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Schuchardt, Hugo: Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker. Berlin, 1885.

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ja nicht für jedes einzelne Wort besonders, sondern
überall wo in der Rede die gleichen Elemente wieder-
kehren, wird ihre Erzeugung auch durch das gleiche
Bewegungsgefühl geregelt. Verschiebt sich daher das
Bewegungsgefühl durch das Aussprechen eines Ele-
mentes in irgend einem Worte, so ist diese Verschie-
bung auch massgebend für das nämliche Element in
einem anderen Worte" (Paul2). Ich halte das, wenig-
stens in der absoluten Form wie es behauptet wird,
für unrichtig; es übt hier Paul das schon von mancher
Seite und soviel ich sehe gerade in dem Kapitel über
den Lautwandel auch von ihm selbst gerügte Ver-
fahren die Betrachtung des einzelnen Lautes von der
des Wortes in dem er vorkommt, zu isoliren. Die
Veränderung eines Lautes, sein Fortschreiten in einer
bestimmten Richtung, wobei natürlich von der noth-
wendigen Wirkung rein physiologischer Veränderungen
abgesehen wird, besteht aus einer Summe der aller-
kleinsten Verschiebungen, ist also von der Zahl seiner
Wiederholungen abhängig. Wenn nun x z. B. 10000
Wiederholungen braucht um zu x1 zu werden, so sind
doch diese Wiederholungen innerhalb der einzelnen
Wörter zu zählen; ein x in 10000 verschiedenen
Wörtern je einmal gesprochen würde nicht zu x1 wer-
den. Dass nun ein Wort das 10000 Mal gesprochen
worden ist, die Entwickelung des Lautes x zu x1 in
einem erst 8000 Mal gesprochenen begünstigen mag
u. s. w., das läugne ich nicht. Die grössere oder
geringere Häufigkeit im Gebrauche der einzelnen Wör-
ter welche ja bei den Analogiebildungen eine so her-
vorragende Rolle spielt, ist auch für ihre lautliche
Umgestaltung von hoher Wichtigkeit, nicht innerhalb
kleinerer, wohl aber innerhalb bedeutender Differenzen.

ja nicht für jedes einzelne Wort besonders, sondern
überall wo in der Rede die gleichen Elemente wieder-
kehren, wird ihre Erzeugung auch durch das gleiche
Bewegungsgefühl geregelt. Verschiebt sich daher das
Bewegungsgefühl durch das Aussprechen eines Ele-
mentes in irgend einem Worte, so ist diese Verschie-
bung auch massgebend für das nämliche Element in
einem anderen Worte“ (Paul2). Ich halte das, wenig-
stens in der absoluten Form wie es behauptet wird,
für unrichtig; es übt hier Paul das schon von mancher
Seite und soviel ich sehe gerade in dem Kapitel über
den Lautwandel auch von ihm selbst gerügte Ver-
fahren die Betrachtung des einzelnen Lautes von der
des Wortes in dem er vorkommt, zu isoliren. Die
Veränderung eines Lautes, sein Fortschreiten in einer
bestimmten Richtung, wobei natürlich von der noth-
wendigen Wirkung rein physiologischer Veränderungen
abgesehen wird, besteht aus einer Summe der aller-
kleinsten Verschiebungen, ist also von der Zahl seiner
Wiederholungen abhängig. Wenn nun x z. B. 10000
Wiederholungen braucht um zu x1 zu werden, so sind
doch diese Wiederholungen innerhalb der einzelnen
Wörter zu zählen; ein x in 10000 verschiedenen
Wörtern je einmal gesprochen würde nicht zu x1 wer-
den. Dass nun ein Wort das 10000 Mal gesprochen
worden ist, die Entwickelung des Lautes x zu x1 in
einem erst 8000 Mal gesprochenen begünstigen mag
u. s. w., das läugne ich nicht. Die grössere oder
geringere Häufigkeit im Gebrauche der einzelnen Wör-
ter welche ja bei den Analogiebildungen eine so her-
vorragende Rolle spielt, ist auch für ihre lautliche
Umgestaltung von hoher Wichtigkeit, nicht innerhalb
kleinerer, wohl aber innerhalb bedeutender Differenzen.

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[24/0036] ja nicht für jedes einzelne Wort besonders, sondern überall wo in der Rede die gleichen Elemente wieder- kehren, wird ihre Erzeugung auch durch das gleiche Bewegungsgefühl geregelt. Verschiebt sich daher das Bewegungsgefühl durch das Aussprechen eines Ele- mentes in irgend einem Worte, so ist diese Verschie- bung auch massgebend für das nämliche Element in einem anderen Worte“ (Paul2). Ich halte das, wenig- stens in der absoluten Form wie es behauptet wird, für unrichtig; es übt hier Paul das schon von mancher Seite und soviel ich sehe gerade in dem Kapitel über den Lautwandel auch von ihm selbst gerügte Ver- fahren die Betrachtung des einzelnen Lautes von der des Wortes in dem er vorkommt, zu isoliren. Die Veränderung eines Lautes, sein Fortschreiten in einer bestimmten Richtung, wobei natürlich von der noth- wendigen Wirkung rein physiologischer Veränderungen abgesehen wird, besteht aus einer Summe der aller- kleinsten Verschiebungen, ist also von der Zahl seiner Wiederholungen abhängig. Wenn nun x z. B. 10000 Wiederholungen braucht um zu x1 zu werden, so sind doch diese Wiederholungen innerhalb der einzelnen Wörter zu zählen; ein x in 10000 verschiedenen Wörtern je einmal gesprochen würde nicht zu x1 wer- den. Dass nun ein Wort das 10000 Mal gesprochen worden ist, die Entwickelung des Lautes x zu x1 in einem erst 8000 Mal gesprochenen begünstigen mag u. s. w., das läugne ich nicht. Die grössere oder geringere Häufigkeit im Gebrauche der einzelnen Wör- ter welche ja bei den Analogiebildungen eine so her- vorragende Rolle spielt, ist auch für ihre lautliche Umgestaltung von hoher Wichtigkeit, nicht innerhalb kleinerer, wohl aber innerhalb bedeutender Differenzen.

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Zitationshilfe: Schuchardt, Hugo: Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker. Berlin, 1885, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuchardt_lautgesetze_1885/36>, abgerufen am 23.11.2024.