eine solche Arbeit für sehr entbehrlich halten würde. Wenn man sich daher in meinen Vorträgen eine voll- ständige Uebersicht über den Innhalt der gesammten Naturwissenschaft, seit den vielfältigen Entdeckungen und Erweiterungen der letzten Jahrzehende verspro- chen, so wird man sich getäuscht finden. -- Nicht minder werden vielleicht selbst die Gegenstände von de- nen ein großer Theil dieser Vorlesungen handeln wird, Einigen unerwartet und ungelegen kommen. Wir werden nämlich in diesen Abendstunden, jene Nachtsei- te der Naturwissenschaft, welche bisher öfters außer Acht gelassen worden, mit nicht geringerem Ernst als andre allgemeiner anerkannte Gegenstände betrachten, und von verschiedenen jener Gegenstände die man zu dem Gebiet des sogenannten Wunderglaubens gezählt hat, handeln. Nicht in der Absicht, daß durch diese Untersuchungen vergessene oder müßig gelegene Thatsa- chen blos einmal hervorgeholt, und der Menge gezeigt würden, oder daß ich in ihnen eine Vertheidigung und Rechtfertigung derselben übernähme, deren reine That- sachen niemals bedürfen werden. Vielmehr habe ich meinen Vorlesungen zum Theil diesen Innhalt ge- wählt, weil es mir schien, als ob aus der Zusammen- stellung jener, von Vielen verkannten Erscheinungen, ein eigenthümliches Licht, auch über alle andren Thei- le der Naturwissenschaft verbreitet würde, in welchem sich diese leichter und glücklicher zu jenem Ganzen verei- nigen ließen, das ich in dem kurzen Umfang dieser Untersuchungen aufzustellen bemüht seyn werde.
eine ſolche Arbeit fuͤr ſehr entbehrlich halten wuͤrde. Wenn man ſich daher in meinen Vortraͤgen eine voll- ſtaͤndige Ueberſicht uͤber den Innhalt der geſammten Naturwiſſenſchaft, ſeit den vielfaͤltigen Entdeckungen und Erweiterungen der letzten Jahrzehende verſpro- chen, ſo wird man ſich getaͤuſcht finden. — Nicht minder werden vielleicht ſelbſt die Gegenſtaͤnde von de- nen ein großer Theil dieſer Vorleſungen handeln wird, Einigen unerwartet und ungelegen kommen. Wir werden naͤmlich in dieſen Abendſtunden, jene Nachtſei- te der Naturwiſſenſchaft, welche bisher oͤfters außer Acht gelaſſen worden, mit nicht geringerem Ernſt als andre allgemeiner anerkannte Gegenſtaͤnde betrachten, und von verſchiedenen jener Gegenſtaͤnde die man zu dem Gebiet des ſogenannten Wunderglaubens gezaͤhlt hat, handeln. Nicht in der Abſicht, daß durch dieſe Unterſuchungen vergeſſene oder muͤßig gelegene Thatſa- chen blos einmal hervorgeholt, und der Menge gezeigt wuͤrden, oder daß ich in ihnen eine Vertheidigung und Rechtfertigung derſelben uͤbernaͤhme, deren reine That- ſachen niemals beduͤrfen werden. Vielmehr habe ich meinen Vorleſungen zum Theil dieſen Innhalt ge- waͤhlt, weil es mir ſchien, als ob aus der Zuſammen- ſtellung jener, von Vielen verkannten Erſcheinungen, ein eigenthuͤmliches Licht, auch uͤber alle andren Thei- le der Naturwiſſenſchaft verbreitet wuͤrde, in welchem ſich dieſe leichter und gluͤcklicher zu jenem Ganzen verei- nigen ließen, das ich in dem kurzen Umfang dieſer Unterſuchungen aufzuſtellen bemuͤht ſeyn werde.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0016"n="2"/>
eine ſolche Arbeit fuͤr ſehr entbehrlich halten wuͤrde.<lb/>
Wenn man ſich daher in meinen Vortraͤgen eine voll-<lb/>ſtaͤndige Ueberſicht uͤber den Innhalt der geſammten<lb/>
