mit meinem Lohnlakayen sehr gemein machen möchte, da ich ihn bey mir in der Loge be- hielte.
Solche Züge entwickelten sich die übrigen Tage zu hunderten, wenn ich mit ihm auf der Straße, oder Merkwürdigkeiten zu sehen, ging. Den zweyten Tag zeigte es sich, daß er Französisch sprach; ein ziemlich seltener Fall in Verona, wo, außer dem höhern Adel, fast jedermann diese Sprache vernachläßigt; es zeigte sich auch, daß er Alterthums- und Kunstkenner, mithin zugleich "Cicerone", war. Er kannte in der That das Amphitheater, mit allen seinen Vermessungen und andern Merkwürdigkeiten, von außen und innen. Den dritten Tag waren wir unter andern in dem Pallaste des Grafen Bevilacqua. Er kannte dessen Gemälde und Bildhauereyen nicht minder genau, als alle übrige Schätze dieser Art in der Stadt. Jndem wir den Pallast Bevilacqua verließen, kam uns dessen Besitzer, der Graf gleiches Namens, auf der
mit meinem Lohnlakayen ſehr gemein machen moͤchte, da ich ihn bey mir in der Loge be- hielte.
Solche Zuͤge entwickelten ſich die uͤbrigen Tage zu hunderten, wenn ich mit ihm auf der Straße, oder Merkwuͤrdigkeiten zu ſehen, ging. Den zweyten Tag zeigte es ſich, daß er Franzoͤſiſch ſprach; ein ziemlich ſeltener Fall in Verona, wo, außer dem hoͤhern Adel, faſt jedermann dieſe Sprache vernachlaͤßigt; es zeigte ſich auch, daß er Alterthums- und Kunſtkenner, mithin zugleich „Cicerone“, war. Er kannte in der That das Amphitheater, mit allen ſeinen Vermeſſungen und andern Merkwuͤrdigkeiten, von außen und innen. Den dritten Tag waren wir unter andern in dem Pallaſte des Grafen Bevilacqua. Er kannte deſſen Gemaͤlde und Bildhauereyen nicht minder genau, als alle uͤbrige Schaͤtze dieſer Art in der Stadt. Jndem wir den Pallaſt Bevilacqua verließen, kam uns deſſen Beſitzer, der Graf gleiches Namens, auf der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0145"n="137"/>
mit meinem Lohnlakayen ſehr gemein machen<lb/>
moͤchte, da ich ihn bey mir in der Loge be-<lb/>
hielte.</p><lb/><p>Solche Zuͤge entwickelten ſich die uͤbrigen<lb/>
Tage zu hunderten, wenn ich mit ihm auf<lb/>
der Straße, oder Merkwuͤrdigkeiten zu ſehen,<lb/>
ging. Den zweyten Tag zeigte es ſich, daß<lb/>
er Franzoͤſiſch ſprach; ein ziemlich ſeltener<lb/>
Fall in Verona, wo, außer dem hoͤhern Adel,<lb/>
faſt jedermann dieſe Sprache vernachlaͤßigt;<lb/>
es zeigte ſich auch, daß er Alterthums- und<lb/>
Kunſtkenner, mithin zugleich <hirendition="#aq">„Cicerone“</hi>, war.<lb/>
Er kannte in der That das Amphitheater,<lb/>
mit allen ſeinen Vermeſſungen und andern<lb/>
Merkwuͤrdigkeiten, von außen und innen.<lb/>
Den dritten Tag waren wir unter andern in<lb/>
dem Pallaſte des Grafen <hirendition="#g">Bevilacqua</hi>. Er<lb/>
kannte deſſen Gemaͤlde und Bildhauereyen<lb/>
nicht minder genau, als alle uͤbrige Schaͤtze<lb/>
dieſer Art in der Stadt. Jndem wir den<lb/>
Pallaſt Bevilacqua verließen, kam uns deſſen<lb/>
Beſitzer, der Graf gleiches Namens, auf der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[137/0145]
mit meinem Lohnlakayen ſehr gemein machen
moͤchte, da ich ihn bey mir in der Loge be-
hielte.
Solche Zuͤge entwickelten ſich die uͤbrigen
Tage zu hunderten, wenn ich mit ihm auf
der Straße, oder Merkwuͤrdigkeiten zu ſehen,
ging. Den zweyten Tag zeigte es ſich, daß
er Franzoͤſiſch ſprach; ein ziemlich ſeltener
Fall in Verona, wo, außer dem hoͤhern Adel,
faſt jedermann dieſe Sprache vernachlaͤßigt;
es zeigte ſich auch, daß er Alterthums- und
Kunſtkenner, mithin zugleich „Cicerone“, war.
Er kannte in der That das Amphitheater,
mit allen ſeinen Vermeſſungen und andern
Merkwuͤrdigkeiten, von außen und innen.
Den dritten Tag waren wir unter andern in
dem Pallaſte des Grafen Bevilacqua. Er
kannte deſſen Gemaͤlde und Bildhauereyen
nicht minder genau, als alle uͤbrige Schaͤtze
dieſer Art in der Stadt. Jndem wir den
Pallaſt Bevilacqua verließen, kam uns deſſen
Beſitzer, der Graf gleiches Namens, auf der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/145>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.