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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.

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Jener Zustand, wo die Seele mit einer Art von
Zusammenhang und Ordnung in ihrer Bildersprache
denkt und wirkt, ist schon ein höherer und vollkommne-
rer Grad des Traumes. Wir bemerken öfters, besonders
unmittelbar beim Einschlafen oder im Halbschlummer,
einen unvollkommneren Grad desselben, der dem Wa-
chen näher steht, und gewissermaßen den Uebergang von
diesem zum eigentlichen Traumzustande bildet. Auf dieser
Stufe, deren wir uns beim Erwachen viel leichter erin-
vern, als des vollkommneren Traumes, laufen die zwey
verschiedenen Regionen mit ihren beyden verschiedenen
Sprachen noch eine Zeit lang parallel neben einander
fort, und vermischen sich auf eine unzusammenhängen-
de, unpassende Weise. So denken wir uns z. B. das
Wort: schreiben, und haben zu gleicher Zeit das Bild
zweyer Menschen vor uns, davon der eine den andern
auf dem Rücken trägt. Auf diese Weise läßt beym
Einschlafen der Traumzustand den wachen Verstand
noch eine Zeit lang in seiner Wörtersprache fortpredigen,
macht aber zu gleicher Zeit so fremdartige Gesticula-
tionen hinter ihm hervor, wie die versteckte Person
bey einer Schlafrockspredigt, bis zuletzt jener entschläft,
und nun die hinter ihm verborgne Traumwelt frey
hervortritt.

Auch im vollkommneren Traumzustand ist der
Bilderausdruck, dessen sich die Seele bedient, von
verschiedener Art, und bald mehr bald minder plan
und leicht verständlich. Oefters stellt uns ein prophe-
tischer Traum die Begebenheiten des nächsten Tages,
in so ferne sich dieselben zu einer bildlichen Darstel-
lung eignen, ganz so vor, wie sie uns hernach im Wa-

chen

Jener Zuſtand, wo die Seele mit einer Art von
Zuſammenhang und Ordnung in ihrer Bilderſprache
denkt und wirkt, iſt ſchon ein hoͤherer und vollkommne-
rer Grad des Traumes. Wir bemerken oͤfters, beſonders
unmittelbar beim Einſchlafen oder im Halbſchlummer,
einen unvollkommneren Grad deſſelben, der dem Wa-
chen naͤher ſteht, und gewiſſermaßen den Uebergang von
dieſem zum eigentlichen Traumzuſtande bildet. Auf dieſer
Stufe, deren wir uns beim Erwachen viel leichter erin-
vern, als des vollkommneren Traumes, laufen die zwey
verſchiedenen Regionen mit ihren beyden verſchiedenen
Sprachen noch eine Zeit lang parallel neben einander
fort, und vermiſchen ſich auf eine unzuſammenhaͤngen-
de, unpaſſende Weiſe. So denken wir uns z. B. das
Wort: ſchreiben, und haben zu gleicher Zeit das Bild
zweyer Menſchen vor uns, davon der eine den andern
auf dem Ruͤcken traͤgt. Auf dieſe Weiſe laͤßt beym
Einſchlafen der Traumzuſtand den wachen Verſtand
noch eine Zeit lang in ſeiner Woͤrterſprache fortpredigen,
macht aber zu gleicher Zeit ſo fremdartige Geſticula-
tionen hinter ihm hervor, wie die verſteckte Perſon
bey einer Schlafrockspredigt, bis zuletzt jener entſchlaͤft,
und nun die hinter ihm verborgne Traumwelt frey
hervortritt.

Auch im vollkommneren Traumzuſtand iſt der
Bilderausdruck, deſſen ſich die Seele bedient, von
verſchiedener Art, und bald mehr bald minder plan
und leicht verſtaͤndlich. Oefters ſtellt uns ein prophe-
tiſcher Traum die Begebenheiten des naͤchſten Tages,
in ſo ferne ſich dieſelben zu einer bildlichen Darſtel-
lung eignen, ganz ſo vor, wie ſie uns hernach im Wa-

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[5/0015] Jener Zuſtand, wo die Seele mit einer Art von Zuſammenhang und Ordnung in ihrer Bilderſprache denkt und wirkt, iſt ſchon ein hoͤherer und vollkommne- rer Grad des Traumes. Wir bemerken oͤfters, beſonders unmittelbar beim Einſchlafen oder im Halbſchlummer, einen unvollkommneren Grad deſſelben, der dem Wa- chen naͤher ſteht, und gewiſſermaßen den Uebergang von dieſem zum eigentlichen Traumzuſtande bildet. Auf dieſer Stufe, deren wir uns beim Erwachen viel leichter erin- vern, als des vollkommneren Traumes, laufen die zwey verſchiedenen Regionen mit ihren beyden verſchiedenen Sprachen noch eine Zeit lang parallel neben einander fort, und vermiſchen ſich auf eine unzuſammenhaͤngen- de, unpaſſende Weiſe. So denken wir uns z. B. das Wort: ſchreiben, und haben zu gleicher Zeit das Bild zweyer Menſchen vor uns, davon der eine den andern auf dem Ruͤcken traͤgt. Auf dieſe Weiſe laͤßt beym Einſchlafen der Traumzuſtand den wachen Verſtand noch eine Zeit lang in ſeiner Woͤrterſprache fortpredigen, macht aber zu gleicher Zeit ſo fremdartige Geſticula- tionen hinter ihm hervor, wie die verſteckte Perſon bey einer Schlafrockspredigt, bis zuletzt jener entſchlaͤft, und nun die hinter ihm verborgne Traumwelt frey hervortritt. Auch im vollkommneren Traumzuſtand iſt der Bilderausdruck, deſſen ſich die Seele bedient, von verſchiedener Art, und bald mehr bald minder plan und leicht verſtaͤndlich. Oefters ſtellt uns ein prophe- tiſcher Traum die Begebenheiten des naͤchſten Tages, in ſo ferne ſich dieſelben zu einer bildlichen Darſtel- lung eignen, ganz ſo vor, wie ſie uns hernach im Wa- chen

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/15>, abgerufen am 23.11.2024.