Astronomie und das Menschengeschlecht selber. Ja als schon etwas später die Cultur des Landes, auch als neuer Religionscultus, den Völkern gegeben wurde, zeigten sich abermals die Könige als wohlthätige Ver- breiter und Oberpriester desselben. In dieser Hinsicht ist die Wallfahrt der Isis, welche bey andern Völkern als Ceres verehrt worden, von dem Alterthum geprie- sen. Aus der Nacht der Vergangenheit spricht von jenen Säulen, die uns Diodor von Sicilien beschreibt, der Mund jener mit Recht vergötterten Gatten (Isis und Osiris), welche nach der alten Sage den Thron der Egypter besessen. "Unsre Gesetze, rufen sie uns zu, sind ewig. Wir sind es, welche den Menschen erhabene Naturweisheit, und den Anbau des Landes gelehrt haben. Von dem Eise des Pols bis zu den Wüsten Indiens, von der Quelle der Donau bis zu dem einsamen Gestade südlicher Meere, haben wir die Welt, nicht als Eroberer, sondern als wohlthätige Genien durchwandelt."
Ja selbst in der Geschichte Chinas wird einer der ältesten Könige, Hoangti, welcher in dem 5ten Jahr- tausend vor unsrer Zeit gelebt, als Urheber mehrerer astronomischen Entdeckungen gepriesen. Mit ihm zu- gleich wird sein Minister Yuchi, welcher der alten Sage nach den Polarstern bestimmt, und die Sphere erfunden hat, in der Geschichte der Wissenschaft stets berühmt bleiben. In dieser hat sich auch der König Chueni, welchen einige Jahrhunderte später das chine-
Aſtronomie und das Menſchengeſchlecht ſelber. Ja als ſchon etwas ſpaͤter die Cultur des Landes, auch als neuer Religionscultus, den Voͤlkern gegeben wurde, zeigten ſich abermals die Koͤnige als wohlthaͤtige Ver- breiter und Oberprieſter deſſelben. In dieſer Hinſicht iſt die Wallfahrt der Iſis, welche bey andern Voͤlkern als Ceres verehrt worden, von dem Alterthum geprie- ſen. Aus der Nacht der Vergangenheit ſpricht von jenen Saͤulen, die uns Diodor von Sicilien beſchreibt, der Mund jener mit Recht vergoͤtterten Gatten (Iſis und Oſiris), welche nach der alten Sage den Thron der Egypter beſeſſen. „Unſre Geſetze, rufen ſie uns zu, ſind ewig. Wir ſind es, welche den Menſchen erhabene Naturweisheit, und den Anbau des Landes gelehrt haben. Von dem Eiſe des Pols bis zu den Wuͤſten Indiens, von der Quelle der Donau bis zu dem einſamen Geſtade ſuͤdlicher Meere, haben wir die Welt, nicht als Eroberer, ſondern als wohlthaͤtige Genien durchwandelt.“
Ja ſelbſt in der Geſchichte Chinas wird einer der aͤlteſten Koͤnige, Hoangti, welcher in dem 5ten Jahr- tauſend vor unſrer Zeit gelebt, als Urheber mehrerer aſtronomiſchen Entdeckungen geprieſen. Mit ihm zu- gleich wird ſein Miniſter Yuchi, welcher der alten Sage nach den Polarſtern beſtimmt, und die Sphere erfunden hat, in der Geſchichte der Wiſſenſchaft ſtets beruͤhmt bleiben. In dieſer hat ſich auch der Koͤnig Chueni, welchen einige Jahrhunderte ſpaͤter das chine-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0069"n="55"/>
Aſtronomie und das Menſchengeſchlecht ſelber. Ja<lb/>
als ſchon etwas ſpaͤter die Cultur des Landes, auch<lb/>
