Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

und sie sich nach Swoyschin umsahen, merkten sie, daß dieser ganz grün geworden war und den Atem mühsam mit einer Art Widerwillen einzog.

"Was ist dir?" fragte Bärenburg.

"Mir machen Leichen immer einen unangenehmen Eindruck," murmelte Swoyschin.

* * *

Der Abend war hereingebrochen, die drei Herren hatten ihre Quartiere im Schloß bezogen.

Das Zimmer des Feldmarschalllieutenants war gut gelüftet und ausgeheizt, die alten Möbel glänzten von frisch abgeriebener Politur, ein angenehmer Geruch von altem Holzwerk schwängerte die Luft, und ein altmodischer Strauß von bunten Herbstblumen stand auf dem Tisch. Man konnte sich schwer etwas Gemütlicheres ausdenken. Da er als verunglückter Reisender gepäcklos war, so hatte er nicht die Möglichkeit, sich für den Abend umzukleiden, aber immerhin drängten ihn seine Gewohnheiten dazu, sich ein wenig sauber zu machen vor dem Souper.

Er hatte um warmes Wasser ersucht.

Der Zimmerwärter, dem seine persönliche Bedienung anvertraut war, brachte es ihm.

Der Feldmarschalllieutenant nickte dankend; er hätte die Gesellschaft des alten Maresch weiterhin nicht ungern entbehrt, aber der alte Maresch hatte offenbar Lust, ihm dieselbe zu leisten.

und sie sich nach Swoyschin umsahen, merkten sie, daß dieser ganz grün geworden war und den Atem mühsam mit einer Art Widerwillen einzog.

„Was ist dir?“ fragte Bärenburg.

„Mir machen Leichen immer einen unangenehmen Eindruck,“ murmelte Swoyschin.

*      *      *

Der Abend war hereingebrochen, die drei Herren hatten ihre Quartiere im Schloß bezogen.

Das Zimmer des Feldmarschalllieutenants war gut gelüftet und ausgeheizt, die alten Möbel glänzten von frisch abgeriebener Politur, ein angenehmer Geruch von altem Holzwerk schwängerte die Luft, und ein altmodischer Strauß von bunten Herbstblumen stand auf dem Tisch. Man konnte sich schwer etwas Gemütlicheres ausdenken. Da er als verunglückter Reisender gepäcklos war, so hatte er nicht die Möglichkeit, sich für den Abend umzukleiden, aber immerhin drängten ihn seine Gewohnheiten dazu, sich ein wenig sauber zu machen vor dem Souper.

Er hatte um warmes Wasser ersucht.

Der Zimmerwärter, dem seine persönliche Bedienung anvertraut war, brachte es ihm.

Der Feldmarschalllieutenant nickte dankend; er hätte die Gesellschaft des alten Maresch weiterhin nicht ungern entbehrt, aber der alte Maresch hatte offenbar Lust, ihm dieselbe zu leisten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="145"/>
und sie sich nach Swoyschin umsahen, merkten sie, daß dieser ganz grün geworden war und den Atem mühsam mit einer Art Widerwillen einzog.</p>
        <p>&#x201E;Was ist dir?&#x201C; fragte Bärenburg.</p>
        <p>&#x201E;Mir machen Leichen immer einen unangenehmen Eindruck,&#x201C; murmelte Swoyschin.</p>
        <p rendition="#c">*      <hi rendition="#sub">*</hi>      *</p>
        <p>Der Abend war hereingebrochen, die drei Herren hatten ihre Quartiere im Schloß bezogen.</p>
        <p>Das Zimmer des Feldmarschalllieutenants war gut gelüftet und ausgeheizt, die alten Möbel glänzten von frisch abgeriebener Politur, ein angenehmer Geruch von altem Holzwerk schwängerte die Luft, und ein altmodischer Strauß von bunten Herbstblumen stand auf dem Tisch. Man konnte sich schwer etwas Gemütlicheres ausdenken. Da er als verunglückter Reisender gepäcklos war, so hatte er nicht die Möglichkeit, sich für den Abend umzukleiden, aber immerhin drängten ihn seine Gewohnheiten dazu, sich ein wenig sauber zu machen vor dem Souper.</p>
        <p>Er hatte um warmes Wasser ersucht.</p>
        <p>Der Zimmerwärter, dem seine persönliche Bedienung anvertraut war, brachte es ihm.</p>
        <p>Der Feldmarschalllieutenant nickte dankend; er hätte die Gesellschaft des alten Maresch weiterhin nicht ungern entbehrt, aber der alte Maresch hatte offenbar Lust, ihm dieselbe zu leisten.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0145] und sie sich nach Swoyschin umsahen, merkten sie, daß dieser ganz grün geworden war und den Atem mühsam mit einer Art Widerwillen einzog. „Was ist dir?“ fragte Bärenburg. „Mir machen Leichen immer einen unangenehmen Eindruck,“ murmelte Swoyschin. *      *      * Der Abend war hereingebrochen, die drei Herren hatten ihre Quartiere im Schloß bezogen. Das Zimmer des Feldmarschalllieutenants war gut gelüftet und ausgeheizt, die alten Möbel glänzten von frisch abgeriebener Politur, ein angenehmer Geruch von altem Holzwerk schwängerte die Luft, und ein altmodischer Strauß von bunten Herbstblumen stand auf dem Tisch. Man konnte sich schwer etwas Gemütlicheres ausdenken. Da er als verunglückter Reisender gepäcklos war, so hatte er nicht die Möglichkeit, sich für den Abend umzukleiden, aber immerhin drängten ihn seine Gewohnheiten dazu, sich ein wenig sauber zu machen vor dem Souper. Er hatte um warmes Wasser ersucht. Der Zimmerwärter, dem seine persönliche Bedienung anvertraut war, brachte es ihm. Der Feldmarschalllieutenant nickte dankend; er hätte die Gesellschaft des alten Maresch weiterhin nicht ungern entbehrt, aber der alte Maresch hatte offenbar Lust, ihm dieselbe zu leisten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/145
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/145>, abgerufen am 23.11.2024.