Schuchardt, Hugo: Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker. Berlin, 1885.Nachprüfung; die Meisten haben sich ihn wegen der Ich würde es sehr bedauern wenn ich da wo ich 3*
Nachprüfung; die Meisten haben sich ihn wegen der Ich würde es sehr bedauern wenn ich da wo ich 3*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="35"/> Nachprüfung; die Meisten haben sich ihn wegen der<lb/> schon bemerkten methodischen Bequemlichkeit an-<lb/> geeignet. Er passt sehr gut in die Richtung welche<lb/> heutzutage die Wissenschaft auf das Handwerk hat.<lb/> Das von <hi rendition="#k">W. Scherer</hi> treffend so genannte „Mechani-<lb/> siren der Methoden“ reducirt die Anforderungen an<lb/> selbständiges Denken auf ein Minimum und ermög-<lb/> licht so die Theilnahme einer ausserordentlichen Menge<lb/> thatsächlich Unbefähigter an der „wissenschaftlichen“<lb/> Arbeit.</p><lb/> <p>Ich würde es sehr bedauern wenn ich da wo ich<lb/> nur möglichst scharf und bestimmt habe sein wollen<lb/> und, im Interesse der Sache selbst, es habe sein müssen,<lb/> irgendwie verletzt hätte; ich würde das um so mehr<lb/> bedauern als mich mannigfache freundschaftliche Bande<lb/> — wie auch die Widmung andeutet — mit der jung-<lb/> grammatischen Schule verknüpfen, und ich den Werth<lb/> der von den Einzelnen vollbrachten Leistungen, eben<lb/> nur vom speciell Junggrammatischen abgesehen, wärm-<lb/> stens anerkenne. Pöbelhafte Angriffe welche noch die<lb/> neuesten Annalen unserer Wissenschaft befleckt haben,<lb/> scheinen Manche unter uns zu einer übertriebenen<lb/> Zurückhaltung zu veranlassen. Die Versöhnlichkeit<lb/> ist eine schöne Begleiterin der wissenschaftlichen For-<lb/> schung, aber sie hat sich doch nur auf das Persön-<lb/> liche, nicht auf das Sachliche zu beziehen. Man würde<lb/> allgemein den tadeln welcher aus Versöhnlichkeit zwei<lb/> Etymologieen die sich einander ausschliessen, mitein-<lb/> ander verquicken oder zwischen ihnen unentschieden<lb/> bleiben wollte; sollen denn da wo es sich um so weit-<lb/> tragende Principien handelt, andere Rücksichten gelten,<lb/> gleichsam als ob solche nicht mehr in das Gebiet der<lb/> Wissenschaft, sondern in das der Willkür gehörten?<lb/> <fw place="bottom" type="sig">3*</fw><lb/><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0047]
Nachprüfung; die Meisten haben sich ihn wegen der
schon bemerkten methodischen Bequemlichkeit an-
geeignet. Er passt sehr gut in die Richtung welche
heutzutage die Wissenschaft auf das Handwerk hat.
Das von W. Scherer treffend so genannte „Mechani-
siren der Methoden“ reducirt die Anforderungen an
selbständiges Denken auf ein Minimum und ermög-
licht so die Theilnahme einer ausserordentlichen Menge
thatsächlich Unbefähigter an der „wissenschaftlichen“
Arbeit.
Ich würde es sehr bedauern wenn ich da wo ich
nur möglichst scharf und bestimmt habe sein wollen
und, im Interesse der Sache selbst, es habe sein müssen,
irgendwie verletzt hätte; ich würde das um so mehr
bedauern als mich mannigfache freundschaftliche Bande
— wie auch die Widmung andeutet — mit der jung-
grammatischen Schule verknüpfen, und ich den Werth
der von den Einzelnen vollbrachten Leistungen, eben
nur vom speciell Junggrammatischen abgesehen, wärm-
stens anerkenne. Pöbelhafte Angriffe welche noch die
neuesten Annalen unserer Wissenschaft befleckt haben,
scheinen Manche unter uns zu einer übertriebenen
Zurückhaltung zu veranlassen. Die Versöhnlichkeit
ist eine schöne Begleiterin der wissenschaftlichen For-
schung, aber sie hat sich doch nur auf das Persön-
liche, nicht auf das Sachliche zu beziehen. Man würde
allgemein den tadeln welcher aus Versöhnlichkeit zwei
Etymologieen die sich einander ausschliessen, mitein-
ander verquicken oder zwischen ihnen unentschieden
bleiben wollte; sollen denn da wo es sich um so weit-
tragende Principien handelt, andere Rücksichten gelten,
gleichsam als ob solche nicht mehr in das Gebiet der
Wissenschaft, sondern in das der Willkür gehörten?
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