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Schubert-Feder, Cläre: Das Leben der Studentinnen in Zürich. Berlin, 1894.

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Einladungen würden wahre Lichtblicke in ihrem Leben sein,
wenn nicht auch hier ihr manchmal Schwierigkeiten er-
wüchsen durch die kleinliche, meist jeden factischen Anhaltes
entbehrende Eifersüchtelei der resp. Professorsgattin. Da
nach dem Gesetz von der Anziehung der Gegensätze, die
gescheidtesten Herren nicht immer Geschmack finden an Frauen
von ihnen ebenbürtiger Bedeutung, so wird die Frau Pro-
fessor, im Gefühl ihrer geistigen Unzulänglichkeit leicht von
Eifersucht geplagt, und die Studentin kann diese Klippe
nur bei feinstem Takt glücklich umschiffen. Hierzu bemerkt
der anonyme Verfasser des Artikels "Bemerkungen zum
Frauenstudium" (Beilage zur Allgemeinen Zeitung Nr. 110
vom 20. April 1892), indem er meine Darstellung als
eine "sehr komische" Behauptung qualifizirt, daß in der
Regel unter den studirenden Damen ein verführerisches
Aeußere, welches den Professorenfrauen berechtigten Grund
zur Eifersucht geben könnte, nur recht selten anzutreffen sei.
"Es giebt ja Ausnahmen", so fährt er fort, "das ist selbst-
verständlich, und hie und da begegnet man einer wirklich
anmuthigen Erscheinung mit der Collegienmappe unter'm
Arm; aber im Allgemeinen ist es nicht gerade der schönere
Theil des schönen Geschlechts, der sich den Wissenschaften
in die Arme wirft, was am Ende begreiflich ist, da manche
sich doch erst dann zum Studium entschließen, wenn sie
anderweitigen Hoffnungen Valet gesagt haben." - Lassen
Sie mich um Beantwortung der Frage bitten: mit wieviel
Jahren sagt die Unverheirathete anderweitigen Hoffnungen
Valet? Gewöhnlich nicht, bevor sie stark ergraut ist, und
auch das ist relativ. Finge sie dann erst an, auf das
Universitätsstudium sich vorzubereiten, so würde sie sich
lächerlich machen, denn sie hätte keine Aussicht mehr, der
Welt noch viel zu nützen. Hie und da begegnet der Ver-

Einladungen würden wahre Lichtblicke in ihrem Leben sein,
wenn nicht auch hier ihr manchmal Schwierigkeiten er-
wüchsen durch die kleinliche, meist jeden factischen Anhaltes
entbehrende Eifersüchtelei der resp. Professorsgattin. Da
nach dem Gesetz von der Anziehung der Gegensätze, die
gescheidtesten Herren nicht immer Geschmack finden an Frauen
von ihnen ebenbürtiger Bedeutung, so wird die Frau Pro-
fessor, im Gefühl ihrer geistigen Unzulänglichkeit leicht von
Eifersucht geplagt, und die Studentin kann diese Klippe
nur bei feinstem Takt glücklich umschiffen. Hierzu bemerkt
der anonyme Verfasser des Artikels „Bemerkungen zum
Frauenstudium“ (Beilage zur Allgemeinen Zeitung Nr. 110
vom 20. April 1892), indem er meine Darstellung als
eine „sehr komische“ Behauptung qualifizirt, daß in der
Regel unter den studirenden Damen ein verführerisches
Aeußere, welches den Professorenfrauen berechtigten Grund
zur Eifersucht geben könnte, nur recht selten anzutreffen sei.
„Es giebt ja Ausnahmen“, so fährt er fort, „das ist selbst-
verständlich, und hie und da begegnet man einer wirklich
anmuthigen Erscheinung mit der Collegienmappe unter'm
Arm; aber im Allgemeinen ist es nicht gerade der schönere
Theil des schönen Geschlechts, der sich den Wissenschaften
in die Arme wirft, was am Ende begreiflich ist, da manche
sich doch erst dann zum Studium entschließen, wenn sie
anderweitigen Hoffnungen Valet gesagt haben.“ – Lassen
Sie mich um Beantwortung der Frage bitten: mit wieviel
Jahren sagt die Unverheirathete anderweitigen Hoffnungen
Valet? Gewöhnlich nicht, bevor sie stark ergraut ist, und
auch das ist relativ. Finge sie dann erst an, auf das
Universitätsstudium sich vorzubereiten, so würde sie sich
lächerlich machen, denn sie hätte keine Aussicht mehr, der
Welt noch viel zu nützen. Hie und da begegnet der Ver-

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[11/0014] Einladungen würden wahre Lichtblicke in ihrem Leben sein, wenn nicht auch hier ihr manchmal Schwierigkeiten er- wüchsen durch die kleinliche, meist jeden factischen Anhaltes entbehrende Eifersüchtelei der resp. Professorsgattin. Da nach dem Gesetz von der Anziehung der Gegensätze, die gescheidtesten Herren nicht immer Geschmack finden an Frauen von ihnen ebenbürtiger Bedeutung, so wird die Frau Pro- fessor, im Gefühl ihrer geistigen Unzulänglichkeit leicht von Eifersucht geplagt, und die Studentin kann diese Klippe nur bei feinstem Takt glücklich umschiffen. Hierzu bemerkt der anonyme Verfasser des Artikels „Bemerkungen zum Frauenstudium“ (Beilage zur Allgemeinen Zeitung Nr. 110 vom 20. April 1892), indem er meine Darstellung als eine „sehr komische“ Behauptung qualifizirt, daß in der Regel unter den studirenden Damen ein verführerisches Aeußere, welches den Professorenfrauen berechtigten Grund zur Eifersucht geben könnte, nur recht selten anzutreffen sei. „Es giebt ja Ausnahmen“, so fährt er fort, „das ist selbst- verständlich, und hie und da begegnet man einer wirklich anmuthigen Erscheinung mit der Collegienmappe unter'm Arm; aber im Allgemeinen ist es nicht gerade der schönere Theil des schönen Geschlechts, der sich den Wissenschaften in die Arme wirft, was am Ende begreiflich ist, da manche sich doch erst dann zum Studium entschließen, wenn sie anderweitigen Hoffnungen Valet gesagt haben.“ – Lassen Sie mich um Beantwortung der Frage bitten: mit wieviel Jahren sagt die Unverheirathete anderweitigen Hoffnungen Valet? Gewöhnlich nicht, bevor sie stark ergraut ist, und auch das ist relativ. Finge sie dann erst an, auf das Universitätsstudium sich vorzubereiten, so würde sie sich lächerlich machen, denn sie hätte keine Aussicht mehr, der Welt noch viel zu nützen. Hie und da begegnet der Ver-

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Frauenstudium, betreut von Andreas Neumann und Anna Pfundt, FSU Jena und JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2022-08-17T10:02:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Schubert-Feder, Cläre: Das Leben der Studentinnen in Zürich. Berlin, 1894, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubertfeder_studentinnen_1894/14>, abgerufen am 21.11.2024.