re in den Gliedern, und einige Neigung zum Schlafe, So erregte Heinecken bey seiner ersten Kranken, wo sich doch alle Umstände vereinigten um die glücklichsten Wirkungen hervorzubringen, durch die lang anhalten- den Bemühungen des ersten Tages nur einige Müdig- keit und Brennen in den berührten Daumen, der ei- gentliche Somnambulismus trat erst am 4ten Tage ein. Ja bey der 2ten, nicht minder reizbaren Kran- ken, dauerte es 14 Tage ehe das täglich und lang fort- gesetzte Magnetisiren nur den eigentlichen magnetischen Schlaf bewirkte, und erst am 18ten Tag trat von selbst der eraltirte Zustand des Somnambulismus ein, wo die Kranke viel und lebhaft sprach. Doch scheint hier- bey die Constitution des Magnetiseurs einen Unter- schied zu machen. Gmelin und Pezold brachten öfters gleich beym erstenmal Magnetisiren auffallende Wir- kungen hervor.
Der Zustand des eigentlichen Somnambulismus selber, tritt Anfangs mit jenen Zeichen ein, die dem gewöhnlichen Schlaf, besonders nach einer Anstren- gung vorausgehen. Die Glieder sinken ermattet, die Augenlieder können nicht mehr offen gehalten werden. Endlich schließen sich die Augen, gemeiniglich mit ei- nem tiefem Odemholen. Der Gefühl- und bewußtlose Zustand, welcher jetzt zuerst eintritt, ist dem gewöhn- lichen Schlaf sehr ähnlich. Er dauert zuweilen nur Minuten, zuweilen Stunden. Während desselben fragt man die Kranken eben so vergeblich als natürlich
re in den Gliedern, und einige Neigung zum Schlafe, So erregte Heinecken bey ſeiner erſten Kranken, wo ſich doch alle Umſtaͤnde vereinigten um die gluͤcklichſten Wirkungen hervorzubringen, durch die lang anhalten- den Bemuͤhungen des erſten Tages nur einige Muͤdig- keit und Brennen in den beruͤhrten Daumen, der ei- gentliche Somnambulismus trat erſt am 4ten Tage ein. Ja bey der 2ten, nicht minder reizbaren Kran- ken, dauerte es 14 Tage ehe das taͤglich und lang fort- geſetzte Magnetiſiren nur den eigentlichen magnetiſchen Schlaf bewirkte, und erſt am 18ten Tag trat von ſelbſt der eraltirte Zuſtand des Somnambulismus ein, wo die Kranke viel und lebhaft ſprach. Doch ſcheint hier- bey die Conſtitution des Magnetiſeurs einen Unter- ſchied zu machen. Gmelin und Pezold brachten oͤfters gleich beym erſtenmal Magnetiſiren auffallende Wir- kungen hervor.
Der Zuſtand des eigentlichen Somnambulismus ſelber, tritt Anfangs mit jenen Zeichen ein, die dem gewoͤhnlichen Schlaf, beſonders nach einer Anſtren- gung vorausgehen. Die Glieder ſinken ermattet, die Augenlieder koͤnnen nicht mehr offen gehalten werden. Endlich ſchließen ſich die Augen, gemeiniglich mit ei- nem tiefem Odemholen. Der Gefuͤhl- und bewußtloſe Zuſtand, welcher jetzt zuerſt eintritt, iſt dem gewoͤhn- lichen Schlaf ſehr aͤhnlich. Er dauert zuweilen nur Minuten, zuweilen Stunden. Waͤhrend deſſelben fragt man die Kranken eben ſo vergeblich als natuͤrlich
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re in den Gliedern, und einige Neigung zum Schlafe,
So erregte Heinecken bey ſeiner erſten Kranken, wo
ſich doch alle Umſtaͤnde vereinigten um die gluͤcklichſten
Wirkungen hervorzubringen, durch die lang anhalten-
den Bemuͤhungen des erſten Tages nur einige Muͤdig-
keit und Brennen in den beruͤhrten Daumen, der ei-
gentliche Somnambulismus trat erſt am 4ten Tage
ein. Ja bey der 2ten, nicht minder reizbaren Kran-
ken, dauerte es 14 Tage ehe das taͤglich und lang fort-
geſetzte Magnetiſiren nur den eigentlichen magnetiſchen
Schlaf bewirkte, und erſt am 18ten Tag trat von ſelbſt
der eraltirte Zuſtand des Somnambulismus ein, wo
die Kranke viel und lebhaft ſprach. Doch ſcheint hier-
bey die Conſtitution des Magnetiſeurs einen Unter-
ſchied zu machen. Gmelin und Pezold brachten oͤfters
gleich beym erſtenmal Magnetiſiren auffallende Wir-
kungen hervor.
Der Zuſtand des eigentlichen Somnambulismus
ſelber, tritt Anfangs mit jenen Zeichen ein, die dem
gewoͤhnlichen Schlaf, beſonders nach einer Anſtren-
gung vorausgehen. Die Glieder ſinken ermattet, die
Augenlieder koͤnnen nicht mehr offen gehalten werden.
Endlich ſchließen ſich die Augen, gemeiniglich mit ei-
nem tiefem Odemholen. Der Gefuͤhl- und bewußtloſe
Zuſtand, welcher jetzt zuerſt eintritt, iſt dem gewoͤhn-
lichen Schlaf ſehr aͤhnlich. Er dauert zuweilen nur
Minuten, zuweilen Stunden. Waͤhrend deſſelben
fragt man die Kranken eben ſo vergeblich als natuͤrlich
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/346>, abgerufen am 23.11.2024.
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