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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Mensch selber noch ganz von der Erde abhängig war,
geherrscht hatte, wird von ihm zerstört. Nicht mehr
die Erde, sondern des Universum, nicht mehr die ein-
zelne Erscheinung, sondern das Ideal, führen als Genien
die Herrschaft der neuen Zeit.

Endlich wird von dem größten Astronomen aller
Zeiten, von Kepler, das ewige Gesetz des Him-
mels, und mit ihm der Eingang in das innerste Hei-
ligthum der Naturwissenschaft gefunden. Der Vor-
hang öffnet sich ein wenig, um hernach, vielleicht auf
Jahrhunderte, das innre Licht wieder desto dichter zu
verhüllen. Wie der Mensch in der neueren Zeit als
etwas Besonderes aus der Harmonie mit dem Ganzen
hervorgetreten, hat sein Verstand alle andre Wesen in
diesen Abfall mit verstrickt, und sehr vielfältig abge-
rissene, blos durch einigen mechanischen Zusammen-
hang verbundene Dinge in die lebendige Natur hinein-
gedichtet. Deshalb ist jener Riesenschritt Keplers,
ist das Licht, welches der deutsche Sinn für alle Zeiten
angezündet, Anfangs dem Anschein nach ohne Einfluß
geblieben, und neben Keplers erhabenen Ansichten, hat
sich noch zu derselben Zeit, in Frankreich, eine mecha-
nische und handwerksmäßige Ansicht einer todten Na-
tur gebildet, in welcher sich wie Würmer, welche ein
moderndes Gebein benagen nur noch die mechanischen
Kräfte bewegen. Wir sehen die Geschichte der Wis-
senschaft, nicht ohne Zusammenhang mit der Bildungs-
geschichte unsres Geschlechts auf einen scheinbaren Ab-

Menſch ſelber noch ganz von der Erde abhaͤngig war,
geherrſcht hatte, wird von ihm zerſtoͤrt. Nicht mehr
die Erde, ſondern des Univerſum, nicht mehr die ein-
zelne Erſcheinung, ſondern das Ideal, fuͤhren als Genien
die Herrſchaft der neuen Zeit.

Endlich wird von dem groͤßten Aſtronomen aller
Zeiten, von Kepler, das ewige Geſetz des Him-
mels, und mit ihm der Eingang in das innerſte Hei-
ligthum der Naturwiſſenſchaft gefunden. Der Vor-
hang oͤffnet ſich ein wenig, um hernach, vielleicht auf
Jahrhunderte, das innre Licht wieder deſto dichter zu
verhuͤllen. Wie der Menſch in der neueren Zeit als
etwas Beſonderes aus der Harmonie mit dem Ganzen
hervorgetreten, hat ſein Verſtand alle andre Weſen in
dieſen Abfall mit verſtrickt, und ſehr vielfaͤltig abge-
riſſene, blos durch einigen mechaniſchen Zuſammen-
hang verbundene Dinge in die lebendige Natur hinein-
gedichtet. Deshalb iſt jener Rieſenſchritt Keplers,
iſt das Licht, welches der deutſche Sinn fuͤr alle Zeiten
angezuͤndet, Anfangs dem Anſchein nach ohne Einfluß
geblieben, und neben Keplers erhabenen Anſichten, hat
ſich noch zu derſelben Zeit, in Frankreich, eine mecha-
niſche und handwerksmaͤßige Anſicht einer todten Na-
tur gebildet, in welcher ſich wie Wuͤrmer, welche ein
moderndes Gebein benagen nur noch die mechaniſchen
Kraͤfte bewegen. Wir ſehen die Geſchichte der Wiſ-
ſenſchaft, nicht ohne Zuſammenhang mit der Bildungs-
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[14/0028] Menſch ſelber noch ganz von der Erde abhaͤngig war, geherrſcht hatte, wird von ihm zerſtoͤrt. Nicht mehr die Erde, ſondern des Univerſum, nicht mehr die ein- zelne Erſcheinung, ſondern das Ideal, fuͤhren als Genien die Herrſchaft der neuen Zeit. Endlich wird von dem groͤßten Aſtronomen aller Zeiten, von Kepler, das ewige Geſetz des Him- mels, und mit ihm der Eingang in das innerſte Hei- ligthum der Naturwiſſenſchaft gefunden. Der Vor- hang oͤffnet ſich ein wenig, um hernach, vielleicht auf Jahrhunderte, das innre Licht wieder deſto dichter zu verhuͤllen. Wie der Menſch in der neueren Zeit als etwas Beſonderes aus der Harmonie mit dem Ganzen hervorgetreten, hat ſein Verſtand alle andre Weſen in dieſen Abfall mit verſtrickt, und ſehr vielfaͤltig abge- riſſene, blos durch einigen mechaniſchen Zuſammen- hang verbundene Dinge in die lebendige Natur hinein- gedichtet. Deshalb iſt jener Rieſenſchritt Keplers, iſt das Licht, welches der deutſche Sinn fuͤr alle Zeiten angezuͤndet, Anfangs dem Anſchein nach ohne Einfluß geblieben, und neben Keplers erhabenen Anſichten, hat ſich noch zu derſelben Zeit, in Frankreich, eine mecha- niſche und handwerksmaͤßige Anſicht einer todten Na- tur gebildet, in welcher ſich wie Wuͤrmer, welche ein moderndes Gebein benagen nur noch die mechaniſchen Kraͤfte bewegen. Wir ſehen die Geſchichte der Wiſ- ſenſchaft, nicht ohne Zuſammenhang mit der Bildungs- geſchichte unſres Geſchlechts auf einen ſcheinbaren Ab-

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/28>, abgerufen am 23.11.2024.