte das Vergießen von Menſchenblut ge-
weſen.
Wir wiſſen naͤmlich aus der Geſchichte jener Zeit,
daß die Orakel mit den Menſchenopfern zugleich auf-
hoͤrten, daß beyde innig zuſammenhiengen. Beyſpie-
le, wo Menſchenopfer durch Ausſpruͤche des Orakels ſel-
ber verlangt wurden, ſind aus dem Alterthum haͤufig
bekannt. Es giebt uͤberall — nicht blos in Griechen-
land — das juͤngere Heydenthum ſein innres Verder-
ben in Menſchenopfern und andren Grauſamkeiten zu er-
kennen, welche durch Schauder und durch das Ent-
ſetzen des Gemuͤths vor grauſam vergoßnem Blute,
jenen Wahnſinn und die ſchlimme Gewalt der Natur
uͤber die menſchliche Seele unterhielten. So wurde
auch der Goͤtzendienſt zu Mexico, in welchem das
ſpaͤtere Heidenthum in ſeiner tiefſten Verworfenheit er-
ſcheint, mit jener blutigen Vermaͤhlung einer unſchuldi-
gen Jungfrau begonnen, womit dieſes Reich ſeine
Groͤße und ſeine fuͤrchterliche Gewalt uͤber andre Voͤl-
ker begruͤndet, und der blutgierige Kriegergeiſt dieſes
Volkes durch unzaͤhlige jaͤhrliche Menſchenopfer groß
genaͤhrt. Es wurde hier, wie anderwaͤrts, die wilde
Gluth eines an der menſchlichen Natur, — wenn
dieſe als durchaus gutartig angenommen wird — un-
begreiflichen Greueldienſtes, durch das rauchende Blut
des eignen Geſchlechts angefacht, und die Naͤhe der
hoͤheren Welt, die ſich jener ausgearteten Zeit entzo-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/112>, abgerufen am 27.11.2024.
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