nur an die aus der Klasse der Säugethiere halten. Wir sehen in dieser Klasse die von Pflanzen und die vom Raube lebenden Thiere, sowohl ihrem jetzigen Bestand als auch der Zeit des Entstehens nach, zwey verschiedne Reihen bilden.
Der gemeinschaftliche höchste Gipfel der Vollen- dung beyder, ist der Mensch, während auch die äußer- sten Enden beyder, welche in die Klasse der Vögel übergehen, in gewisser Hinsicht übereinstimmen. -- Es lehrt nämlich schon die Geognosie, daß vor jener großen Revolution, welche fast die ganze damalige Organisation unter ihren Niederschlägen begrub, ent- weder gar keine oder nur wenige Raubthiere vorhan- den waren. Denn obgleich in allen Welttheilen, so weit man die jüngsten Gebirge der Flözzeit, oder die ältesten der aufgeschwemmten durchforscht hat, die Ueberreste von unzähligen Säugthieren, deren Ge- schlechter von Vegetabilien leben, gefunden werden, hat man doch von Raubthieren bisher fast nur in den Höhlen, wie es scheint aus einer sehr späten Zeit, Ueber- reste gefunden. Die vielen Bärenknochen, nur selten vermischt mit einigen vom Geschlechte der Hunde, die man meistens unversteinert, und auf dem Boden frey liegend, zum Theil aber durch das kalkhaltige Wasser, das an den Wänden jener Höhlen beständig niedersin- tert incrustirt gefunden, rühren offenbar von Bären her, welche lange Jahrtausende nach jener Naturbege- benheit, durch welche Elephanten und andre Thiere
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nur an die aus der Klaſſe der Saͤugethiere halten. Wir ſehen in dieſer Klaſſe die von Pflanzen und die vom Raube lebenden Thiere, ſowohl ihrem jetzigen Beſtand als auch der Zeit des Entſtehens nach, zwey verſchiedne Reihen bilden.
Der gemeinſchaftliche hoͤchſte Gipfel der Vollen- dung beyder, iſt der Menſch, waͤhrend auch die aͤußer- ſten Enden beyder, welche in die Klaſſe der Voͤgel uͤbergehen, in gewiſſer Hinſicht uͤbereinſtimmen. — Es lehrt naͤmlich ſchon die Geognoſie, daß vor jener großen Revolution, welche faſt die ganze damalige Organiſation unter ihren Niederſchlaͤgen begrub, ent- weder gar keine oder nur wenige Raubthiere vorhan- den waren. Denn obgleich in allen Welttheilen, ſo weit man die juͤngſten Gebirge der Floͤzzeit, oder die aͤlteſten der aufgeſchwemmten durchforſcht hat, die Ueberreſte von unzaͤhligen Saͤugthieren, deren Ge- ſchlechter von Vegetabilien leben, gefunden werden, hat man doch von Raubthieren bisher faſt nur in den Hoͤhlen, wie es ſcheint aus einer ſehr ſpaͤten Zeit, Ueber- reſte gefunden. Die vielen Baͤrenknochen, nur ſelten vermiſcht mit einigen vom Geſchlechte der Hunde, die man meiſtens unverſteinert, und auf dem Boden frey liegend, zum Theil aber durch das kalkhaltige Waſſer, das an den Waͤnden jener Hoͤhlen beſtaͤndig niederſin- tert incruſtirt gefunden, ruͤhren offenbar von Baͤren her, welche lange Jahrtauſende nach jener Naturbege- benheit, durch welche Elephanten und andre Thiere
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nur an die aus der Klaſſe der Saͤugethiere halten. Wir
ſehen in dieſer Klaſſe die von Pflanzen und die vom
Raube lebenden Thiere, ſowohl ihrem jetzigen Beſtand
als auch der Zeit des Entſtehens nach, zwey verſchiedne
Reihen bilden.
Der gemeinſchaftliche hoͤchſte Gipfel der Vollen-
dung beyder, iſt der Menſch, waͤhrend auch die aͤußer-
ſten Enden beyder, welche in die Klaſſe der Voͤgel
uͤbergehen, in gewiſſer Hinſicht uͤbereinſtimmen. —
Es lehrt naͤmlich ſchon die Geognoſie, daß vor jener
großen Revolution, welche faſt die ganze damalige
Organiſation unter ihren Niederſchlaͤgen begrub, ent-
weder gar keine oder nur wenige Raubthiere vorhan-
den waren. Denn obgleich in allen Welttheilen, ſo
weit man die juͤngſten Gebirge der Floͤzzeit, oder die
aͤlteſten der aufgeſchwemmten durchforſcht hat, die
Ueberreſte von unzaͤhligen Saͤugthieren, deren Ge-
ſchlechter von Vegetabilien leben, gefunden werden,
hat man doch von Raubthieren bisher faſt nur in den
Hoͤhlen, wie es ſcheint aus einer ſehr ſpaͤten Zeit, Ueber-
reſte gefunden. Die vielen Baͤrenknochen, nur ſelten
vermiſcht mit einigen vom Geſchlechte der Hunde, die
man meiſtens unverſteinert, und auf dem Boden frey
liegend, zum Theil aber durch das kalkhaltige Waſſer,
das an den Waͤnden jener Hoͤhlen beſtaͤndig niederſin-
tert incruſtirt gefunden, ruͤhren offenbar von Baͤren
her, welche lange Jahrtauſende nach jener Naturbege-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/289>, abgerufen am 25.11.2024.
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