Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.von der ewigen Liebe und ihrem unsterblichen Vor- Aber jene Sprache Gottes, diese uns noch jetzt sich
von der ewigen Liebe und ihrem unſterblichen Vor- Aber jene Sprache Gottes, dieſe uns noch jetzt ſich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="87"/> von der ewigen Liebe und ihrem unſterblichen Vor-<lb/> wurfe gehandelt, auf das enge Beduͤrfniß, ſeine ei-<lb/> gene unnatuͤrliche Liebe, und jenes Wort, welches den<lb/> Geiſt des goͤttlichen Erkennens bedeutete, womit Gott<lb/> den Menſchen und die Welt erkannte und aus ſich<lb/> erzeugte, hat fuͤr ihn, nach einem oben gewaͤhlten<lb/> Beyſpiel, die Bedeutung niederer ſinnlicher Luſt ge-<lb/> wonnen. Der Arme, der ſich ſtolz zum Menſchen-<lb/> Schoͤpfer, zum Schoͤpfer der Natur machen wollte,<lb/> iſt ein Schoͤpfer des Todes geworden, ſeine Welt zum<lb/> Grabe, an welchem der Ton der ewigen Liebe nur<lb/> noch als Grabgelaͤute nachhallet. — Hier iſt der Quell<lb/> aller jener Mißverſtaͤndniſſe und Verwechſelungen.<lb/> Ein Lied voll hohen, goͤttlichen Inhaltes, iſt aufs<lb/> fuͤrchterlichſte traveſtirt worden, noch ſind es dieſel-<lb/> ben Worte, aber der geſunkene Menſchengeiſt miß-<lb/> braucht ſie aufs entſetzlichſte, wie ſchon in einem be-<lb/> ſchraͤnkteren Kreiſe, der entartete Wolluͤſtling die hei-<lb/> ligen Worte: Liebe und Freundſchaft aufs niedrigſte<lb/> mißbraucht.</p><lb/> <p>Aber jene Sprache Gottes, dieſe uns noch jetzt<lb/> umgebende Natur, hatte urſpruͤnglich einen Inhalt,<lb/> der ein unendlicher und unermeßlicher war, und von<lb/> ewiger Natur, durch jene Traveſtirung ſind aber ihre<lb/> Worte auf einen Kreis bezogen, welcher der engſte,<lb/> aͤrmſte und beſchraͤnkteſte iſt, bis zu welchem die<lb/> menſchliche Seele herabſinken koͤnnte; ihre Worte be-<lb/> deuten nun einen Gegenſtand von ſterblicher und ver-<lb/> gaͤnglicher Art. Ganz natuͤrlich iſt hierbey der groͤßte<lb/> Theil der Worte außer aller Beziehung und ohne alle<lb/> Bedeutung geblieben, auf jenen engen Kreis ließen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0097]
von der ewigen Liebe und ihrem unſterblichen Vor-
wurfe gehandelt, auf das enge Beduͤrfniß, ſeine ei-
gene unnatuͤrliche Liebe, und jenes Wort, welches den
Geiſt des goͤttlichen Erkennens bedeutete, womit Gott
den Menſchen und die Welt erkannte und aus ſich
erzeugte, hat fuͤr ihn, nach einem oben gewaͤhlten
Beyſpiel, die Bedeutung niederer ſinnlicher Luſt ge-
wonnen. Der Arme, der ſich ſtolz zum Menſchen-
Schoͤpfer, zum Schoͤpfer der Natur machen wollte,
iſt ein Schoͤpfer des Todes geworden, ſeine Welt zum
Grabe, an welchem der Ton der ewigen Liebe nur
noch als Grabgelaͤute nachhallet. — Hier iſt der Quell
aller jener Mißverſtaͤndniſſe und Verwechſelungen.
Ein Lied voll hohen, goͤttlichen Inhaltes, iſt aufs
fuͤrchterlichſte traveſtirt worden, noch ſind es dieſel-
ben Worte, aber der geſunkene Menſchengeiſt miß-
braucht ſie aufs entſetzlichſte, wie ſchon in einem be-
ſchraͤnkteren Kreiſe, der entartete Wolluͤſtling die hei-
ligen Worte: Liebe und Freundſchaft aufs niedrigſte
mißbraucht.
Aber jene Sprache Gottes, dieſe uns noch jetzt
umgebende Natur, hatte urſpruͤnglich einen Inhalt,
der ein unendlicher und unermeßlicher war, und von
ewiger Natur, durch jene Traveſtirung ſind aber ihre
Worte auf einen Kreis bezogen, welcher der engſte,
aͤrmſte und beſchraͤnkteſte iſt, bis zu welchem die
menſchliche Seele herabſinken koͤnnte; ihre Worte be-
deuten nun einen Gegenſtand von ſterblicher und ver-
gaͤnglicher Art. Ganz natuͤrlich iſt hierbey der groͤßte
Theil der Worte außer aller Beziehung und ohne alle
Bedeutung geblieben, auf jenen engen Kreis ließen
ſich
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