Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Das älteste Verhältniß des Menschen zu der Na-
tur, die lebendige Harmonie des Einzelnen mit dem
Ganzen, der Zusammenhang eines jetzigen Daseyns
mit einem zukünftigen höheren, und wie sich der Keim
des neuen zukünftigen Lebens in der Mitte des jetzigen
allmälig entfalte, werden demnach die Hauptgegen-
stände dieser meiner Arbeit seyn. Damit ich meine Zu-
hörer so weit als möglich in den Stand setzen möge,
gleich Anfangs über den Gang dieser Untersuchungen zu
urtheilen, will ich jezt den Innhalt derselben wie in einem
Gemählde der Seele vorüber führen, damit zugleich
der Sinn des Ganzen, welcher aus dem Gesammtein-
druck von der Phantasie leicht ergriffen wird, hernach
auch in den einzelnen Theilen leichter verstanden wer-
de. Und zwar werde ich hierbey vorzüglich jene Züge
hervorheben, aus welchen der Zweck des Ganzen am
leichtesten erkannt wird, und mich deshalb bey dem
Innhalt einiger der nächsten Vorlesungen, welche von
dem ältesten und ursprünglichen Verhältniß des Men-
schen zur Natur (von seinem Naturzustand) handeln
werden, am längsten verweilen.

Wir werden zuerst, über den Ursprung unsres
Geschlechts, über das älteste Verhältniß desselben zur
Natur, die heilige Sage der ältesten Völker befragen.
Einstimmig werden uns Alle, Egypter und Indier,
Chinesen und Mexicaner, ja Isländer und Schweden,
die Kunde einer hohen, untergegangenen Naturweisheit,
und einer frühen Blüthenzeit der Cultur unsres Ge-

A 2

Das aͤlteſte Verhaͤltniß des Menſchen zu der Na-
tur, die lebendige Harmonie des Einzelnen mit dem
Ganzen, der Zuſammenhang eines jetzigen Daſeyns
mit einem zukuͤnftigen hoͤheren, und wie ſich der Keim
des neuen zukuͤnftigen Lebens in der Mitte des jetzigen
allmaͤlig entfalte, werden demnach die Hauptgegen-
ſtaͤnde dieſer meiner Arbeit ſeyn. Damit ich meine Zu-
hoͤrer ſo weit als moͤglich in den Stand ſetzen moͤge,
gleich Anfangs uͤber den Gang dieſer Unterſuchungen zu
urtheilen, will ich jezt den Innhalt derſelben wie in einem
Gemaͤhlde der Seele voruͤber fuͤhren, damit zugleich
der Sinn des Ganzen, welcher aus dem Geſammtein-
druck von der Phantaſie leicht ergriffen wird, hernach
auch in den einzelnen Theilen leichter verſtanden wer-
de. Und zwar werde ich hierbey vorzuͤglich jene Zuͤge
hervorheben, aus welchen der Zweck des Ganzen am
leichteſten erkannt wird, und mich deshalb bey dem
Innhalt einiger der naͤchſten Vorleſungen, welche von
dem aͤlteſten und urſpruͤnglichen Verhaͤltniß des Men-
ſchen zur Natur (von ſeinem Naturzuſtand) handeln
werden, am laͤngſten verweilen.

Wir werden zuerſt, uͤber den Urſprung unſres
Geſchlechts, uͤber das aͤlteſte Verhaͤltniß deſſelben zur
Natur, die heilige Sage der aͤlteſten Voͤlker befragen.
Einſtimmig werden uns Alle, Egypter und Indier,
Chineſen und Mexicaner, ja Islaͤnder und Schweden,
die Kunde einer hohen, untergegangenen Naturweisheit,
und einer fruͤhen Bluͤthenzeit der Cultur unſres Ge-

