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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Keim eines höhern Daseyns hervorruft? Nichts anders,
als eine thätige und kräftige Ausbildung des jetzigen,
in allen Anlagen. Nicht ein Verachten des irdischen
Tagewerks und ein unthätiges unsrer Natur nicht zie-
mendes Schmachten nach dem höheren, nicht die all-
zueinseitig nach innen gerichtete Beschauung, ruft jenes
ächte hohe Sehnen, jenes Streben, welches über die
Gränzen der Zeit hinausgeht, in em Gemüth hervor,
vielmehr wird dieses nur in einem frölichen Fördern des
jetzigen Tagewerks gefunden. Denn so ist es zwar der
negative Pol des nächst vorhergehenden Magnets, wel-
cher in einer Reihe aneinanderstehender Magnete, mit
dem positiven des nächsten in Beziehung steht, es ist
gerade der negative Theil des vorigen unvollkommnen
Daseyns, welcher mit dem selbstthätigen des Höheren
in Berührung getreten. Oder mit andren Worten es
tritt öfters die tiefer liegende Anlage des künftigen Da-
seyns, vorzüglich nur in einem passiveren Zustand des
jetzigen hervor, und die wunderbare kaum geahndete
Tiefe unsrer Natur, offenbart sich am meisten in den
Augenblicken der gänzlichen Hingebung oder selbst des
Schlummerns des jetzigen Strebens. Dieses mag uns
in der nächsten Vorlesung selbst in einem andren Ge-
biet die Geschichte des thierischen Magnetismus und
der Vorahndungen bezeugen, die ich dort ausführli-
cher aufstellen werde. Gewiß ist es ferner, daß, wie
jenes unendliche Weltall das uns die Nacht mit ihren
Gestirnen offenbart, in dem Licht des Tages verschwin-
det, so auch die Stimme des höheren Einflusses und

Keim eines hoͤhern Daſeyns hervorruft? Nichts anders,
als eine thaͤtige und kraͤftige Ausbildung des jetzigen,
in allen Anlagen. Nicht ein Verachten des irdiſchen
Tagewerks und ein unthaͤtiges unſrer Natur nicht zie-
mendes Schmachten nach dem hoͤheren, nicht die all-
zueinſeitig nach innen gerichtete Beſchauung, ruft jenes
aͤchte hohe Sehnen, jenes Streben, welches uͤber die
Graͤnzen der Zeit hinausgeht, in em Gemuͤth hervor,
vielmehr wird dieſes nur in einem froͤlichen Foͤrdern des
jetzigen Tagewerks gefunden. Denn ſo iſt es zwar der
negative Pol des naͤchſt vorhergehenden Magnets, wel-
cher in einer Reihe aneinanderſtehender Magnete, mit
dem poſitiven des naͤchſten in Beziehung ſteht, es iſt
gerade der negative Theil des vorigen unvollkommnen
Daſeyns, welcher mit dem ſelbſtthaͤtigen des Hoͤheren
in Beruͤhrung getreten. Oder mit andren Worten es
tritt oͤfters die tiefer liegende Anlage des kuͤnftigen Da-
ſeyns, vorzuͤglich nur in einem paſſiveren Zuſtand des
jetzigen hervor, und die wunderbare kaum geahndete
Tiefe unſrer Natur, offenbart ſich am meiſten in den
Augenblicken der gaͤnzlichen Hingebung oder ſelbſt des
Schlummerns des jetzigen Strebens. Dieſes mag uns
in der naͤchſten Vorleſung ſelbſt in einem andren Ge-
biet die Geſchichte des thieriſchen Magnetismus und
der Vorahndungen bezeugen, die ich dort ausfuͤhrli-
cher aufſtellen werde. Gewiß iſt es ferner, daß, wie
jenes unendliche Weltall das uns die Nacht mit ihren
Geſtirnen offenbart, in dem Licht des Tages verſchwin-
det, ſo auch die Stimme des hoͤheren Einfluſſes und

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[322/0336] Keim eines hoͤhern Daſeyns hervorruft? Nichts anders, als eine thaͤtige und kraͤftige Ausbildung des jetzigen, in allen Anlagen. Nicht ein Verachten des irdiſchen Tagewerks und ein unthaͤtiges unſrer Natur nicht zie- mendes Schmachten nach dem hoͤheren, nicht die all- zueinſeitig nach innen gerichtete Beſchauung, ruft jenes aͤchte hohe Sehnen, jenes Streben, welches uͤber die Graͤnzen der Zeit hinausgeht, in em Gemuͤth hervor, vielmehr wird dieſes nur in einem froͤlichen Foͤrdern des jetzigen Tagewerks gefunden. Denn ſo iſt es zwar der negative Pol des naͤchſt vorhergehenden Magnets, wel- cher in einer Reihe aneinanderſtehender Magnete, mit dem poſitiven des naͤchſten in Beziehung ſteht, es iſt gerade der negative Theil des vorigen unvollkommnen Daſeyns, welcher mit dem ſelbſtthaͤtigen des Hoͤheren in Beruͤhrung getreten. Oder mit andren Worten es tritt oͤfters die tiefer liegende Anlage des kuͤnftigen Da- ſeyns, vorzuͤglich nur in einem paſſiveren Zuſtand des jetzigen hervor, und die wunderbare kaum geahndete Tiefe unſrer Natur, offenbart ſich am meiſten in den Augenblicken der gaͤnzlichen Hingebung oder ſelbſt des Schlummerns des jetzigen Strebens. Dieſes mag uns in der naͤchſten Vorleſung ſelbſt in einem andren Ge- biet die Geſchichte des thieriſchen Magnetismus und der Vorahndungen bezeugen, die ich dort ausfuͤhrli- cher aufſtellen werde. Gewiß iſt es ferner, daß, wie jenes unendliche Weltall das uns die Nacht mit ihren Geſtirnen offenbart, in dem Licht des Tages verſchwin- det, ſo auch die Stimme des hoͤheren Einfluſſes und

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/336>, abgerufen am 24.11.2024.