wohl er nicht unter die ausgezeichnetsten Magnetiseurs seiner Zeit gehörte, doch allgemein als einer der wahr- haftigsten und strengsten anerkannt wird. Vielmehr will ich mich an die Schriften der Magnetiseurs unsrer Zeit halten, welche Muth genug hatten, diese schon vergessene und zurückgesetzte Bereicherung der Wissen- schaft, treulich zu benutzen und zu vermehren, theils weil diese besonnener und kühler zu Werke giengen, theils weil die aufgeklärten und ungläubigen Zeugen unter deren Augen ein großer Theil ihrer Versuche ge- schahe, diese um so sichrer machen.
Einer der gelehrtesten und wahrheitsliebenden Magnetiseurs der spätern Zeit, lebt in unsrer Stadt, und seine Versuche stehen in Reils Archiv. Ich wer- de mich auch häufig auf Heineckens *) vor einigen Jah- ren erschienene vortrefliche Schrift berufen, da seine Beobachtungen zu den vollständigsten gehören, die in der neuen Zeit angestellt sind: --
Reizbare und kränkliche Personen vom andern Ge- schlecht, besonders solche, welche an unheilbaren Ner- venkrankheiten leiden, sind zum Magnetisiren am schick- lichsten, weil dieses zugleich heilsamer auf sie wirkt als alle Mittel. Gewöhnlich bringt selbst ein sonst glücklicher Magnetiseur, in den ersten Tagen nichts anders hervor, als eine gewisse Müdigkeit und Schwe-
*) Oeffentlicher Lehrer und Physicus zu Bremen.
wohl er nicht unter die ausgezeichnetſten Magnetiſeurs ſeiner Zeit gehoͤrte, doch allgemein als einer der wahr- haftigſten und ſtrengſten anerkannt wird. Vielmehr will ich mich an die Schriften der Magnetiſeurs unſrer Zeit halten, welche Muth genug hatten, dieſe ſchon vergeſſene und zuruͤckgeſetzte Bereicherung der Wiſſen- ſchaft, treulich zu benutzen und zu vermehren, theils weil dieſe beſonnener und kuͤhler zu Werke giengen, theils weil die aufgeklaͤrten und unglaͤubigen Zeugen unter deren Augen ein großer Theil ihrer Verſuche ge- ſchahe, dieſe um ſo ſichrer machen.
Einer der gelehrteſten und wahrheitsliebenden Magnetiſeurs der ſpaͤtern Zeit, lebt in unſrer Stadt, und ſeine Verſuche ſtehen in Reils Archiv. Ich wer- de mich auch haͤufig auf Heineckens *) vor einigen Jah- ren erſchienene vortrefliche Schrift berufen, da ſeine Beobachtungen zu den vollſtaͤndigſten gehoͤren, die in der neuen Zeit angeſtellt ſind: —
Reizbare und kraͤnkliche Perſonen vom andern Ge- ſchlecht, beſonders ſolche, welche an unheilbaren Ner- venkrankheiten leiden, ſind zum Magnetiſiren am ſchick- lichſten, weil dieſes zugleich heilſamer auf ſie wirkt als alle Mittel. Gewoͤhnlich bringt ſelbſt ein ſonſt gluͤcklicher Magnetiſeur, in den erſten Tagen nichts anders hervor, als eine gewiſſe Muͤdigkeit und Schwe-
*) Oeffentlicher Lehrer und Phyſicus zu Bremen.
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wohl er nicht unter die ausgezeichnetſten Magnetiſeurs
ſeiner Zeit gehoͤrte, doch allgemein als einer der wahr-
haftigſten und ſtrengſten anerkannt wird. Vielmehr
will ich mich an die Schriften der Magnetiſeurs unſrer
Zeit halten, welche Muth genug hatten, dieſe ſchon
vergeſſene und zuruͤckgeſetzte Bereicherung der Wiſſen-
ſchaft, treulich zu benutzen und zu vermehren, theils
weil dieſe beſonnener und kuͤhler zu Werke giengen,
theils weil die aufgeklaͤrten und unglaͤubigen Zeugen
unter deren Augen ein großer Theil ihrer Verſuche ge-
ſchahe, dieſe um ſo ſichrer machen.
Einer der gelehrteſten und wahrheitsliebenden
Magnetiſeurs der ſpaͤtern Zeit, lebt in unſrer Stadt,
und ſeine Verſuche ſtehen in Reils Archiv. Ich wer-
de mich auch haͤufig auf Heineckens *) vor einigen Jah-
ren erſchienene vortrefliche Schrift berufen, da ſeine
Beobachtungen zu den vollſtaͤndigſten gehoͤren, die in der
neuen Zeit angeſtellt ſind: —
Reizbare und kraͤnkliche Perſonen vom andern Ge-
ſchlecht, beſonders ſolche, welche an unheilbaren Ner-
venkrankheiten leiden, ſind zum Magnetiſiren am ſchick-
lichſten, weil dieſes zugleich heilſamer auf ſie wirkt
als alle Mittel. Gewoͤhnlich bringt ſelbſt ein ſonſt
gluͤcklicher Magnetiſeur, in den erſten Tagen nichts
anders hervor, als eine gewiſſe Muͤdigkeit und Schwe-
*) Oeffentlicher Lehrer und Phyſicus zu Bremen.
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/345>, abgerufen am 23.11.2024.
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