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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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chen, den Boden und die zu Stein erstarrten Wogen
eines ungeheuren Meeres. Es sehen diese Häupter
der Gebirge, mit einem traurigen Unwillen auf das
frische Leben, das sich zu ihren Füßen verbreitet und
das sie zuletzt überall aus dem unmittelbaren Anblick
des Lichts hinwegzudrängen droht, hernieder. Einst
haben sie auch, lebendige Theile der Erde, mitten in
dem frölichen Kreise der Wechselwirkung und des allge-
meinen Lebens gestanden, als sie, noch nicht zu diesen
einzelnen Massen erstarret, Theile der von dem Geist
des allgemeinen Lebens bewegten Fluth waren. Als
aber die Erde, zur Selbstständigkeit und dem beson-
dern Daseyn erwachend, immer mehr aus der Ab-
hängigkeit und der unmittelbaren Verbindung mit dem
höheren Weltganzen hervorgetreten, als das äußere Zei-
chen und Mittelglied dieser Vereinigung, der flüssige
Zustand und die allgemeine Wassermenge, immer mehr
abnahmen, da gestalteten sich aus dem abnehmenden
Gewässer die ersten Bildungen des Planeten, die Ge-
birge.

Wie die Pflanze, in einem unendlich kleineren
Maasstabe die Verschiedenheit der Zeiten (besonders
der Tage und des Jahres) und der äußeren Einflüsse,
welche die Zeiten charakterisiren, in ihrer Form und gan-
zen Wesen aussprechen, so zeugen uns auch die Gebir-
ge in ihren so ungemein charakteristischen Gestalten von
den verschiedenen Weltaltern, und dem Geist des hö-
heren Einflusses, welcher in ihnen geherrscht. Auch

chen, den Boden und die zu Stein erſtarrten Wogen
eines ungeheuren Meeres. Es ſehen dieſe Haͤupter
der Gebirge, mit einem traurigen Unwillen auf das
friſche Leben, das ſich zu ihren Fuͤßen verbreitet und
das ſie zuletzt uͤberall aus dem unmittelbaren Anblick
des Lichts hinwegzudraͤngen droht, hernieder. Einſt
haben ſie auch, lebendige Theile der Erde, mitten in
dem froͤlichen Kreiſe der Wechſelwirkung und des allge-
meinen Lebens geſtanden, als ſie, noch nicht zu dieſen
einzelnen Maſſen erſtarret, Theile der von dem Geiſt
des allgemeinen Lebens bewegten Fluth waren. Als
aber die Erde, zur Selbſtſtaͤndigkeit und dem beſon-
dern Daſeyn erwachend, immer mehr aus der Ab-
haͤngigkeit und der unmittelbaren Verbindung mit dem
hoͤheren Weltganzen hervorgetreten, als das aͤußere Zei-
chen und Mittelglied dieſer Vereinigung, der fluͤſſige
Zuſtand und die allgemeine Waſſermenge, immer mehr
abnahmen, da geſtalteten ſich aus dem abnehmenden
Gewaͤſſer die erſten Bildungen des Planeten, die Ge-
birge.

Wie die Pflanze, in einem unendlich kleineren
Maasſtabe die Verſchiedenheit der Zeiten (beſonders
der Tage und des Jahres) und der aͤußeren Einfluͤſſe,
welche die Zeiten charakteriſiren, in ihrer Form und gan-
zen Weſen ausſprechen, ſo zeugen uns auch die Gebir-
ge in ihren ſo ungemein charakteriſtiſchen Geſtalten von
den verſchiedenen Weltaltern, und dem Geiſt des hoͤ-
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[188/0202] chen, den Boden und die zu Stein erſtarrten Wogen eines ungeheuren Meeres. Es ſehen dieſe Haͤupter der Gebirge, mit einem traurigen Unwillen auf das friſche Leben, das ſich zu ihren Fuͤßen verbreitet und das ſie zuletzt uͤberall aus dem unmittelbaren Anblick des Lichts hinwegzudraͤngen droht, hernieder. Einſt haben ſie auch, lebendige Theile der Erde, mitten in dem froͤlichen Kreiſe der Wechſelwirkung und des allge- meinen Lebens geſtanden, als ſie, noch nicht zu dieſen einzelnen Maſſen erſtarret, Theile der von dem Geiſt des allgemeinen Lebens bewegten Fluth waren. Als aber die Erde, zur Selbſtſtaͤndigkeit und dem beſon- dern Daſeyn erwachend, immer mehr aus der Ab- haͤngigkeit und der unmittelbaren Verbindung mit dem hoͤheren Weltganzen hervorgetreten, als das aͤußere Zei- chen und Mittelglied dieſer Vereinigung, der fluͤſſige Zuſtand und die allgemeine Waſſermenge, immer mehr abnahmen, da geſtalteten ſich aus dem abnehmenden Gewaͤſſer die erſten Bildungen des Planeten, die Ge- birge. Wie die Pflanze, in einem unendlich kleineren Maasſtabe die Verſchiedenheit der Zeiten (beſonders der Tage und des Jahres) und der aͤußeren Einfluͤſſe, welche die Zeiten charakteriſiren, in ihrer Form und gan- zen Weſen ausſprechen, ſo zeugen uns auch die Gebir- ge in ihren ſo ungemein charakteriſtiſchen Geſtalten von den verſchiedenen Weltaltern, und dem Geiſt des hoͤ- heren Einfluſſes, welcher in ihnen geherrſcht. Auch

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/202>, abgerufen am 21.11.2024.