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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Zeit, als wenn er nun nichts mehr sei, als der heimathlose Adoptivsohn eines -- Kaufmanns!

Er hatte fürs Erste das Herrenhaus von Windschrot gemiethet, und da er mit Geld reichlich versehen war, so wurde es ihm leicht, jede Ahnung der Wahrheit von seiner jungen Frau entfernt zu halten und ihrer ferneren Bewirthung einen Anstrich von angemessenem Wohlstand zu geben.

Auf dem Feste der Emigranten war Frau von Breteuil es gewesen, welche ihn sondirt hatte, um seine Gesinnungen in Beziehung auf das "Glück" kennen zu lernen, welches Leonore in den Augen Karl's von Artois gemacht hatte. Was man durch das Geplauder des Castellans von Schönbornslust über die Verhältnisse der Windschrot erfahren, war hinreichend, Artois den Entschluß fassen zu lassen, nicht allein Conde zum Trotz Leonorens Eroberung zu machen, sondern auch sie als erklärte Freundin bei sich zu behalten. Die Andeutungen der Frau von Breteuil in diesem Sinne empörten Joseph im ersten Augenblick. Aber er verbarg seine Entrüstung und fing an zu rechnen, und endlich warf der ungemessene Ehrgeiz, der leidenschaftliche Stolz seines Herzens das entscheidende Gewicht in die Wagschale. Artois' Vermittlung -- das war der kürzeste, der beste, ja, der einzige Weg, auf welchem seine alte angestammte Baronie wiedererlangt werden konnte; und hing er nicht an ihr, daß er eher seine Seele dem Bösen, als sie dahingegeben hätte? Eher sterben, sagte

Zeit, als wenn er nun nichts mehr sei, als der heimathlose Adoptivsohn eines — Kaufmanns!

Er hatte fürs Erste das Herrenhaus von Windschrot gemiethet, und da er mit Geld reichlich versehen war, so wurde es ihm leicht, jede Ahnung der Wahrheit von seiner jungen Frau entfernt zu halten und ihrer ferneren Bewirthung einen Anstrich von angemessenem Wohlstand zu geben.

Auf dem Feste der Emigranten war Frau von Breteuil es gewesen, welche ihn sondirt hatte, um seine Gesinnungen in Beziehung auf das „Glück“ kennen zu lernen, welches Leonore in den Augen Karl's von Artois gemacht hatte. Was man durch das Geplauder des Castellans von Schönbornslust über die Verhältnisse der Windschrot erfahren, war hinreichend, Artois den Entschluß fassen zu lassen, nicht allein Condé zum Trotz Leonorens Eroberung zu machen, sondern auch sie als erklärte Freundin bei sich zu behalten. Die Andeutungen der Frau von Breteuil in diesem Sinne empörten Joseph im ersten Augenblick. Aber er verbarg seine Entrüstung und fing an zu rechnen, und endlich warf der ungemessene Ehrgeiz, der leidenschaftliche Stolz seines Herzens das entscheidende Gewicht in die Wagschale. Artois' Vermittlung — das war der kürzeste, der beste, ja, der einzige Weg, auf welchem seine alte angestammte Baronie wiedererlangt werden konnte; und hing er nicht an ihr, daß er eher seine Seele dem Bösen, als sie dahingegeben hätte? Eher sterben, sagte

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[0102] Zeit, als wenn er nun nichts mehr sei, als der heimathlose Adoptivsohn eines — Kaufmanns! Er hatte fürs Erste das Herrenhaus von Windschrot gemiethet, und da er mit Geld reichlich versehen war, so wurde es ihm leicht, jede Ahnung der Wahrheit von seiner jungen Frau entfernt zu halten und ihrer ferneren Bewirthung einen Anstrich von angemessenem Wohlstand zu geben. Auf dem Feste der Emigranten war Frau von Breteuil es gewesen, welche ihn sondirt hatte, um seine Gesinnungen in Beziehung auf das „Glück“ kennen zu lernen, welches Leonore in den Augen Karl's von Artois gemacht hatte. Was man durch das Geplauder des Castellans von Schönbornslust über die Verhältnisse der Windschrot erfahren, war hinreichend, Artois den Entschluß fassen zu lassen, nicht allein Condé zum Trotz Leonorens Eroberung zu machen, sondern auch sie als erklärte Freundin bei sich zu behalten. Die Andeutungen der Frau von Breteuil in diesem Sinne empörten Joseph im ersten Augenblick. Aber er verbarg seine Entrüstung und fing an zu rechnen, und endlich warf der ungemessene Ehrgeiz, der leidenschaftliche Stolz seines Herzens das entscheidende Gewicht in die Wagschale. Artois' Vermittlung — das war der kürzeste, der beste, ja, der einzige Weg, auf welchem seine alte angestammte Baronie wiedererlangt werden konnte; und hing er nicht an ihr, daß er eher seine Seele dem Bösen, als sie dahingegeben hätte? Eher sterben, sagte

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/102>, abgerufen am 23.11.2024.