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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Naturerscheinungen wahrscheinlich ist, vor nahen Wit-
terungswechseln hören. Sie hat es mit elektrischen
Lufterscheinungen gemein, daß sie mit Blitzesschnelle
bald wie aus ungeheurer Ferne, bald ganz in der Nähe
vernommen wird. Am meisten Aehnlichkeit hat sie mit
einer tiefen klagenden Menschenstimme, *) hierbey aber
pflegt sie, wie alle Naturtöne, eine so tiefe Wirkung auf
das menschliche Gemüth zu äußern, daß selbst die ru-
higsten und verständigsten Beobachter, welche die na-
türliche Eutstehung dieser Naturbegebenheit wohl ein-
sehen, sich eines tiefen Entsetzens, und gleichsam ei-
nes zerschneidenden Mitleids mit jenen, den menschli-
chen Jammer so entsetzlich nachahmenden Naturtönen
nicht erwehren können. Wir kennen auch in unsern
Himmelsstrichen, wo die Atmosphäre doch zu allen
elektrischen und ähnlichen Erscheinungen weit weniger
geeignet ist, einige jenem verwandte Phänomene,
die wirklich atmosphärischen Ursprungs sind, mit de-
nen man aber viele andre, die von Thieren herrühren,
und die doch eigentlich (durch ihre Langsamkeit und
ganz andern Ton) von jenen leicht zu unterscheiden
wären, öfters verwechselt hat. Auch die meisten an-

*) Klagend, wie alle Töne der jetzigen planetarischen Na-
tur. Zuweilen spielt jene Stimme wie in den Tönen ei-
ner raschen Menuet, wobey sie eine eben so gräßliche
Wirkung auf die Sinnen der Zuhörer äußert. (S.
Wolf.)
E

Naturerſcheinungen wahrſcheinlich iſt, vor nahen Wit-
terungswechſeln hoͤren. Sie hat es mit elektriſchen
Lufterſcheinungen gemein, daß ſie mit Blitzesſchnelle
bald wie aus ungeheurer Ferne, bald ganz in der Naͤhe
vernommen wird. Am meiſten Aehnlichkeit hat ſie mit
einer tiefen klagenden Menſchenſtimme, *) hierbey aber
pflegt ſie, wie alle Naturtoͤne, eine ſo tiefe Wirkung auf
das menſchliche Gemuͤth zu aͤußern, daß ſelbſt die ru-
higſten und verſtaͤndigſten Beobachter, welche die na-
tuͤrliche Eutſtehung dieſer Naturbegebenheit wohl ein-
ſehen, ſich eines tiefen Entſetzens, und gleichſam ei-
nes zerſchneidenden Mitleids mit jenen, den menſchli-
chen Jammer ſo entſetzlich nachahmenden Naturtoͤnen
nicht erwehren koͤnnen. Wir kennen auch in unſern
Himmelsſtrichen, wo die Atmosphaͤre doch zu allen
elektriſchen und aͤhnlichen Erſcheinungen weit weniger
geeignet iſt, einige jenem verwandte Phaͤnomene,
die wirklich atmosphaͤriſchen Urſprungs ſind, mit de-
nen man aber viele andre, die von Thieren herruͤhren,
und die doch eigentlich (durch ihre Langſamkeit und
ganz andern Ton) von jenen leicht zu unterſcheiden
waͤren, oͤfters verwechſelt hat. Auch die meiſten an-

*) Klagend, wie alle Toͤne der jetzigen planetariſchen Na-
tur. Zuweilen ſpielt jene Stimme wie in den Toͤnen ei-
ner raſchen Menuet, wobey ſie eine eben ſo graͤßliche
Wirkung auf die Sinnen der Zuhoͤrer aͤußert. (S.
Wolf.)
E
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[65/0079] Naturerſcheinungen wahrſcheinlich iſt, vor nahen Wit- terungswechſeln hoͤren. Sie hat es mit elektriſchen Lufterſcheinungen gemein, daß ſie mit Blitzesſchnelle bald wie aus ungeheurer Ferne, bald ganz in der Naͤhe vernommen wird. Am meiſten Aehnlichkeit hat ſie mit einer tiefen klagenden Menſchenſtimme, *) hierbey aber pflegt ſie, wie alle Naturtoͤne, eine ſo tiefe Wirkung auf das menſchliche Gemuͤth zu aͤußern, daß ſelbſt die ru- higſten und verſtaͤndigſten Beobachter, welche die na- tuͤrliche Eutſtehung dieſer Naturbegebenheit wohl ein- ſehen, ſich eines tiefen Entſetzens, und gleichſam ei- nes zerſchneidenden Mitleids mit jenen, den menſchli- chen Jammer ſo entſetzlich nachahmenden Naturtoͤnen nicht erwehren koͤnnen. Wir kennen auch in unſern Himmelsſtrichen, wo die Atmosphaͤre doch zu allen elektriſchen und aͤhnlichen Erſcheinungen weit weniger geeignet iſt, einige jenem verwandte Phaͤnomene, die wirklich atmosphaͤriſchen Urſprungs ſind, mit de- nen man aber viele andre, die von Thieren herruͤhren, und die doch eigentlich (durch ihre Langſamkeit und ganz andern Ton) von jenen leicht zu unterſcheiden waͤren, oͤfters verwechſelt hat. Auch die meiſten an- *) Klagend, wie alle Toͤne der jetzigen planetariſchen Na- tur. Zuweilen ſpielt jene Stimme wie in den Toͤnen ei- ner raſchen Menuet, wobey ſie eine eben ſo graͤßliche Wirkung auf die Sinnen der Zuhoͤrer aͤußert. (S. Wolf.) E

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/79>, abgerufen am 23.11.2024.