der Wendekreiße in denselben Gegenden ihren Untergang fanden, die deutschen Wälder bewohnten, und bey einer sehr späten örtlichen Ueberschwemmung, in die, zum Theil noch jetzt offenen Höhlen flüchteten. Die Natur erlaubt nicht, daß der nordische Bär und die Thiere der heißesten Läuder in einer Gegend wohnen. Schon die- ses macht einen gleichzeitigen Ursprung der Ueberreste so verschiedener Thiergattungen unwahrscheinlich. Doch verschwindet der Irrthum gänzlich, wenn wir die Ge- birgsarten, in denen das ältere Thierreich begraben liegt, mit dem offenbar spät entstandenen, allem An- schein nach von keiner jener großen Fluthen berühr- ten knöchernen Tafelwerk jener Höhlen vergleichen.
Ein einziges Thier, aus einer Gattung, von wel- cher es, wie wir eben sehen werden, mehr als zwei- felhaft ist, ob sie zu der einen oder der andern Reihe müsse gestellt werden, nämlich aus der der Beutelthie- re, ist offenbar von sehr altem Ursprung, und dieses hat unter andern mit den Tapiren und andren Ver- wandten des Elephanten das damals sehr heiß gelege- ne Frankreich bewohnt. Während so, von allen Ge- schlechtern der Raubthiere, so wie von denen der Af- fen, in der ältern Geschichte der Erde keine Spuren gefunden werden, zeigen sich dagegen die Ueberreste von allen vollkommneren Pflanzenfressenden Thieren, vornehmlich von einer Menge, zum Theil gänzlich ausgestorbener Gattungen der sogenannten Pachyder-
der Wendekreiße in denſelben Gegenden ihren Untergang fanden, die deutſchen Waͤlder bewohnten, und bey einer ſehr ſpaͤten oͤrtlichen Ueberſchwemmung, in die, zum Theil noch jetzt offenen Hoͤhlen fluͤchteten. Die Natur erlaubt nicht, daß der nordiſche Baͤr und die Thiere der heißeſten Laͤuder in einer Gegend wohnen. Schon die- ſes macht einen gleichzeitigen Urſprung der Ueberreſte ſo verſchiedener Thiergattungen unwahrſcheinlich. Doch verſchwindet der Irrthum gaͤnzlich, wenn wir die Ge- birgsarten, in denen das aͤltere Thierreich begraben liegt, mit dem offenbar ſpaͤt entſtandenen, allem An- ſchein nach von keiner jener großen Fluthen beruͤhr- ten knoͤchernen Tafelwerk jener Hoͤhlen vergleichen.
Ein einziges Thier, aus einer Gattung, von wel- cher es, wie wir eben ſehen werden, mehr als zwei- felhaft iſt, ob ſie zu der einen oder der andern Reihe muͤſſe geſtellt werden, naͤmlich aus der der Beutelthie- re, iſt offenbar von ſehr altem Urſprung, und dieſes hat unter andern mit den Tapiren und andren Ver- wandten des Elephanten das damals ſehr heiß gelege- ne Frankreich bewohnt. Waͤhrend ſo, von allen Ge- ſchlechtern der Raubthiere, ſo wie von denen der Af- fen, in der aͤltern Geſchichte der Erde keine Spuren gefunden werden, zeigen ſich dagegen die Ueberreſte von allen vollkommneren Pflanzenfreſſenden Thieren, vornehmlich von einer Menge, zum Theil gaͤnzlich ausgeſtorbener Gattungen der ſogenannten Pachyder-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0290"n="276"/>
der Wendekreiße in denſelben Gegenden ihren Untergang<lb/>
fanden, die deutſchen Waͤlder bewohnten, und bey<lb/>
