Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.Und der Oberst paßte auf. Er sah nichts, was seinen Sympathieen für Swoyschin hätte Eintrag thun können. Im Gegenteil ... Kaum irgend etwas wirkt demütigender auf die Menschen als das Zartgefühl, wenn es sichtbar wird. Bei Swoyschin wurde es nicht sichtbar. Eine Prinzessin von Geblüt, die ihn zum Tanz befohlen, hätte er nicht mit freundlicherer Ritterlichkeit durch alle Verwickelungen des Lanciers hindurchpilotieren können als die verschmähte, kleine Regimentsärztin. Dabei sah er gänzlich unbefangen, sehr vergnügt, in seine Beschäftigung vertieft aus, als mache ihm das Tanzen wirklich Spaß. Als der Lancier seinem Ende zuging, war die Frau Emmi Swoboda vor lauter Glückseligkeit und innerer Aufregung hübsch geworden. Aber sie hatte sich auch mit einem Schlag grenzenlos in ihren schönen Kavalier verliebt. "Hab' ich's Ihnen nicht gesagt, Herr Oberst?" flüsterte Bärenburg dem Vorgesetzten zu. "So fängt es an! ... Nun, ich will nicht sagen, daß es immer gerade so anfängt, denn schließlich stammen Zdenkos Opfer nicht alle aus so bescheidenen Verhältnissen. Manches Mal fängt's auch mit ein wenig Eitelkeit an - aber irgendwie tritt die Gutmütigkeit schließlich mit ins Spiel. Mir ist's herzlich leid um meinen alten Zdenko, denn er ist ein Goldmensch, und es Und der Oberst paßte auf. Er sah nichts, was seinen Sympathieen für Swoyschin hätte Eintrag thun können. Im Gegenteil … Kaum irgend etwas wirkt demütigender auf die Menschen als das Zartgefühl, wenn es sichtbar wird. Bei Swoyschin wurde es nicht sichtbar. Eine Prinzessin von Geblüt, die ihn zum Tanz befohlen, hätte er nicht mit freundlicherer Ritterlichkeit durch alle Verwickelungen des Lanciers hindurchpilotieren können als die verschmähte, kleine Regimentsärztin. Dabei sah er gänzlich unbefangen, sehr vergnügt, in seine Beschäftigung vertieft aus, als mache ihm das Tanzen wirklich Spaß. Als der Lancier seinem Ende zuging, war die Frau Emmi Swoboda vor lauter Glückseligkeit und innerer Aufregung hübsch geworden. Aber sie hatte sich auch mit einem Schlag grenzenlos in ihren schönen Kavalier verliebt. „Hab’ ich’s Ihnen nicht gesagt, Herr Oberst?“ flüsterte Bärenburg dem Vorgesetzten zu. „So fängt es an! … Nun, ich will nicht sagen, daß es immer gerade so anfängt, denn schließlich stammen Zdenkos Opfer nicht alle aus so bescheidenen Verhältnissen. Manches Mal fängt’s auch mit ein wenig Eitelkeit an – aber irgendwie tritt die Gutmütigkeit schließlich mit ins Spiel. Mir ist’s herzlich leid um meinen alten Zdenko, denn er ist ein Goldmensch, und es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0032" n="31"/> <p>Und der Oberst paßte auf. Er sah nichts, was seinen Sympathieen für Swoyschin hätte Eintrag thun können. Im Gegenteil …</p> <p>Kaum irgend etwas wirkt demütigender auf die Menschen als das Zartgefühl, wenn es sichtbar wird. Bei Swoyschin wurde es nicht sichtbar. Eine Prinzessin von Geblüt, die ihn zum Tanz befohlen, hätte er nicht mit freundlicherer Ritterlichkeit durch alle Verwickelungen des Lanciers hindurchpilotieren können als die verschmähte, kleine Regimentsärztin. Dabei sah er gänzlich unbefangen, sehr vergnügt, in seine Beschäftigung vertieft aus, als mache ihm das Tanzen wirklich Spaß.</p> <p>Als der Lancier seinem Ende zuging, war die Frau Emmi Swoboda vor lauter Glückseligkeit und innerer Aufregung hübsch geworden. Aber sie hatte sich auch mit einem Schlag grenzenlos in ihren schönen Kavalier verliebt.</p> <p>„Hab’ ich’s Ihnen nicht gesagt, Herr Oberst?“ flüsterte Bärenburg dem Vorgesetzten zu. „So fängt es an! … Nun, ich will nicht sagen, daß es immer gerade so anfängt, denn schließlich stammen Zdenkos Opfer nicht alle aus so bescheidenen Verhältnissen. Manches Mal fängt’s auch mit ein wenig Eitelkeit an – aber irgendwie tritt die Gutmütigkeit schließlich mit ins Spiel. Mir ist’s herzlich leid um meinen alten Zdenko, denn er ist ein Goldmensch, und es </p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0032]
Und der Oberst paßte auf. Er sah nichts, was seinen Sympathieen für Swoyschin hätte Eintrag thun können. Im Gegenteil …
Kaum irgend etwas wirkt demütigender auf die Menschen als das Zartgefühl, wenn es sichtbar wird. Bei Swoyschin wurde es nicht sichtbar. Eine Prinzessin von Geblüt, die ihn zum Tanz befohlen, hätte er nicht mit freundlicherer Ritterlichkeit durch alle Verwickelungen des Lanciers hindurchpilotieren können als die verschmähte, kleine Regimentsärztin. Dabei sah er gänzlich unbefangen, sehr vergnügt, in seine Beschäftigung vertieft aus, als mache ihm das Tanzen wirklich Spaß.
Als der Lancier seinem Ende zuging, war die Frau Emmi Swoboda vor lauter Glückseligkeit und innerer Aufregung hübsch geworden. Aber sie hatte sich auch mit einem Schlag grenzenlos in ihren schönen Kavalier verliebt.
„Hab’ ich’s Ihnen nicht gesagt, Herr Oberst?“ flüsterte Bärenburg dem Vorgesetzten zu. „So fängt es an! … Nun, ich will nicht sagen, daß es immer gerade so anfängt, denn schließlich stammen Zdenkos Opfer nicht alle aus so bescheidenen Verhältnissen. Manches Mal fängt’s auch mit ein wenig Eitelkeit an – aber irgendwie tritt die Gutmütigkeit schließlich mit ins Spiel. Mir ist’s herzlich leid um meinen alten Zdenko, denn er ist ein Goldmensch, und es
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