als neuer Religionscultus, den Voͤlkern gegeben wurde,<lb/>
zeigten ſich abermals die Koͤnige als wohlthaͤtige Ver-<lb/>
breiter und Oberprieſter deſſelben. In dieſer Hinſicht<lb/>
iſt die Wallfahrt der Iſis, welche bey andern Voͤlkern<lb/>
als Ceres verehrt worden, von dem Alterthum geprie-<lb/>ſen. Aus der Nacht der Vergangenheit ſpricht von<lb/>
jenen Saͤulen, die uns Diodor von Sicilien beſchreibt,<lb/>
der Mund jener mit Recht vergoͤtterten Gatten (Iſis<lb/>
und Oſiris), welche nach der alten Sage den Thron<lb/>
der Egypter beſeſſen. „Unſre Geſetze, rufen ſie uns<lb/>
zu, ſind ewig. Wir ſind es, welche den Menſchen<lb/>
erhabene Naturweisheit, und den Anbau des Landes<lb/>
gelehrt haben. Von dem Eiſe des Pols bis zu den<lb/>
Wuͤſten Indiens, von der Quelle der Donau bis zu<lb/>
dem einſamen Geſtade ſuͤdlicher Meere, haben wir die<lb/>
Welt, nicht als Eroberer, ſondern als wohlthaͤtige<lb/>
Genien durchwandelt.“</p><lb/><p>Ja ſelbſt in der Geſchichte Chinas wird einer der<lb/>
aͤlteſten Koͤnige, Hoangti, welcher in dem 5ten Jahr-<lb/>
tauſend vor unſrer Zeit gelebt, als Urheber mehrerer<lb/>
aſtronomiſchen Entdeckungen geprieſen. Mit ihm zu-<lb/>
gleich wird ſein Miniſter Yuchi, welcher der alten<lb/>
Sage nach den Polarſtern beſtimmt, und die Sphere<lb/>
erfunden hat, in der Geſchichte der Wiſſenſchaft ſtets<lb/>
beruͤhmt bleiben. In dieſer hat ſich auch der Koͤnig<lb/>
Chueni, welchen einige Jahrhunderte ſpaͤter das chine-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[55/0069]
Aſtronomie und das Menſchengeſchlecht ſelber. Ja
als ſchon etwas ſpaͤter die Cultur des Landes, auch
als neuer Religionscultus, den Voͤlkern gegeben wurde,
zeigten ſich abermals die Koͤnige als wohlthaͤtige Ver-
breiter und Oberprieſter deſſelben. In dieſer Hinſicht
iſt die Wallfahrt der Iſis, welche bey andern Voͤlkern
als Ceres verehrt worden, von dem Alterthum geprie-
ſen. Aus der Nacht der Vergangenheit ſpricht von
jenen Saͤulen, die uns Diodor von Sicilien beſchreibt,
der Mund jener mit Recht vergoͤtterten Gatten (Iſis
und Oſiris), welche nach der alten Sage den Thron
der Egypter beſeſſen. „Unſre Geſetze, rufen ſie uns
zu, ſind ewig. Wir ſind es, welche den Menſchen
erhabene Naturweisheit, und den Anbau des Landes
gelehrt haben. Von dem Eiſe des Pols bis zu den
Wuͤſten Indiens, von der Quelle der Donau bis zu
dem einſamen Geſtade ſuͤdlicher Meere, haben wir die
Welt, nicht als Eroberer, ſondern als wohlthaͤtige
Genien durchwandelt.“
Ja ſelbſt in der Geſchichte Chinas wird einer der
aͤlteſten Koͤnige, Hoangti, welcher in dem 5ten Jahr-
tauſend vor unſrer Zeit gelebt, als Urheber mehrerer
aſtronomiſchen Entdeckungen geprieſen. Mit ihm zu-
gleich wird ſein Miniſter Yuchi, welcher der alten
Sage nach den Polarſtern beſtimmt, und die Sphere
erfunden hat, in der Geſchichte der Wiſſenſchaft ſtets
beruͤhmt bleiben. In dieſer hat ſich auch der Koͤnig
Chueni, welchen einige Jahrhunderte ſpaͤter das chine-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/69>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.