einer ſehr ſpaͤten oͤrtlichen Ueberſchwemmung, in die, zum<lb/>
Theil noch <hirendition="#g">jetzt</hi> offenen Hoͤhlen fluͤchteten. Die Natur<lb/>
erlaubt nicht, daß der nordiſche Baͤr und die Thiere der<lb/>
heißeſten Laͤuder in einer Gegend wohnen. Schon die-<lb/>ſes macht einen gleichzeitigen Urſprung der Ueberreſte<lb/>ſo verſchiedener Thiergattungen unwahrſcheinlich. Doch<lb/>
verſchwindet der Irrthum gaͤnzlich, wenn wir die Ge-<lb/>
birgsarten, in denen das aͤltere Thierreich begraben<lb/>
liegt, mit dem offenbar ſpaͤt entſtandenen, allem An-<lb/>ſchein nach von keiner jener großen Fluthen beruͤhr-<lb/>
ten knoͤchernen Tafelwerk jener Hoͤhlen vergleichen.</p><lb/><p>Ein einziges Thier, aus einer Gattung, von wel-<lb/>
cher es, wie wir eben ſehen werden, mehr als zwei-<lb/>
felhaft iſt, ob ſie zu der einen oder der andern Reihe<lb/>
muͤſſe geſtellt werden, naͤmlich aus der der Beutelthie-<lb/>
re, iſt offenbar von ſehr altem Urſprung, und dieſes<lb/>
hat unter andern mit den Tapiren und andren Ver-<lb/>
wandten des Elephanten das damals ſehr heiß gelege-<lb/>
ne Frankreich bewohnt. Waͤhrend ſo, von allen Ge-<lb/>ſchlechtern der Raubthiere, ſo wie von denen der Af-<lb/>
fen, in der aͤltern Geſchichte der Erde keine Spuren<lb/>
gefunden werden, zeigen ſich dagegen die Ueberreſte<lb/>
von allen vollkommneren Pflanzenfreſſenden Thieren,<lb/>
vornehmlich von einer Menge, zum Theil gaͤnzlich<lb/>
ausgeſtorbener Gattungen der ſogenannten Pachyder-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[276/0290]
der Wendekreiße in denſelben Gegenden ihren Untergang
fanden, die deutſchen Waͤlder bewohnten, und bey
einer ſehr ſpaͤten oͤrtlichen Ueberſchwemmung, in die, zum
Theil noch jetzt offenen Hoͤhlen fluͤchteten. Die Natur
erlaubt nicht, daß der nordiſche Baͤr und die Thiere der
heißeſten Laͤuder in einer Gegend wohnen. Schon die-
ſes macht einen gleichzeitigen Urſprung der Ueberreſte
ſo verſchiedener Thiergattungen unwahrſcheinlich. Doch
verſchwindet der Irrthum gaͤnzlich, wenn wir die Ge-
birgsarten, in denen das aͤltere Thierreich begraben
liegt, mit dem offenbar ſpaͤt entſtandenen, allem An-
ſchein nach von keiner jener großen Fluthen beruͤhr-
ten knoͤchernen Tafelwerk jener Hoͤhlen vergleichen.
Ein einziges Thier, aus einer Gattung, von wel-
cher es, wie wir eben ſehen werden, mehr als zwei-
felhaft iſt, ob ſie zu der einen oder der andern Reihe
muͤſſe geſtellt werden, naͤmlich aus der der Beutelthie-
re, iſt offenbar von ſehr altem Urſprung, und dieſes
hat unter andern mit den Tapiren und andren Ver-
wandten des Elephanten das damals ſehr heiß gelege-
ne Frankreich bewohnt. Waͤhrend ſo, von allen Ge-
ſchlechtern der Raubthiere, ſo wie von denen der Af-
fen, in der aͤltern Geſchichte der Erde keine Spuren
gefunden werden, zeigen ſich dagegen die Ueberreſte
von allen vollkommneren Pflanzenfreſſenden Thieren,
vornehmlich von einer Menge, zum Theil gaͤnzlich
ausgeſtorbener Gattungen der ſogenannten Pachyder-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/290>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.