auch nicht an dem Glück des frühesten Erwachens zum neuen Tagewerk zur Seite stehen dürfen.
Es wäre lächerlich, dem Kepler die Kenntniß der allgemeinen Anziehung und Schwere abzusprechen. Sogar den Hauptinnhalt und das endliche Resultat der Arbeiten des Neuton, von den Neutonianen selber verkannt, und erst künftigen Zeiten zum Aussprechen gegeben, hat Kepler deutlicher gekannt, und in die Ursa- che der Bewegung der untergeordneten Welten um ei- nen Centralkörper und der elliptischen Gestalt der Bahnen, in die Ursache der allgemeinen Anziehung, tie- fere Blicke gethan, als Neuton, wie sich dieses ander- wärts wird zeigen lassen. *) Ja selbst die Ausfüh- rung jener Ideen, in dem Gesetz der Schwere, hat sei- nem seltnen Geist so nahe gelegen, daß er es nicht oh- ne Ausführung gelassen hätte, wenn seine weiterstre- bende Natur überhaupt zu dem Ausarbeiten des Einzel- nen und Besondern wäre gemacht gewesen. Denn es kann in der zeugenden und belebenden Ursache nicht zu- gleich die Eigenschaft des langsamen mütterlichen Aus- bildens liegen, und wozu die geringere Kraft der größern Menge, in einer lang anhaltenden Arbeit wohl hinreicht, das trägt die Natur nicht jenen Seltenen auf, deren höheres Tagewerk kein Andrer vollenden
*) Er leitete die Bewegung der Weltkörper um die Sonne, in einem spätern Werke schon sehr deutlich aus der Wech- selwirkung beyder her.
auch nicht an dem Gluͤck des fruͤheſten Erwachens zum neuen Tagewerk zur Seite ſtehen duͤrfen.
Es waͤre laͤcherlich, dem Kepler die Kenntniß der allgemeinen Anziehung und Schwere abzuſprechen. Sogar den Hauptinnhalt und das endliche Reſultat der Arbeiten des Neuton, von den Neutonianen ſelber verkannt, und erſt kuͤnftigen Zeiten zum Ausſprechen gegeben, hat Kepler deutlicher gekannt, und in die Urſa- che der Bewegung der untergeordneten Welten um ei- nen Centralkoͤrper und der elliptiſchen Geſtalt der Bahnen, in die Urſache der allgemeinen Anziehung, tie- fere Blicke gethan, als Neuton, wie ſich dieſes ander- waͤrts wird zeigen laſſen. *) Ja ſelbſt die Ausfuͤh- rung jener Ideen, in dem Geſetz der Schwere, hat ſei- nem ſeltnen Geiſt ſo nahe gelegen, daß er es nicht oh- ne Ausfuͤhrung gelaſſen haͤtte, wenn ſeine weiterſtre- bende Natur uͤberhaupt zu dem Ausarbeiten des Einzel- nen und Beſondern waͤre gemacht geweſen. Denn es kann in der zeugenden und belebenden Urſache nicht zu- gleich die Eigenſchaft des langſamen muͤtterlichen Aus- bildens liegen, und wozu die geringere Kraft der groͤßern Menge, in einer lang anhaltenden Arbeit wohl hinreicht, das traͤgt die Natur nicht jenen Seltenen auf, deren hoͤheres Tagewerk kein Andrer vollenden
*) Er leitete die Bewegung der Weltkoͤrper um die Sonne, in einem ſpaͤtern Werke ſchon ſehr deutlich aus der Wech- ſelwirkung beyder her.
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auch nicht an dem Gluͤck des fruͤheſten Erwachens zum
neuen Tagewerk zur Seite ſtehen duͤrfen.
Es waͤre laͤcherlich, dem Kepler die Kenntniß
der allgemeinen Anziehung und Schwere abzuſprechen.
Sogar den Hauptinnhalt und das endliche Reſultat der
Arbeiten des Neuton, von den Neutonianen ſelber
verkannt, und erſt kuͤnftigen Zeiten zum Ausſprechen
gegeben, hat Kepler deutlicher gekannt, und in die Urſa-
che der Bewegung der untergeordneten Welten um ei-
nen Centralkoͤrper und der elliptiſchen Geſtalt der
Bahnen, in die Urſache der allgemeinen Anziehung, tie-
fere Blicke gethan, als Neuton, wie ſich dieſes ander-
waͤrts wird zeigen laſſen. *) Ja ſelbſt die Ausfuͤh-
rung jener Ideen, in dem Geſetz der Schwere, hat ſei-
nem ſeltnen Geiſt ſo nahe gelegen, daß er es nicht oh-
ne Ausfuͤhrung gelaſſen haͤtte, wenn ſeine weiterſtre-
bende Natur uͤberhaupt zu dem Ausarbeiten des Einzel-
nen und Beſondern waͤre gemacht geweſen. Denn es
kann in der zeugenden und belebenden Urſache nicht zu-
gleich die Eigenſchaft des langſamen muͤtterlichen Aus-
bildens liegen, und wozu die geringere Kraft der
groͤßern Menge, in einer lang anhaltenden Arbeit wohl
hinreicht, das traͤgt die Natur nicht jenen Seltenen
auf, deren hoͤheres Tagewerk kein Andrer vollenden
*) Er leitete die Bewegung der Weltkoͤrper um die Sonne,
in einem ſpaͤtern Werke ſchon ſehr deutlich aus der Wech-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/173>, abgerufen am 21.11.2024.
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