all seinem anscheinenden Leichtsinn ist Bärenburg merkwürdig vernünftig. Es ist mir kurzweilig, zuzusehen, wie sicher er sein Lebensschifflein führt, anscheinend ohne je einen Blick auf das Steuerruder zu werfen. Er gönnt sich mancherlei Pläsir im Leben, aber er vermeidet es dabei spitzfindig, sich oder dem, hm! ... in den meisten Fällen sollte es heißen ... der andern zu schaden. Das ist eine große Kunst!"
Der Oberst verstummte, er war seine Weisheit losgeworden, aber er fühlte, daß es in einer schwerfälligen und aufreizenden Art geschehen war. Etwas unruhig erwartete er eine Gegenäußerung Swoyschins. Diese erfolgte erst nach einer langen Pause.
"Herr Oberst!" begann mit finsterem Blick und nur mühsam von Freundschaft und Respekt zurückgehaltenem Zorn der Oberlieutenant, "Herr Oberst, ich bin nicht sehr scharfsinnig, aber ich müßte geradezu blöde sein, wenn ich nicht gemerkt haben sollte, daß Sie diesen Vortrag zu meiner speziellen Belehrung gehalten haben."
"Ich mache kein Hehl daraus," erwiderte der Oberst.
"Was meinen Sie eigentlich damit, Herr Oberst?"
"Sich darüber klar zu werden, überlasse ich Ihnen," entgegnete der Vorgesetzte.
"So gut ich's verstehe," erklärte Swoyschin, "scheinen Sie zu glauben, daß meine Beziehungen zu
all seinem anscheinenden Leichtsinn ist Bärenburg merkwürdig vernünftig. Es ist mir kurzweilig, zuzusehen, wie sicher er sein Lebensschifflein führt, anscheinend ohne je einen Blick auf das Steuerruder zu werfen. Er gönnt sich mancherlei Pläsir im Leben, aber er vermeidet es dabei spitzfindig, sich oder dem, hm! … in den meisten Fällen sollte es heißen … der andern zu schaden. Das ist eine große Kunst!“
Der Oberst verstummte, er war seine Weisheit losgeworden, aber er fühlte, daß es in einer schwerfälligen und aufreizenden Art geschehen war. Etwas unruhig erwartete er eine Gegenäußerung Swoyschins. Diese erfolgte erst nach einer langen Pause.
„Herr Oberst!“ begann mit finsterem Blick und nur mühsam von Freundschaft und Respekt zurückgehaltenem Zorn der Oberlieutenant, „Herr Oberst, ich bin nicht sehr scharfsinnig, aber ich müßte geradezu blöde sein, wenn ich nicht gemerkt haben sollte, daß Sie diesen Vortrag zu meiner speziellen Belehrung gehalten haben.“
„Ich mache kein Hehl daraus,“ erwiderte der Oberst.
„Was meinen Sie eigentlich damit, Herr Oberst?“
„Sich darüber klar zu werden, überlasse ich Ihnen,“ entgegnete der Vorgesetzte.
„So gut ich’s verstehe,“ erklärte Swoyschin, „scheinen Sie zu glauben, daß meine Beziehungen zu
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all seinem anscheinenden Leichtsinn ist Bärenburg merkwürdig vernünftig. Es ist mir kurzweilig, zuzusehen, wie sicher er sein Lebensschifflein führt, anscheinend ohne je einen Blick auf das Steuerruder zu werfen. Er gönnt sich mancherlei Pläsir im Leben, aber er vermeidet es dabei spitzfindig, sich oder dem, hm! … in den meisten Fällen sollte es heißen … der andern zu schaden. Das ist eine große Kunst!“</p><p>Der Oberst verstummte, er war seine Weisheit losgeworden, aber er fühlte, daß es in einer schwerfälligen und aufreizenden Art geschehen war. Etwas unruhig erwartete er eine Gegenäußerung Swoyschins. Diese erfolgte erst nach einer langen Pause.</p><p>„Herr Oberst!“ begann mit finsterem Blick und nur mühsam von Freundschaft und Respekt zurückgehaltenem Zorn der Oberlieutenant, „Herr Oberst, ich bin nicht sehr scharfsinnig, aber ich müßte geradezu blöde sein, wenn ich nicht gemerkt haben sollte, daß Sie diesen Vortrag zu meiner speziellen Belehrung gehalten haben.“</p><p>„Ich mache kein Hehl daraus,“ erwiderte der Oberst.</p><p>„Was meinen Sie eigentlich damit, Herr Oberst?“</p><p>„Sich darüber klar zu werden, überlasse ich Ihnen,“ entgegnete der Vorgesetzte.</p><p>„So gut ich’s verstehe,“ erklärte Swoyschin, „scheinen Sie zu glauben, daß meine Beziehungen zu
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all seinem anscheinenden Leichtsinn ist Bärenburg merkwürdig vernünftig. Es ist mir kurzweilig, zuzusehen, wie sicher er sein Lebensschifflein führt, anscheinend ohne je einen Blick auf das Steuerruder zu werfen. Er gönnt sich mancherlei Pläsir im Leben, aber er vermeidet es dabei spitzfindig, sich oder dem, hm! … in den meisten Fällen sollte es heißen … der andern zu schaden. Das ist eine große Kunst!“
Der Oberst verstummte, er war seine Weisheit losgeworden, aber er fühlte, daß es in einer schwerfälligen und aufreizenden Art geschehen war. Etwas unruhig erwartete er eine Gegenäußerung Swoyschins. Diese erfolgte erst nach einer langen Pause.
„Herr Oberst!“ begann mit finsterem Blick und nur mühsam von Freundschaft und Respekt zurückgehaltenem Zorn der Oberlieutenant, „Herr Oberst, ich bin nicht sehr scharfsinnig, aber ich müßte geradezu blöde sein, wenn ich nicht gemerkt haben sollte, daß Sie diesen Vortrag zu meiner speziellen Belehrung gehalten haben.“
„Ich mache kein Hehl daraus,“ erwiderte der Oberst.
„Was meinen Sie eigentlich damit, Herr Oberst?“
„Sich darüber klar zu werden, überlasse ich Ihnen,“ entgegnete der Vorgesetzte.
„So gut ich’s verstehe,“ erklärte Swoyschin, „scheinen Sie zu glauben, daß meine Beziehungen zu
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Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/51>, abgerufen am 01.03.2025.
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