Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.Angst; wir finden wohl einen Pfarrer, der uns traut, dafür laß mich sorgen, und dann führe ich Dich auf mein altes Schloß im Poitou, und wir sind glücklich mit einander, so glücklich, wie's zwei Menschen nur irgend sein können - so lang - so lang, bis es Deinen durchlauchtigsten Verwandten endlich gelungen sein wird, mich aus dem Wege zu räumen." Julie schaudert. "Sie dürfen Dir nichts thun," ruft sie - "nein, sie werden nicht, - sie wüßten ja, daß der Schlag, der Dich trifft; mich vernichten müßte!" "Ich weiß kaum, ob sie Dich nicht lieber todt, denn mit mir verbunden sehen möchten," sagt er bitter. "Aber lassen wir das. Bist Du bereit?" "Ja!" erklärt sie feierlich mit ihrer dünnen, zitternden Kinderstimme - "und wann? ... Aber was hast Du?" Sie blickt besorgt zu ihm auf. "Du siehst blaß und angegriffen aus - Du hättest Dich nicht anstrengen, nicht hierher kommen sollen. Es kann Dir schaden!" "Und glaubst Du, daß man das überlegt, Angst; wir finden wohl einen Pfarrer, der uns traut, dafür laß mich sorgen, und dann führe ich Dich auf mein altes Schloß im Poitou, und wir sind glücklich mit einander, so glücklich, wie’s zwei Menschen nur irgend sein können – so lang – so lang, bis es Deinen durchlauchtigsten Verwandten endlich gelungen sein wird, mich aus dem Wege zu räumen.“ Julie schaudert. „Sie dürfen Dir nichts thun,“ ruft sie – „nein, sie werden nicht, – sie wüßten ja, daß der Schlag, der Dich trifft; mich vernichten müßte!“ „Ich weiß kaum, ob sie Dich nicht lieber todt, denn mit mir verbunden sehen möchten,“ sagt er bitter. „Aber lassen wir das. Bist Du bereit?“ „Ja!“ erklärt sie feierlich mit ihrer dünnen, zitternden Kinderstimme – „und wann? … Aber was hast Du?“ Sie blickt besorgt zu ihm auf. „Du siehst blaß und angegriffen aus – Du hättest Dich nicht anstrengen, nicht hierher kommen sollen. Es kann Dir schaden!“ „Und glaubst Du, daß man das überlegt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="93"/> Angst; wir finden wohl einen Pfarrer, der uns traut, dafür laß mich sorgen, und dann führe ich Dich auf mein altes Schloß im Poitou, und wir sind glücklich mit einander, so glücklich, wie’s zwei Menschen nur irgend sein können – so lang – so lang, bis es Deinen durchlauchtigsten Verwandten endlich gelungen sein wird, mich aus dem Wege zu räumen.“</p> <p>Julie schaudert. „Sie dürfen Dir nichts thun,“ ruft sie – „nein, sie werden nicht, – sie wüßten ja, daß der Schlag, der Dich trifft; mich vernichten müßte!“</p> <p>„Ich weiß kaum, ob sie Dich nicht lieber todt, denn mit mir verbunden sehen möchten,“ sagt er bitter. „Aber lassen wir das. Bist Du bereit?“</p> <p>„Ja!“ erklärt sie feierlich mit ihrer dünnen, zitternden Kinderstimme – „und wann? … Aber was hast Du?“ Sie blickt besorgt zu ihm auf. „Du siehst blaß und angegriffen aus – Du hättest Dich nicht anstrengen, nicht hierher kommen sollen. Es kann Dir schaden!“</p> <p>„Und glaubst Du, daß man das überlegt, </p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0093]
Angst; wir finden wohl einen Pfarrer, der uns traut, dafür laß mich sorgen, und dann führe ich Dich auf mein altes Schloß im Poitou, und wir sind glücklich mit einander, so glücklich, wie’s zwei Menschen nur irgend sein können – so lang – so lang, bis es Deinen durchlauchtigsten Verwandten endlich gelungen sein wird, mich aus dem Wege zu räumen.“
Julie schaudert. „Sie dürfen Dir nichts thun,“ ruft sie – „nein, sie werden nicht, – sie wüßten ja, daß der Schlag, der Dich trifft; mich vernichten müßte!“
„Ich weiß kaum, ob sie Dich nicht lieber todt, denn mit mir verbunden sehen möchten,“ sagt er bitter. „Aber lassen wir das. Bist Du bereit?“
„Ja!“ erklärt sie feierlich mit ihrer dünnen, zitternden Kinderstimme – „und wann? … Aber was hast Du?“ Sie blickt besorgt zu ihm auf. „Du siehst blaß und angegriffen aus – Du hättest Dich nicht anstrengen, nicht hierher kommen sollen. Es kann Dir schaden!“
„Und glaubst Du, daß man das überlegt,
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