Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

ohne ein Wort zu sagen, drehte Zdenko sich auf dem Absatz um und verließ die Soiree.

Bärenburg, der das Feuer gelegt, war natürlich von der Brandstätte geflohen, sobald es gefangen hatte. Er unterhielt sich im Nebenzimmer mit einem ganz jungen Mädchen. Sie tauschten ihre Meinungsverschiedenheiten über Gefrorenes aus. Er schwärmte für Himbeer und Schmankerln - sie erklärte Himbeer für fad und zog Ananaseis vor.

Nichtsdestoweniger gab es den nächsten Tag zwischen den beiden Vettern eine heftige Auseinandersetzung. Bärenburg gestand sofort, er sei angeheitert gewesen, und meinte, daß man einen Menschen nicht verantwortlich machen könne für die Dummheiten, die er in diesem Zustande gesagt oder gethan haben mochte. Er lieferte auch noch außer diesem Geständnis die rührendsten Beweise einer reumütigen Gesinnung. Zum Schluß erklärte er sich bereit, dem Vetter alle mögliche Satisfaktion zu geben, außer derjenigen, sich ihm mit der Pistole in der Hand gegenüberzustellen. Denn das eine stehe fest: so wenig ihn vorläufig der Selbstmord locke, möchte er doch noch viel lieber sich selber als seinen alten Zdenko erschießen. Da es Swoyschin im Grunde ebensowenig darum zu thun war, seinem leichtsinnigen Vetter eines seiner sehr kurz geschorenen Haare zu krümmen, so löste sich die Sache in Wohlgefallen auf. Die Freundschaft zwischen

ohne ein Wort zu sagen, drehte Zdenko sich auf dem Absatz um und verließ die Soiree.

Bärenburg, der das Feuer gelegt, war natürlich von der Brandstätte geflohen, sobald es gefangen hatte. Er unterhielt sich im Nebenzimmer mit einem ganz jungen Mädchen. Sie tauschten ihre Meinungsverschiedenheiten über Gefrorenes aus. Er schwärmte für Himbeer und Schmankerln – sie erklärte Himbeer für fad und zog Ananaseis vor.

Nichtsdestoweniger gab es den nächsten Tag zwischen den beiden Vettern eine heftige Auseinandersetzung. Bärenburg gestand sofort, er sei angeheitert gewesen, und meinte, daß man einen Menschen nicht verantwortlich machen könne für die Dummheiten, die er in diesem Zustande gesagt oder gethan haben mochte. Er lieferte auch noch außer diesem Geständnis die rührendsten Beweise einer reumütigen Gesinnung. Zum Schluß erklärte er sich bereit, dem Vetter alle mögliche Satisfaktion zu geben, außer derjenigen, sich ihm mit der Pistole in der Hand gegenüberzustellen. Denn das eine stehe fest: so wenig ihn vorläufig der Selbstmord locke, möchte er doch noch viel lieber sich selber als seinen alten Zdenko erschießen. Da es Swoyschin im Grunde ebensowenig darum zu thun war, seinem leichtsinnigen Vetter eines seiner sehr kurz geschorenen Haare zu krümmen, so löste sich die Sache in Wohlgefallen auf. Die Freundschaft zwischen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="38"/>
ohne ein Wort zu sagen, drehte Zdenko sich auf dem Absatz um und verließ die Soiree.</p>
        <p>Bärenburg, der das Feuer gelegt, war natürlich von der Brandstätte geflohen, sobald es gefangen hatte. Er unterhielt sich im Nebenzimmer mit einem ganz jungen Mädchen. Sie tauschten ihre Meinungsverschiedenheiten über Gefrorenes aus. Er schwärmte für Himbeer und Schmankerln &#x2013; sie erklärte Himbeer für fad und zog Ananaseis vor.</p>
        <p>Nichtsdestoweniger gab es den nächsten Tag zwischen den beiden Vettern eine heftige Auseinandersetzung. Bärenburg gestand sofort, er sei angeheitert gewesen, und meinte, daß man einen Menschen nicht verantwortlich machen könne für die Dummheiten, die er in diesem Zustande gesagt oder gethan haben mochte. Er lieferte auch noch außer diesem Geständnis die rührendsten Beweise einer reumütigen Gesinnung. Zum Schluß erklärte er sich bereit, dem Vetter alle mögliche Satisfaktion zu geben, außer derjenigen, sich ihm mit der Pistole in der Hand gegenüberzustellen. Denn das eine stehe fest: so wenig ihn vorläufig der Selbstmord locke, möchte er doch noch viel lieber sich selber als seinen alten Zdenko erschießen. Da es Swoyschin im Grunde ebensowenig darum zu thun war, seinem leichtsinnigen Vetter eines seiner sehr kurz geschorenen Haare zu krümmen, so löste sich die Sache in Wohlgefallen auf. Die Freundschaft zwischen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0039] ohne ein Wort zu sagen, drehte Zdenko sich auf dem Absatz um und verließ die Soiree. Bärenburg, der das Feuer gelegt, war natürlich von der Brandstätte geflohen, sobald es gefangen hatte. Er unterhielt sich im Nebenzimmer mit einem ganz jungen Mädchen. Sie tauschten ihre Meinungsverschiedenheiten über Gefrorenes aus. Er schwärmte für Himbeer und Schmankerln – sie erklärte Himbeer für fad und zog Ananaseis vor. Nichtsdestoweniger gab es den nächsten Tag zwischen den beiden Vettern eine heftige Auseinandersetzung. Bärenburg gestand sofort, er sei angeheitert gewesen, und meinte, daß man einen Menschen nicht verantwortlich machen könne für die Dummheiten, die er in diesem Zustande gesagt oder gethan haben mochte. Er lieferte auch noch außer diesem Geständnis die rührendsten Beweise einer reumütigen Gesinnung. Zum Schluß erklärte er sich bereit, dem Vetter alle mögliche Satisfaktion zu geben, außer derjenigen, sich ihm mit der Pistole in der Hand gegenüberzustellen. Denn das eine stehe fest: so wenig ihn vorläufig der Selbstmord locke, möchte er doch noch viel lieber sich selber als seinen alten Zdenko erschießen. Da es Swoyschin im Grunde ebensowenig darum zu thun war, seinem leichtsinnigen Vetter eines seiner sehr kurz geschorenen Haare zu krümmen, so löste sich die Sache in Wohlgefallen auf. Die Freundschaft zwischen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/39
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/39>, abgerufen am 23.11.2024.