Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

und blieben in den Büschen hängen, mehr und mehr den Hintergrund verwischend. Bald war alles undeutlich außer der Reihe blühender, aber halb entblätterter Rosenbäumchen, die sich gegen einen dichten silbernen Schleier abhoben, hinter dem die bunten Herbstbäume phantastisch wie ferne Flammen hinter einem weißen Rauch lohten und flackerten, undeutlich, immer undeutlicher.

Und endlich hatte der weiße Nebel alles ausgelöscht, und hinter dem Nebel war ein Schaudern und Schauern, ein Rascheln und Rauschen, ein Knistern und Zittern, als ob das Herbstgespenst, leise zwischen den Bäumen hinschleichend, das Laub von den Bäumen streife. Ein klagender Wind wehte müde knapp an der Erde hin, die Dämmerung mische sich in den Nebel.

Annie langte nach einer Rose. Sie mußte sich auf die Fußspitzen stellen, um den Ast, an dem sie blühte, zu sich herunterzuziehen. Der Ast entwischte ihr, schnellte empor.

Ungeduldig wollte sie noch einen Versuch machen, als eine männliche Hand ober der ihren erschien und den Ast zu ihr niederbeugte.

"Ah!" rief sie zusammenfahrend und wandte sich um. Sie hatte die Hand erkannt.

Zdenko war etwas früher als die andern von der Jagd heimgekehrt und stand neben ihr.

und blieben in den Büschen hängen, mehr und mehr den Hintergrund verwischend. Bald war alles undeutlich außer der Reihe blühender, aber halb entblätterter Rosenbäumchen, die sich gegen einen dichten silbernen Schleier abhoben, hinter dem die bunten Herbstbäume phantastisch wie ferne Flammen hinter einem weißen Rauch lohten und flackerten, undeutlich, immer undeutlicher.

Und endlich hatte der weiße Nebel alles ausgelöscht, und hinter dem Nebel war ein Schaudern und Schauern, ein Rascheln und Rauschen, ein Knistern und Zittern, als ob das Herbstgespenst, leise zwischen den Bäumen hinschleichend, das Laub von den Bäumen streife. Ein klagender Wind wehte müde knapp an der Erde hin, die Dämmerung mische sich in den Nebel.

Annie langte nach einer Rose. Sie mußte sich auf die Fußspitzen stellen, um den Ast, an dem sie blühte, zu sich herunterzuziehen. Der Ast entwischte ihr, schnellte empor.

Ungeduldig wollte sie noch einen Versuch machen, als eine männliche Hand ober der ihren erschien und den Ast zu ihr niederbeugte.

„Ah!“ rief sie zusammenfahrend und wandte sich um. Sie hatte die Hand erkannt.

Zdenko war etwas früher als die andern von der Jagd heimgekehrt und stand neben ihr.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0111" n="111"/>
und blieben in den Büschen hängen, mehr und mehr den Hintergrund verwischend. Bald war alles undeutlich außer der Reihe blühender, aber halb entblätterter Rosenbäumchen, die sich gegen einen dichten silbernen Schleier abhoben, hinter dem die bunten Herbstbäume phantastisch wie ferne Flammen hinter einem weißen Rauch lohten und flackerten, undeutlich, immer undeutlicher.</p>
        <p>Und endlich hatte der weiße Nebel alles ausgelöscht, und hinter dem Nebel war ein Schaudern und Schauern, ein Rascheln und Rauschen, ein Knistern und Zittern, als ob das Herbstgespenst, leise zwischen den Bäumen hinschleichend, das Laub von den Bäumen streife. Ein klagender Wind wehte müde knapp an der Erde hin, die Dämmerung mische sich in den Nebel.</p>
        <p>Annie langte nach einer Rose. Sie mußte sich auf die Fußspitzen stellen, um den Ast, an dem sie blühte, zu sich herunterzuziehen. Der Ast entwischte ihr, schnellte empor.</p>
        <p>Ungeduldig wollte sie noch einen Versuch machen, als eine männliche Hand ober der ihren erschien und den Ast zu ihr niederbeugte.</p>
        <p>&#x201E;Ah!&#x201C; rief sie zusammenfahrend und wandte sich um. Sie hatte die Hand erkannt.</p>
        <p>Zdenko war etwas früher als die andern von der Jagd heimgekehrt und stand neben ihr.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0111] und blieben in den Büschen hängen, mehr und mehr den Hintergrund verwischend. Bald war alles undeutlich außer der Reihe blühender, aber halb entblätterter Rosenbäumchen, die sich gegen einen dichten silbernen Schleier abhoben, hinter dem die bunten Herbstbäume phantastisch wie ferne Flammen hinter einem weißen Rauch lohten und flackerten, undeutlich, immer undeutlicher. Und endlich hatte der weiße Nebel alles ausgelöscht, und hinter dem Nebel war ein Schaudern und Schauern, ein Rascheln und Rauschen, ein Knistern und Zittern, als ob das Herbstgespenst, leise zwischen den Bäumen hinschleichend, das Laub von den Bäumen streife. Ein klagender Wind wehte müde knapp an der Erde hin, die Dämmerung mische sich in den Nebel. Annie langte nach einer Rose. Sie mußte sich auf die Fußspitzen stellen, um den Ast, an dem sie blühte, zu sich herunterzuziehen. Der Ast entwischte ihr, schnellte empor. Ungeduldig wollte sie noch einen Versuch machen, als eine männliche Hand ober der ihren erschien und den Ast zu ihr niederbeugte. „Ah!“ rief sie zusammenfahrend und wandte sich um. Sie hatte die Hand erkannt. Zdenko war etwas früher als die andern von der Jagd heimgekehrt und stand neben ihr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/111
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/111>, abgerufen am 23.11.2024.