Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.Soldat, schneidiger Reiter, vorzüglicher Kamerad und hatte nur eine unangenehme Eigenschaft: er fühlte sich bei jeder halbwegs möglichen Gelegenheit verpflichtet, den Demokraten herauszukehren, obzwar er es eigentlich nicht nötig gehabt hätte, da er aus einer sehr anständigen Militäradelsfamilie stammte. Im Herzen hatte er eigentlich nichts gegen die Aristokraten, er that nur so, vielleicht um den Strebern eine Lektion zu geben, von denen sich einige unter die Zweiunddreißiger verirrt hatten. Diese Streber haßte er nämlich wirklich. "Unsre Hocharistokraten," fuhr er fort, "sind meistens so verwöhnte Muttersöhnlein, daß ihr Eintritt ins Regiment immer mit einem halben Dutzend um Schonung bittender Petitionen einbegleitet wird, damit man sie beileibe nicht zu hart anfaßt." "Ich glaube nicht, daß Swoyschin darum zu thun sein wird, sich besonders zart anfassen zu lassen," bemerkte einer der jüngeren Offiziere, ein Rittmeister Gerhart, der infolge einer Erkrankung des Adjutanten zeitweilig dessen Stelle vertrat. "Kennst du ihn?" fragte der Oberst. Er nannte den Rittmeister "du", und dieser ihn auch - natürlich "du, Herr Oberst", des Respekts wegen. "Ja," erwiderte der Rittmeister, "er ist ein famoser Mensch! Er wird dir gefallen, Herr Oberst. Das ganze Regiment wird stolz auf ihn sein!" Soldat, schneidiger Reiter, vorzüglicher Kamerad und hatte nur eine unangenehme Eigenschaft: er fühlte sich bei jeder halbwegs möglichen Gelegenheit verpflichtet, den Demokraten herauszukehren, obzwar er es eigentlich nicht nötig gehabt hätte, da er aus einer sehr anständigen Militäradelsfamilie stammte. Im Herzen hatte er eigentlich nichts gegen die Aristokraten, er that nur so, vielleicht um den Strebern eine Lektion zu geben, von denen sich einige unter die Zweiunddreißiger verirrt hatten. Diese Streber haßte er nämlich wirklich. „Unsre Hocharistokraten,“ fuhr er fort, „sind meistens so verwöhnte Muttersöhnlein, daß ihr Eintritt ins Regiment immer mit einem halben Dutzend um Schonung bittender Petitionen einbegleitet wird, damit man sie beileibe nicht zu hart anfaßt.“ „Ich glaube nicht, daß Swoyschin darum zu thun sein wird, sich besonders zart anfassen zu lassen,“ bemerkte einer der jüngeren Offiziere, ein Rittmeister Gerhart, der infolge einer Erkrankung des Adjutanten zeitweilig dessen Stelle vertrat. „Kennst du ihn?“ fragte der Oberst. Er nannte den Rittmeister „du“, und dieser ihn auch – natürlich „du, Herr Oberst“, des Respekts wegen. „Ja,“ erwiderte der Rittmeister, „er ist ein famoser Mensch! Er wird dir gefallen, Herr Oberst. Das ganze Regiment wird stolz auf ihn sein!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0009" n="8"/> Soldat, schneidiger Reiter, vorzüglicher Kamerad und hatte nur eine unangenehme Eigenschaft: er fühlte sich bei jeder halbwegs möglichen Gelegenheit verpflichtet, den Demokraten herauszukehren, obzwar er es eigentlich nicht nötig gehabt hätte, da er aus einer sehr anständigen Militäradelsfamilie stammte. Im Herzen hatte er eigentlich nichts gegen die Aristokraten, er that nur so, vielleicht um den Strebern eine Lektion zu geben, von denen sich einige unter die Zweiunddreißiger verirrt hatten. Diese Streber haßte er nämlich wirklich.</p> <p>„Unsre Hocharistokraten,“ fuhr er fort, „sind meistens so verwöhnte Muttersöhnlein, daß ihr Eintritt ins Regiment immer mit einem halben Dutzend um Schonung bittender Petitionen einbegleitet wird, damit man sie beileibe nicht zu hart anfaßt.“</p> <p>„Ich glaube nicht, daß Swoyschin darum zu thun sein wird, sich besonders zart anfassen zu lassen,“ bemerkte einer der jüngeren Offiziere, ein Rittmeister Gerhart, der infolge einer Erkrankung des Adjutanten zeitweilig dessen Stelle vertrat.</p> <p>„Kennst du ihn?“ fragte der Oberst. Er nannte den Rittmeister „du“, und dieser ihn auch – natürlich „du, Herr Oberst“, des Respekts wegen.</p> <p>„Ja,“ erwiderte der Rittmeister, „er ist ein famoser Mensch! Er wird dir gefallen, Herr Oberst. Das ganze Regiment wird stolz auf ihn sein!“</p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0009]
Soldat, schneidiger Reiter, vorzüglicher Kamerad und hatte nur eine unangenehme Eigenschaft: er fühlte sich bei jeder halbwegs möglichen Gelegenheit verpflichtet, den Demokraten herauszukehren, obzwar er es eigentlich nicht nötig gehabt hätte, da er aus einer sehr anständigen Militäradelsfamilie stammte. Im Herzen hatte er eigentlich nichts gegen die Aristokraten, er that nur so, vielleicht um den Strebern eine Lektion zu geben, von denen sich einige unter die Zweiunddreißiger verirrt hatten. Diese Streber haßte er nämlich wirklich.
„Unsre Hocharistokraten,“ fuhr er fort, „sind meistens so verwöhnte Muttersöhnlein, daß ihr Eintritt ins Regiment immer mit einem halben Dutzend um Schonung bittender Petitionen einbegleitet wird, damit man sie beileibe nicht zu hart anfaßt.“
„Ich glaube nicht, daß Swoyschin darum zu thun sein wird, sich besonders zart anfassen zu lassen,“ bemerkte einer der jüngeren Offiziere, ein Rittmeister Gerhart, der infolge einer Erkrankung des Adjutanten zeitweilig dessen Stelle vertrat.
„Kennst du ihn?“ fragte der Oberst. Er nannte den Rittmeister „du“, und dieser ihn auch – natürlich „du, Herr Oberst“, des Respekts wegen.
„Ja,“ erwiderte der Rittmeister, „er ist ein famoser Mensch! Er wird dir gefallen, Herr Oberst. Das ganze Regiment wird stolz auf ihn sein!“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |