Baumförmigen, Blätterartigen, unter einander ge- webten und hierin dem Bau des Thierischen Zellgewe- bes ähnlichen Bildungen einiger, besonders der gedie- genen Metalle, ahmen die höhere organische Welt, oft bis zur Täuschung nach. Das ganze Reich der Me- talle, scheint an den Gränzen der beyden Welten, aus dem Untergang und einer der Verwesung ähnlichen Vernichtung des Anorganischen entstanden, und in sich den Keim der neuen, organischen Zeit zu tragen.
Die Natur steht in der organischen Welt wieder aus einem Grabe und einem der Verwesung ähnlichen Zustande auf, und der Grund ihres Entstehens ist zu- gleich der des Unterganges der anorganischen Welt gewe- sen. So bauet sich frölich eine neue Zeit aus den Trümmern der versunkenen alten auf, hoffend wenn auch nicht durch die Dauer der körperlichen Masse, doch durch die Kraft des Geistes das Werk ihrer Hände fester in die Tiefe der fernsten Zeit zu gründen, als je- ne untergangne Vorzeit.
Baumfoͤrmigen, Blaͤtterartigen, unter einander ge- webten und hierin dem Bau des Thieriſchen Zellgewe- bes aͤhnlichen Bildungen einiger, beſonders der gedie- genen Metalle, ahmen die hoͤhere organiſche Welt, oft bis zur Taͤuſchung nach. Das ganze Reich der Me- talle, ſcheint an den Graͤnzen der beyden Welten, aus dem Untergang und einer der Verweſung aͤhnlichen Vernichtung des Anorganiſchen entſtanden, und in ſich den Keim der neuen, organiſchen Zeit zu tragen.
Die Natur ſteht in der organiſchen Welt wieder aus einem Grabe und einem der Verweſung aͤhnlichen Zuſtande auf, und der Grund ihres Entſtehens iſt zu- gleich der des Unterganges der anorganiſchen Welt gewe- ſen. So bauet ſich froͤlich eine neue Zeit aus den Truͤmmern der verſunkenen alten auf, hoffend wenn auch nicht durch die Dauer der koͤrperlichen Maſſe, doch durch die Kraft des Geiſtes das Werk ihrer Haͤnde feſter in die Tiefe der fernſten Zeit zu gruͤnden, als je- ne untergangne Vorzeit.
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Baumfoͤrmigen, Blaͤtterartigen, unter einander ge-
webten und hierin dem Bau des Thieriſchen Zellgewe-
bes aͤhnlichen Bildungen einiger, beſonders der gedie-
genen Metalle, ahmen die hoͤhere organiſche Welt, oft
bis zur Taͤuſchung nach. Das ganze Reich der Me-
talle, ſcheint an den Graͤnzen der beyden Welten, aus
dem Untergang und einer der Verweſung aͤhnlichen
Vernichtung des Anorganiſchen entſtanden, und in ſich
den Keim der neuen, organiſchen Zeit zu tragen.
Die Natur ſteht in der organiſchen Welt wieder
aus einem Grabe und einem der Verweſung aͤhnlichen
Zuſtande auf, und der Grund ihres Entſtehens iſt zu-
gleich der des Unterganges der anorganiſchen Welt gewe-
ſen. So bauet ſich froͤlich eine neue Zeit aus den
Truͤmmern der verſunkenen alten auf, hoffend wenn
auch nicht durch die Dauer der koͤrperlichen Maſſe,
doch durch die Kraft des Geiſtes das Werk ihrer Haͤnde
feſter in die Tiefe der fernſten Zeit zu gruͤnden, als je-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/215>, abgerufen am 24.11.2024.
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