Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

beiden erwärmte sich sogar noch um einige Grade, wie es sich bei Menschen, die sich gegenseitig sympathisch sind, fast immer ereignet nach einem Zank.

Zwischen Märzfeld und Swoyschin hatte sich indessen die Spannung bis zu einem für die Regimentskameraden recht unerquicklichen Grade gesteigert. Nicht nur, daß Swoyschin die Schwelle des Märzfeldschen Hauses nie mehr überschritt - selbst in dem Verkehr, der durch die Regimentsangelegenheiten geboten war, verriet sich die feindliche Stimmung der beiden. Man sah, daß es nicht mehr lange so dauern konnte. Der Zweikampf schwebte in der Luft.

Eine Person war rasend erfreut über die Wendung, welche die Dinge genommen hatten: die kleine Frau Regimentsarzt Swoboda, die so oft von dem bornierten Hochmut der schönen Märzfeld verletzt worden war. Kurz nach der prunkvollen Märzfeldschen Soiree lud sie den Obersten, Bärenburg und Swoyschin zu einem einfachen bürgerlichen Mittagessen ein.

Der Oberst und Bärenburg wunderten sich einigermaßen über den Einfall und äußerten dies gegen Swoyschin.

Dieser wurde etwas verlegen und meinte: "Ach, sie hat ein Pockerl (einen Truthahn) von Hause bekommen, und da sie und ihr Mann dies Geflügel unmöglich allein verzehren können, so fragte sie mich, ob sie sich erlauben dürfe, die Herren einzuladen. Ich

beiden erwärmte sich sogar noch um einige Grade, wie es sich bei Menschen, die sich gegenseitig sympathisch sind, fast immer ereignet nach einem Zank.

Zwischen Märzfeld und Swoyschin hatte sich indessen die Spannung bis zu einem für die Regimentskameraden recht unerquicklichen Grade gesteigert. Nicht nur, daß Swoyschin die Schwelle des Märzfeldschen Hauses nie mehr überschritt – selbst in dem Verkehr, der durch die Regimentsangelegenheiten geboten war, verriet sich die feindliche Stimmung der beiden. Man sah, daß es nicht mehr lange so dauern konnte. Der Zweikampf schwebte in der Luft.

Eine Person war rasend erfreut über die Wendung, welche die Dinge genommen hatten: die kleine Frau Regimentsarzt Swoboda, die so oft von dem bornierten Hochmut der schönen Märzfeld verletzt worden war. Kurz nach der prunkvollen Märzfeldschen Soiree lud sie den Obersten, Bärenburg und Swoyschin zu einem einfachen bürgerlichen Mittagessen ein.

Der Oberst und Bärenburg wunderten sich einigermaßen über den Einfall und äußerten dies gegen Swoyschin.

Dieser wurde etwas verlegen und meinte: „Ach, sie hat ein Pockerl (einen Truthahn) von Hause bekommen, und da sie und ihr Mann dies Geflügel unmöglich allein verzehren können, so fragte sie mich, ob sie sich erlauben dürfe, die Herren einzuladen. Ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="39"/>
beiden erwärmte sich sogar noch um einige Grade, wie es sich bei Menschen, die sich gegenseitig sympathisch sind, fast immer ereignet nach einem Zank.</p>
        <p>Zwischen Märzfeld und Swoyschin hatte sich indessen die Spannung bis zu einem für die Regimentskameraden recht unerquicklichen Grade gesteigert. Nicht nur, daß Swoyschin die Schwelle des Märzfeldschen Hauses nie mehr überschritt &#x2013; selbst in dem Verkehr, der durch die Regimentsangelegenheiten geboten war, verriet sich die feindliche Stimmung der beiden. Man sah, daß es nicht mehr lange so dauern konnte. Der Zweikampf schwebte in der Luft.</p>
        <p>Eine Person war rasend erfreut über die Wendung, welche die Dinge genommen hatten: die kleine Frau Regimentsarzt Swoboda, die so oft von dem bornierten Hochmut der schönen Märzfeld verletzt worden war. Kurz nach der prunkvollen Märzfeldschen Soiree lud sie den Obersten, Bärenburg und Swoyschin zu einem einfachen bürgerlichen Mittagessen ein.</p>
        <p>Der Oberst und Bärenburg wunderten sich einigermaßen über den Einfall und äußerten dies gegen Swoyschin.</p>
        <p>Dieser wurde etwas verlegen und meinte: &#x201E;Ach, sie hat ein Pockerl (einen Truthahn) von Hause bekommen, und da sie und ihr Mann dies Geflügel unmöglich allein verzehren können, so fragte sie mich, ob sie sich erlauben dürfe, die Herren einzuladen. Ich
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0040] beiden erwärmte sich sogar noch um einige Grade, wie es sich bei Menschen, die sich gegenseitig sympathisch sind, fast immer ereignet nach einem Zank. Zwischen Märzfeld und Swoyschin hatte sich indessen die Spannung bis zu einem für die Regimentskameraden recht unerquicklichen Grade gesteigert. Nicht nur, daß Swoyschin die Schwelle des Märzfeldschen Hauses nie mehr überschritt – selbst in dem Verkehr, der durch die Regimentsangelegenheiten geboten war, verriet sich die feindliche Stimmung der beiden. Man sah, daß es nicht mehr lange so dauern konnte. Der Zweikampf schwebte in der Luft. Eine Person war rasend erfreut über die Wendung, welche die Dinge genommen hatten: die kleine Frau Regimentsarzt Swoboda, die so oft von dem bornierten Hochmut der schönen Märzfeld verletzt worden war. Kurz nach der prunkvollen Märzfeldschen Soiree lud sie den Obersten, Bärenburg und Swoyschin zu einem einfachen bürgerlichen Mittagessen ein. Der Oberst und Bärenburg wunderten sich einigermaßen über den Einfall und äußerten dies gegen Swoyschin. Dieser wurde etwas verlegen und meinte: „Ach, sie hat ein Pockerl (einen Truthahn) von Hause bekommen, und da sie und ihr Mann dies Geflügel unmöglich allein verzehren können, so fragte sie mich, ob sie sich erlauben dürfe, die Herren einzuladen. Ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/40
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/40>, abgerufen am 21.11.2024.