Siebente Vorlesung. Von der sogenannten anorganischen Natur.
Wenn die Materie, je näher sie ihrem Ursprung, jenem Zustand der reinen Lebensempfänglichkeit der sie bey ihrem Entstehen auszeichnet, stehet, einer um so vollkommneren und höheren Lebenswirkung fähig, wenn sie auf dieser frühern Stufe ihres Daseyns einer viel innigeren Gemeinschaft mit dem höheren Einfluß theilhaftig ist; so finden wir sie dagegen in jenem Zu- stand, worinnen wir den größten Theil der uns um- gebenden Natur erblicken, dem Anschein nach aller selbstständigen Thätigkeit nach außen beraubt, und gleichsam gefühllos für alle höheren Einflüsse. Nur in Einem beständigen Streben, dem der Schwere, der innigen Vereinigung mit der Gesammtmasse des Pla- neten, sehen wir jede andre Thätigkeit verschlungen, und die Welt der anorganischen Körper scheint zu be-
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Siebente Vorleſung. Von der ſogenannten anorganiſchen Natur.
Wenn die Materie, je naͤher ſie ihrem Urſprung, jenem Zuſtand der reinen Lebensempfaͤnglichkeit der ſie bey ihrem Entſtehen auszeichnet, ſtehet, einer um ſo vollkommneren und hoͤheren Lebenswirkung faͤhig, wenn ſie auf dieſer fruͤhern Stufe ihres Daſeyns einer viel innigeren Gemeinſchaft mit dem hoͤheren Einfluß theilhaftig iſt; ſo finden wir ſie dagegen in jenem Zu- ſtand, worinnen wir den groͤßten Theil der uns um- gebenden Natur erblicken, dem Anſchein nach aller ſelbſtſtaͤndigen Thaͤtigkeit nach außen beraubt, und gleichſam gefuͤhllos fuͤr alle hoͤheren Einfluͤſſe. Nur in Einem beſtaͤndigen Streben, dem der Schwere, der innigen Vereinigung mit der Geſammtmaſſe des Pla- neten, ſehen wir jede andre Thaͤtigkeit verſchlungen, und die Welt der anorganiſchen Koͤrper ſcheint zu be-
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Siebente Vorleſung.
Von der ſogenannten anorganiſchen
Natur.
Wenn die Materie, je naͤher ſie ihrem Urſprung,
jenem Zuſtand der reinen Lebensempfaͤnglichkeit der ſie
bey ihrem Entſtehen auszeichnet, ſtehet, einer um ſo
vollkommneren und hoͤheren Lebenswirkung faͤhig,
wenn ſie auf dieſer fruͤhern Stufe ihres Daſeyns einer
viel innigeren Gemeinſchaft mit dem hoͤheren Einfluß
theilhaftig iſt; ſo finden wir ſie dagegen in jenem Zu-
ſtand, worinnen wir den groͤßten Theil der uns um-
gebenden Natur erblicken, dem Anſchein nach aller
ſelbſtſtaͤndigen Thaͤtigkeit nach außen beraubt, und
gleichſam gefuͤhllos fuͤr alle hoͤheren Einfluͤſſe. Nur
in Einem beſtaͤndigen Streben, dem der Schwere, der
innigen Vereinigung mit der Geſammtmaſſe des Pla-
neten, ſehen wir jede andre Thaͤtigkeit verſchlungen,
und die Welt der anorganiſchen Koͤrper ſcheint zu be-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/191>, abgerufen am 24.11.2024.
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