A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0017" n="3"/>
        <p>Das a&#x0364;lte&#x017F;te Verha&#x0364;ltniß des Men&#x017F;chen zu der Na-<lb/>
tur, die lebendige Harmonie des Einzelnen mit dem<lb/>
Ganzen, der Zu&#x017F;ammenhang eines jetzigen Da&#x017F;eyns<lb/>
mit einem zuku&#x0364;nftigen ho&#x0364;heren, und wie &#x017F;ich der Keim<lb/>
des neuen zuku&#x0364;nftigen Lebens in der Mitte des jetzigen<lb/>
allma&#x0364;lig entfalte, werden demnach die Hauptgegen-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde die&#x017F;er meiner Arbeit &#x017F;eyn. Damit ich meine Zu-<lb/>
ho&#x0364;rer &#x017F;o weit als mo&#x0364;glich in den Stand &#x017F;etzen mo&#x0364;ge,<lb/>
gleich Anfangs u&#x0364;ber den Gang die&#x017F;er Unter&#x017F;uchungen zu<lb/>
urtheilen, will ich jezt den Innhalt der&#x017F;elben wie in einem<lb/>
Gema&#x0364;hlde der Seele voru&#x0364;ber fu&#x0364;hren, damit zugleich<lb/>
der Sinn des Ganzen, welcher aus dem Ge&#x017F;ammtein-<lb/>
druck von der Phanta&#x017F;ie leicht ergriffen wird, hernach<lb/>
auch in den einzelnen Theilen leichter ver&#x017F;tanden wer-<lb/>
de. Und zwar werde ich hierbey vorzu&#x0364;glich jene Zu&#x0364;ge<lb/>
hervorheben, aus welchen der Zweck des Ganzen am<lb/>
leichte&#x017F;ten erkannt wird, und mich deshalb bey dem<lb/>
Innhalt einiger der na&#x0364;ch&#x017F;ten Vorle&#x017F;ungen, welche von<lb/>
dem a&#x0364;lte&#x017F;ten und ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Verha&#x0364;ltniß des Men-<lb/>
&#x017F;chen zur Natur (von &#x017F;einem Naturzu&#x017F;tand) handeln<lb/>
werden, am la&#x0364;ng&#x017F;ten verweilen.</p><lb/>
        <p>Wir werden zuer&#x017F;t, u&#x0364;ber den Ur&#x017F;prung un&#x017F;res<lb/>
Ge&#x017F;chlechts, u&#x0364;ber das a&#x0364;lte&#x017F;te Verha&#x0364;ltniß de&#x017F;&#x017F;elben zur<lb/>
Natur, die heilige Sage der a&#x0364;lte&#x017F;ten Vo&#x0364;lker befragen.<lb/>
Ein&#x017F;timmig werden uns Alle, Egypter und Indier,<lb/>
Chine&#x017F;en und Mexicaner, ja Isla&#x0364;nder und Schweden,<lb/>
die Kunde einer hohen, untergegangenen Naturweisheit,<lb/>
und einer fru&#x0364;hen Blu&#x0364;thenzeit der Cultur un&#x017F;res Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0017] Das aͤlteſte Verhaͤltniß des Menſchen zu der Na- tur, die lebendige Harmonie des Einzelnen mit dem Ganzen, der Zuſammenhang eines jetzigen Daſeyns mit einem zukuͤnftigen hoͤheren, und wie ſich der Keim des neuen zukuͤnftigen Lebens in der Mitte des jetzigen allmaͤlig entfalte, werden demnach die Hauptgegen- ſtaͤnde dieſer meiner Arbeit ſeyn. Damit ich meine Zu- hoͤrer ſo weit als moͤglich in den Stand ſetzen moͤge, gleich Anfangs uͤber den Gang dieſer Unterſuchungen zu urtheilen, will ich jezt den Innhalt derſelben wie in einem Gemaͤhlde der Seele voruͤber fuͤhren, damit zugleich der Sinn des Ganzen, welcher aus dem Geſammtein- druck von der Phantaſie leicht ergriffen wird, hernach auch in den einzelnen Theilen leichter verſtanden wer- de. Und zwar werde ich hierbey vorzuͤglich jene Zuͤge hervorheben, aus welchen der Zweck des Ganzen am leichteſten erkannt wird, und mich deshalb bey dem Innhalt einiger der naͤchſten Vorleſungen, welche von dem aͤlteſten und urſpruͤnglichen Verhaͤltniß des Men- ſchen zur Natur (von ſeinem Naturzuſtand) handeln werden, am laͤngſten verweilen. Wir werden zuerſt, uͤber den Urſprung unſres Geſchlechts, uͤber das aͤlteſte Verhaͤltniß deſſelben zur Natur, die heilige Sage der aͤlteſten Voͤlker befragen. Einſtimmig werden uns Alle, Egypter und Indier, Chineſen und Mexicaner, ja Islaͤnder und Schweden, die Kunde einer hohen, untergegangenen Naturweisheit, und einer fruͤhen Bluͤthenzeit der Cultur unſres Ge- A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/17
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/17>, abgerufen am 21.11.2024.