gefunden, wenn wir die einzelnen Bildungen betrachten, wovon ich hier nur noch einige Worte hinzufügen will.
Der Quarz, welcher schon einen Bestandtheil des Granits ausmacht, pflegt als Kristall in scharfen sechsseitigen Säulen, und in Pyramiden aufzutreten, während der Glimmer, welcher der 3te Bestandtheil des Granits ist, die Fläche in der Tafelform sucht. Doch beginnen schon in dem Schörl, und noch mehr in den angränzenden Geschlechtern, jene mehr abgerundeten, schilfartigen Kristalle, wel- che eine innigere Annäherung an die Gestalt der Pflanzen scheinen. Es bleibt auch hierbey die im Ein- zelnen bildende Natur nicht stehen, wir sehen die Ge- stalten der Oberwelt in dem Reich der Metalle noch vollkommener abgespiegelt. Ueberhaupt muß, wie ich anderwärts gezeigt habe, der Uebergang aus dem Steinreich in das der Pflanzen und Thiere, in jeder Hinsicht in den Metallen gesucht werden. Die schönsten Farben, von dem Purpurroth der Granaten oder dem Rosenroth des Rubins bis zu dem schönen Grün des Schmaragds, treten im Steinreich blos durch die Ein- mischung der Metalle auf. Das Brennbare, im Phosphor oder einigen diesem nahe verwandten Metal- len, im Arsenik und Zink, dann im Schwefel, im Kohlenstoff, der wenigstens im gesäuerten Zustand ge- funden wird, begleiten die Metalle von ihrem Entste- hen in dem älteren Urgebirge, bis zu ihren letzten und jün gsten Bildungen, und bezeugt auch hierdurch ihre chemische Verwandschaft mit dem Organischen. Die
gefunden, wenn wir die einzelnen Bildungen betrachten, wovon ich hier nur noch einige Worte hinzufuͤgen will.
Der Quarz, welcher ſchon einen Beſtandtheil des Granits ausmacht, pflegt als Kriſtall in ſcharfen ſechsſeitigen Saͤulen, und in Pyramiden aufzutreten, waͤhrend der Glimmer, welcher der 3te Beſtandtheil des Granits iſt, die Flaͤche in der Tafelform ſucht. Doch beginnen ſchon in dem Schoͤrl, und noch mehr in den angraͤnzenden Geſchlechtern, jene mehr abgerundeten, ſchilfartigen Kriſtalle, wel- che eine innigere Annaͤherung an die Geſtalt der Pflanzen ſcheinen. Es bleibt auch hierbey die im Ein- zelnen bildende Natur nicht ſtehen, wir ſehen die Ge- ſtalten der Oberwelt in dem Reich der Metalle noch vollkommener abgeſpiegelt. Ueberhaupt muß, wie ich anderwaͤrts gezeigt habe, der Uebergang aus dem Steinreich in das der Pflanzen und Thiere, in jeder Hinſicht in den Metallen geſucht werden. Die ſchoͤnſten Farben, von dem Purpurroth der Granaten oder dem Roſenroth des Rubins bis zu dem ſchoͤnen Gruͤn des Schmaragds, treten im Steinreich blos durch die Ein- miſchung der Metalle auf. Das Brennbare, im Phosphor oder einigen dieſem nahe verwandten Metal- len, im Arſenik und Zink, dann im Schwefel, im Kohlenſtoff, der wenigſtens im geſaͤuerten Zuſtand ge- funden wird, begleiten die Metalle von ihrem Entſte- hen in dem aͤlteren Urgebirge, bis zu ihren letzten und juͤn gſten Bildungen, und bezeugt auch hierdurch ihre chemiſche Verwandſchaft mit dem Organiſchen. Die
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gefunden, wenn wir die einzelnen Bildungen betrachten,
wovon ich hier nur noch einige Worte hinzufuͤgen will.
Der Quarz, welcher ſchon einen Beſtandtheil des
Granits ausmacht, pflegt als Kriſtall in ſcharfen
ſechsſeitigen Saͤulen, und in Pyramiden aufzutreten,
waͤhrend der Glimmer, welcher der 3te Beſtandtheil
des Granits iſt, die Flaͤche in der Tafelform ſucht.
Doch beginnen ſchon in dem Schoͤrl, und noch
mehr in den angraͤnzenden Geſchlechtern, jene
mehr abgerundeten, ſchilfartigen Kriſtalle, wel-
che eine innigere Annaͤherung an die Geſtalt der
Pflanzen ſcheinen. Es bleibt auch hierbey die im Ein-
zelnen bildende Natur nicht ſtehen, wir ſehen die Ge-
ſtalten der Oberwelt in dem Reich der Metalle noch
vollkommener abgeſpiegelt. Ueberhaupt muß, wie
ich anderwaͤrts gezeigt habe, der Uebergang aus dem
Steinreich in das der Pflanzen und Thiere, in jeder
Hinſicht in den Metallen geſucht werden. Die ſchoͤnſten
Farben, von dem Purpurroth der Granaten oder dem
Roſenroth des Rubins bis zu dem ſchoͤnen Gruͤn des
Schmaragds, treten im Steinreich blos durch die Ein-
miſchung der Metalle auf. Das Brennbare, im
Phosphor oder einigen dieſem nahe verwandten Metal-
len, im Arſenik und Zink, dann im Schwefel, im
Kohlenſtoff, der wenigſtens im geſaͤuerten Zuſtand ge-
funden wird, begleiten die Metalle von ihrem Entſte-
hen in dem aͤlteren Urgebirge, bis zu ihren letzten und
juͤn gſten Bildungen, und bezeugt auch hierdurch ihre
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/214>, abgerufen am 24.11.2024.
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