noch ferner in andren Naturverhältnissen auf jenen großen Zusammenhang aller Einzelnen hindeuten.
Das Pflanzenreich nimmt seine Nahrung noch ein- zig aus dem Boden, in welchem es wurzelt, und aus der feuchten Luft, oder dem Wasser, welche es umge- ben, und lebt so noch unmittelbar von dem Anorgi- schen. Wie immer die darauf folgende höhere Stufe gänzlich auf der vorhergehenden niedrigeren ruht, und erst durch diese möglich wird, so wird die Vegetation noch gänzlich von der anorganischen Welt des Plane- ten getragen. Die Flechten und einige andre unvoll- kommene Pflanzen, scheinen noch Theile des vewitter- ten Felsen den sie bedecken.
Das Wasser ist es vornehmlich, welches der Ve- getation zum Nahrungsmittel dient. Dieser merkwür- dige Stoff geht, wenn man ihn auch noch so sehr von fremden Bestandtheilen gereinigt, durch die Vegetation in einen Zustand der Verwandlung über, welchen man an ihm dem Anschein nach, schwerlich für möglich gehal- ten hätte. Die bekannten Versuche einiger Chemiker, welche Pflanzensaamen in destillirtem Wasser und in verschlossenen, der Sonne ausgesetzten Gefäßen keimen und aufwachsen ließen, lehrten: daß die so erhaltenen Pflanzen alle jene Erden und sonstigen Bestandtheile enthielten, welche in der Asche der freywachsenden ge- funden werden. Das Wasser wäre mithin in diesen Versuchen durch die Vegetation in Stoffe von fester
noch ferner in andren Naturverhaͤltniſſen auf jenen großen Zuſammenhang aller Einzelnen hindeuten.
Das Pflanzenreich nimmt ſeine Nahrung noch ein- zig aus dem Boden, in welchem es wurzelt, und aus der feuchten Luft, oder dem Waſſer, welche es umge- ben, und lebt ſo noch unmittelbar von dem Anorgi- ſchen. Wie immer die darauf folgende hoͤhere Stufe gaͤnzlich auf der vorhergehenden niedrigeren ruht, und erſt durch dieſe moͤglich wird, ſo wird die Vegetation noch gaͤnzlich von der anorganiſchen Welt des Plane- ten getragen. Die Flechten und einige andre unvoll- kommene Pflanzen, ſcheinen noch Theile des vewitter- ten Felſen den ſie bedecken.
Das Waſſer iſt es vornehmlich, welches der Ve- getation zum Nahrungsmittel dient. Dieſer merkwuͤr- dige Stoff geht, wenn man ihn auch noch ſo ſehr von fremden Beſtandtheilen gereinigt, durch die Vegetation in einen Zuſtand der Verwandlung uͤber, welchen man an ihm dem Anſchein nach, ſchwerlich fuͤr moͤglich gehal- ten haͤtte. Die bekannten Verſuche einiger Chemiker, welche Pflanzenſaamen in deſtillirtem Waſſer und in verſchloſſenen, der Sonne ausgeſetzten Gefaͤßen keimen und aufwachſen ließen, lehrten: daß die ſo erhaltenen Pflanzen alle jene Erden und ſonſtigen Beſtandtheile enthielten, welche in der Aſche der freywachſenden ge- funden werden. Das Waſſer waͤre mithin in dieſen Verſuchen durch die Vegetation in Stoffe von feſter
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noch ferner in andren Naturverhaͤltniſſen auf jenen
großen Zuſammenhang aller Einzelnen hindeuten.
Das Pflanzenreich nimmt ſeine Nahrung noch ein-
zig aus dem Boden, in welchem es wurzelt, und aus
der feuchten Luft, oder dem Waſſer, welche es umge-
ben, und lebt ſo noch unmittelbar von dem Anorgi-
ſchen. Wie immer die darauf folgende hoͤhere Stufe
gaͤnzlich auf der vorhergehenden niedrigeren ruht, und
erſt durch dieſe moͤglich wird, ſo wird die Vegetation
noch gaͤnzlich von der anorganiſchen Welt des Plane-
ten getragen. Die Flechten und einige andre unvoll-
kommene Pflanzen, ſcheinen noch Theile des vewitter-
ten Felſen den ſie bedecken.
Das Waſſer iſt es vornehmlich, welches der Ve-
getation zum Nahrungsmittel dient. Dieſer merkwuͤr-
dige Stoff geht, wenn man ihn auch noch ſo ſehr von
fremden Beſtandtheilen gereinigt, durch die Vegetation
in einen Zuſtand der Verwandlung uͤber, welchen man
an ihm dem Anſchein nach, ſchwerlich fuͤr moͤglich gehal-
ten haͤtte. Die bekannten Verſuche einiger Chemiker,
welche Pflanzenſaamen in deſtillirtem Waſſer und in
verſchloſſenen, der Sonne ausgeſetzten Gefaͤßen keimen
und aufwachſen ließen, lehrten: daß die ſo erhaltenen
Pflanzen alle jene Erden und ſonſtigen Beſtandtheile
enthielten, welche in der Aſche der freywachſenden ge-
funden werden. Das Waſſer waͤre mithin in dieſen
Verſuchen durch die Vegetation in Stoffe von feſter
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/285>, abgerufen am 25.11.2024.
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