Naturwiſſenſchaft, ſeit den vielfaͤltigen Entdeckungen<lb/>
und Erweiterungen der letzten Jahrzehende verſpro-<lb/>
chen, ſo wird man ſich getaͤuſcht finden. — Nicht<lb/>
minder werden vielleicht ſelbſt die Gegenſtaͤnde von de-<lb/>
nen ein großer Theil dieſer Vorleſungen handeln wird,<lb/>
Einigen unerwartet und ungelegen kommen. Wir<lb/>
werden naͤmlich in dieſen Abendſtunden, jene Nachtſei-<lb/>
te der Naturwiſſenſchaft, welche bisher oͤfters außer<lb/>
Acht gelaſſen worden, mit nicht geringerem Ernſt als<lb/>
andre allgemeiner anerkannte Gegenſtaͤnde betrachten,<lb/>
und von verſchiedenen jener Gegenſtaͤnde die man zu<lb/>
dem Gebiet des ſogenannten Wunderglaubens gezaͤhlt<lb/>
hat, handeln. Nicht in der Abſicht, daß durch dieſe<lb/>
Unterſuchungen vergeſſene oder muͤßig gelegene Thatſa-<lb/>
chen blos einmal hervorgeholt, und der Menge gezeigt<lb/>
wuͤrden, oder daß ich in ihnen eine Vertheidigung und<lb/>
Rechtfertigung derſelben uͤbernaͤhme, deren reine That-<lb/>ſachen niemals beduͤrfen werden. Vielmehr habe ich<lb/>
meinen Vorleſungen zum Theil <hirendition="#g">dieſen</hi> Innhalt ge-<lb/>
waͤhlt, weil es mir ſchien, als ob aus der Zuſammen-<lb/>ſtellung jener, von Vielen verkannten Erſcheinungen,<lb/>
ein eigenthuͤmliches Licht, auch uͤber alle andren Thei-<lb/>
le der Naturwiſſenſchaft verbreitet wuͤrde, in welchem<lb/>ſich dieſe leichter und gluͤcklicher zu jenem Ganzen verei-<lb/>
nigen ließen, das ich in dem kurzen Umfang dieſer<lb/>
Unterſuchungen aufzuſtellen bemuͤht ſeyn werde.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[2/0016]
eine ſolche Arbeit fuͤr ſehr entbehrlich halten wuͤrde.
Wenn man ſich daher in meinen Vortraͤgen eine voll-
ſtaͤndige Ueberſicht uͤber den Innhalt der geſammten
Naturwiſſenſchaft, ſeit den vielfaͤltigen Entdeckungen
und Erweiterungen der letzten Jahrzehende verſpro-
chen, ſo wird man ſich getaͤuſcht finden. — Nicht
minder werden vielleicht ſelbſt die Gegenſtaͤnde von de-
nen ein großer Theil dieſer Vorleſungen handeln wird,
Einigen unerwartet und ungelegen kommen. Wir
werden naͤmlich in dieſen Abendſtunden, jene Nachtſei-
te der Naturwiſſenſchaft, welche bisher oͤfters außer
Acht gelaſſen worden, mit nicht geringerem Ernſt als
andre allgemeiner anerkannte Gegenſtaͤnde betrachten,
und von verſchiedenen jener Gegenſtaͤnde die man zu
dem Gebiet des ſogenannten Wunderglaubens gezaͤhlt
hat, handeln. Nicht in der Abſicht, daß durch dieſe
Unterſuchungen vergeſſene oder muͤßig gelegene Thatſa-
chen blos einmal hervorgeholt, und der Menge gezeigt
wuͤrden, oder daß ich in ihnen eine Vertheidigung und
Rechtfertigung derſelben uͤbernaͤhme, deren reine That-
ſachen niemals beduͤrfen werden. Vielmehr habe ich
meinen Vorleſungen zum Theil dieſen Innhalt ge-
waͤhlt, weil es mir ſchien, als ob aus der Zuſammen-
ſtellung jener, von Vielen verkannten Erſcheinungen,
ein eigenthuͤmliches Licht, auch uͤber alle andren Thei-
le der Naturwiſſenſchaft verbreitet wuͤrde, in welchem
ſich dieſe leichter und gluͤcklicher zu jenem Ganzen verei-
nigen ließen, das ich in dem kurzen Umfang dieſer
Unterſuchungen aufzuſtellen bemuͤht ſeyn werde.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/16>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.