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Schuchardt, Hugo: Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker. Berlin, 1885.

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von Aehnlichem zu Aehnlichem tastend vorrücken,
z. B. in der Verknüpfung mit einem anderen Laut-
wandel, wie wenn etwa ein -ol- = -al- durch -or-
= -ol- zu -or- = -ar- führt. In Gröber's Zeitschrift
V, 319 habe ich behauptet dass wo s in jeder Stellung
zu h geworden, diese Schwächung zuerst als eine com-
binatorische aufgetreten sein muss. So mag die Brücke
zwischen intervoc. h = s und anl. h = s sich in dem
nach vocalischem Auslaut anl. h = s finden lassen
(-aha-: -a ha-: -t ha-, also hier umgekehrt wie bei
dem erwähnten Auslautsgesetz mit Verallgemeinerung
vom tönenden auf den tonlosen Laut). Aber über diese
Metamorphose der Lautgesetze, die meines Wissens
noch nie zum Gegenstand allgemeiner Erörterung ge-
macht worden ist, kann ich mich hier nicht weiter
auslassen; um so nachdrücklicher soll es schliesslich
geschehen. Auch auf dem Gebiete des mechanischen
Lautwandels, um mich der junggrammatischen Termi-
nologie zu bedienen, finde ich ganz Anderes als nur
abgeschlossene in starre Formeln zu kleidende Pro-
cesse, ich erblicke hier das bunte endlose Spiel un-
gezählter Triebe, aus dem Einzelnes heller und stärker
hervortritt.

Während die Junggrammatiker die Ausnahms-
losigkeit der Lautgesetze von einer Gleichheit der
lautlichen Bedingungen abhängig machen wie sie meines
Erachtens überhaupt nicht besteht, halten sie die un-
mittelbar gegebene Verschiedenheit der Wör-
ter
dabei für gleichgültig: "bei dem Vollzug des
Lautwandels ist nun gar nicht denkbar dass in ver-
schiedenen Wörtern verschiedene Wege eingeschlagen
werden" (Brugmann3). Und zwar wird das folgender-
massen begründet: "Das Bewegungsgefühl bildet sich

von Aehnlichem zu Aehnlichem tastend vorrücken,
z. B. in der Verknüpfung mit einem anderen Laut-
wandel, wie wenn etwa ein -ol- = -al- durch -or-
= -ol- zu -or- = -ar- führt. In Gröber's Zeitschrift
V, 319 habe ich behauptet dass wo s in jeder Stellung
zu h geworden, diese Schwächung zuerst als eine com-
binatorische aufgetreten sein muss. So mag die Brücke
zwischen intervoc. h = s und anl. h = s sich in dem
nach vocalischem Auslaut anl. h = s finden lassen
(-aha-: -a ha-: -t ha-, also hier umgekehrt wie bei
dem erwähnten Auslautsgesetz mit Verallgemeinerung
vom tönenden auf den tonlosen Laut). Aber über diese
Metamorphose der Lautgesetze, die meines Wissens
noch nie zum Gegenstand allgemeiner Erörterung ge-
macht worden ist, kann ich mich hier nicht weiter
auslassen; um so nachdrücklicher soll es schliesslich
geschehen. Auch auf dem Gebiete des mechanischen
Lautwandels, um mich der junggrammatischen Termi-
nologie zu bedienen, finde ich ganz Anderes als nur
abgeschlossene in starre Formeln zu kleidende Pro-
cesse, ich erblicke hier das bunte endlose Spiel un-
gezählter Triebe, aus dem Einzelnes heller und stärker
hervortritt.

Während die Junggrammatiker die Ausnahms-
losigkeit der Lautgesetze von einer Gleichheit der
lautlichen Bedingungen abhängig machen wie sie meines
Erachtens überhaupt nicht besteht, halten sie die un-
mittelbar gegebene Verschiedenheit der Wör-
ter
dabei für gleichgültig: „bei dem Vollzug des
Lautwandels ist nun gar nicht denkbar dass in ver-
schiedenen Wörtern verschiedene Wege eingeschlagen
werden“ (Brugmann3). Und zwar wird das folgender-
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[23/0035] von Aehnlichem zu Aehnlichem tastend vorrücken, z. B. in der Verknüpfung mit einem anderen Laut- wandel, wie wenn etwa ein -ol- = -al- durch -or- = -ol- zu -or- = -ar- führt. In Gröber's Zeitschrift V, 319 habe ich behauptet dass wo s in jeder Stellung zu h geworden, diese Schwächung zuerst als eine com- binatorische aufgetreten sein muss. So mag die Brücke zwischen intervoc. h = s und anl. h = s sich in dem nach vocalischem Auslaut anl. h = s finden lassen (-aha-: -a ha-: -t ha-, also hier umgekehrt wie bei dem erwähnten Auslautsgesetz mit Verallgemeinerung vom tönenden auf den tonlosen Laut). Aber über diese Metamorphose der Lautgesetze, die meines Wissens noch nie zum Gegenstand allgemeiner Erörterung ge- macht worden ist, kann ich mich hier nicht weiter auslassen; um so nachdrücklicher soll es schliesslich geschehen. Auch auf dem Gebiete des mechanischen Lautwandels, um mich der junggrammatischen Termi- nologie zu bedienen, finde ich ganz Anderes als nur abgeschlossene in starre Formeln zu kleidende Pro- cesse, ich erblicke hier das bunte endlose Spiel un- gezählter Triebe, aus dem Einzelnes heller und stärker hervortritt. Während die Junggrammatiker die Ausnahms- losigkeit der Lautgesetze von einer Gleichheit der lautlichen Bedingungen abhängig machen wie sie meines Erachtens überhaupt nicht besteht, halten sie die un- mittelbar gegebene Verschiedenheit der Wör- ter dabei für gleichgültig: „bei dem Vollzug des Lautwandels ist nun gar nicht denkbar dass in ver- schiedenen Wörtern verschiedene Wege eingeschlagen werden“ (Brugmann3). Und zwar wird das folgender- massen begründet: „Das Bewegungsgefühl bildet sich

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Zitationshilfe: Schuchardt, Hugo: Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker. Berlin, 1885, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuchardt_lautgesetze_1885/35>, abgerufen am 21.11.2024.