Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.jenen niederen Banden, und von dem anklebenden na- Wie unmittelbar nach der großen Katastrophe men
jenen niederen Banden, und von dem anklebenden na- Wie unmittelbar nach der großen Kataſtrophe men
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="91"/> jenen niederen Banden, und von dem anklebenden na-<lb/> tuͤrlichen Mißverſtehen und Mißdeuten des Wortes<lb/> der Geiſterwelt frey werden kann, eine Region muß<lb/> noch hienieden fuͤr ſie erbaut werden, in die ſie ſich<lb/> von der ſonſt unvermeidlichen Anſteckung zu retten<lb/> vermag, welche der unſicher gewordene und ſelbſt ver-<lb/> giftete ehemalige Lebensquell in ihr wirken koͤnnte.<lb/> Jene Region iſt denn wirklich aufgefunden, es iſt<lb/> unſre articulirte Sprache, die kuͤnſtlich erlernte Spra-<lb/> che unſers Wachens.</p><lb/> <p>Wie unmittelbar nach der großen Kataſtrophe<lb/> der Winter in die Natur gekommen, welcher dem Men-<lb/> ſchen gerade in jenem Gebiet der Erde, das der ur-<lb/> ſpruͤngliche Wohnſitz ſeines Geſchlechts war, einen<lb/> Theil des Jahres hindurch die aͤußere Sinnenwelt<lb/> entzog, und ihn auf ſich ſelber beſchraͤnkte; ſo entſtund<lb/> auch dem Menſchen ſeit der großen Kataſtrophe ſeine<lb/> jetzige Laut- Sprache. Dieſe iſt allerdings aus der ur-<lb/> ſpruͤnglichen Natur- und Geſtaltenſprache hervorgegan-<lb/> gen, und ein zufaͤlligerer untergeordneter Beſtandtheil<lb/> derſelben geweſen. Der untergeordnete hat aber nun<lb/> die weſentlicheren Beſtandtheile verdraͤngt, und gerade<lb/> durch dieſes krankhafte, einſeitige Verhaͤltniß iſt die<lb/> Sprache des Wachens jenes Mittel geworden, wodurch<lb/> ſich die Seele der Region des ſinnlichen Gefuͤhles und<lb/> alles Gefuͤhles uͤberhaupt ganz entziehen, die Klippen<lb/> jener unſicheren Doppelſeitigkeit vermeiden, und ſich<lb/> ihrem urſpruͤnglichen Kreiſe, rein und abgeſchieden von<lb/> dem andern niederen zu naͤhern vermag. Zugleich iſt<lb/> ſie aber auch jenes Kunſtſtuͤck, wodurch es dem Men-<lb/> ſchen gelingt, die Farbe der Liebe an ſich zu neh-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0101]
jenen niederen Banden, und von dem anklebenden na-
tuͤrlichen Mißverſtehen und Mißdeuten des Wortes
der Geiſterwelt frey werden kann, eine Region muß
noch hienieden fuͤr ſie erbaut werden, in die ſie ſich
von der ſonſt unvermeidlichen Anſteckung zu retten
vermag, welche der unſicher gewordene und ſelbſt ver-
giftete ehemalige Lebensquell in ihr wirken koͤnnte.
Jene Region iſt denn wirklich aufgefunden, es iſt
unſre articulirte Sprache, die kuͤnſtlich erlernte Spra-
che unſers Wachens.
Wie unmittelbar nach der großen Kataſtrophe
der Winter in die Natur gekommen, welcher dem Men-
ſchen gerade in jenem Gebiet der Erde, das der ur-
ſpruͤngliche Wohnſitz ſeines Geſchlechts war, einen
Theil des Jahres hindurch die aͤußere Sinnenwelt
entzog, und ihn auf ſich ſelber beſchraͤnkte; ſo entſtund
auch dem Menſchen ſeit der großen Kataſtrophe ſeine
jetzige Laut- Sprache. Dieſe iſt allerdings aus der ur-
ſpruͤnglichen Natur- und Geſtaltenſprache hervorgegan-
gen, und ein zufaͤlligerer untergeordneter Beſtandtheil
derſelben geweſen. Der untergeordnete hat aber nun
die weſentlicheren Beſtandtheile verdraͤngt, und gerade
durch dieſes krankhafte, einſeitige Verhaͤltniß iſt die
Sprache des Wachens jenes Mittel geworden, wodurch
ſich die Seele der Region des ſinnlichen Gefuͤhles und
alles Gefuͤhles uͤberhaupt ganz entziehen, die Klippen
jener unſicheren Doppelſeitigkeit vermeiden, und ſich
ihrem urſpruͤnglichen Kreiſe, rein und abgeſchieden von
dem andern niederen zu naͤhern vermag. Zugleich iſt
ſie aber auch jenes Kunſtſtuͤck, wodurch es dem Men-
ſchen gelingt, die Farbe der Liebe an ſich zu neh-
men
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |