Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

es fand sich so. Unterdessen erzählte er mir:
sein Vater habe in seinem Alter das Gewerbe
zu treiben angefangen, was er jetzt nach ihm
triebe. Der Pallast, worin wir gestern gewe-
sen, sey sein Pallast gewesen, aber er habe
-- "mangiato tutto il suo ben", und nur
dies Brod sey ihm nachmals übrig geblieben.
Er, Alessandro, habe seines Vaters Gänge
mit den Fremden gemacht, und so seine anti-
quarischen Kenntnisse erworben, die ihm jetzt,
nebst dem Dazugehörigen, seinen Unterhalt
verschafften. Er lerne seinen Sohn wiederum
dazu an, und dieser gebe alle Hoffnung zu
einem brauchbaren "antiquario" -- -- Das
Uebrige gehört nicht mehr hieher.

Wird ein adeliches deutsches Haus von
dem Alter und Ansehen, wie das von Bevi-
lacqua, zugeben, daß Einer aus der Familie
den Lohnbedienten, wenn auch unter dem
Namen "antiquario" mache? Jn derselben
Stadt, wo dessen Vorfahren die ehrenvollsten
Stellen bekleideten und noch bekleiden? Jm

es fand ſich ſo. Unterdeſſen erzaͤhlte er mir:
ſein Vater habe in ſeinem Alter das Gewerbe
zu treiben angefangen, was er jetzt nach ihm
triebe. Der Pallaſt, worin wir geſtern gewe-
ſen, ſey ſein Pallaſt geweſen, aber er habe
„mangiato tutto il suo ben“, und nur
dies Brod ſey ihm nachmals uͤbrig geblieben.
Er, Aleſſandro, habe ſeines Vaters Gaͤnge
mit den Fremden gemacht, und ſo ſeine anti-
quariſchen Kenntniſſe erworben, die ihm jetzt,
nebſt dem Dazugehoͤrigen, ſeinen Unterhalt
verſchafften. Er lerne ſeinen Sohn wiederum
dazu an, und dieſer gebe alle Hoffnung zu
einem brauchbaren „antiquario“ — — Das
Uebrige gehoͤrt nicht mehr hieher.

Wird ein adeliches deutſches Haus von
dem Alter und Anſehen, wie das von Bevi-
lacqua, zugeben, daß Einer aus der Familie
den Lohnbedienten, wenn auch unter dem
Namen „antiquario“ mache? Jn derſelben
Stadt, wo deſſen Vorfahren die ehrenvollſten
Stellen bekleideten und noch bekleiden? Jm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0148" n="140"/>
es fand &#x017F;ich &#x017F;o. Unterde&#x017F;&#x017F;en erza&#x0364;hlte er mir:<lb/>
&#x017F;ein Vater habe in &#x017F;einem Alter das Gewerbe<lb/>
zu treiben angefangen, was er jetzt nach ihm<lb/>
triebe. Der Palla&#x017F;t, worin wir ge&#x017F;tern gewe-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;ey &#x017F;ein Palla&#x017F;t gewe&#x017F;en, aber er habe<lb/>
&#x2014; <hi rendition="#aq">&#x201E;mangiato tutto il suo ben&#x201C;</hi>, und nur<lb/>
dies Brod &#x017F;ey ihm nachmals u&#x0364;brig geblieben.<lb/>
Er, Ale&#x017F;&#x017F;andro, habe &#x017F;eines Vaters Ga&#x0364;nge<lb/>
mit den Fremden gemacht, und &#x017F;o &#x017F;eine anti-<lb/>
quari&#x017F;chen Kenntni&#x017F;&#x017F;e erworben, die ihm jetzt,<lb/>
neb&#x017F;t dem Dazugeho&#x0364;rigen, &#x017F;einen Unterhalt<lb/>
ver&#x017F;chafften. Er lerne &#x017F;einen Sohn wiederum<lb/>
dazu an, und die&#x017F;er gebe alle Hoffnung zu<lb/>
einem brauchbaren <hi rendition="#aq">&#x201E;antiquario&#x201C;</hi> &#x2014; &#x2014; Das<lb/>
Uebrige geho&#x0364;rt nicht mehr hieher.</p><lb/>
          <p>Wird ein adeliches deut&#x017F;ches Haus von<lb/>
dem Alter und An&#x017F;ehen, wie das von Bevi-<lb/>
lacqua, zugeben, daß Einer aus der Familie<lb/>
den Lohnbedienten, wenn auch unter dem<lb/>
Namen <hi rendition="#aq">&#x201E;antiquario&#x201C;</hi> mache? Jn der&#x017F;elben<lb/>
Stadt, wo de&#x017F;&#x017F;en Vorfahren die ehrenvoll&#x017F;ten<lb/>
Stellen bekleideten und noch bekleiden? Jm<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0148] es fand ſich ſo. Unterdeſſen erzaͤhlte er mir: ſein Vater habe in ſeinem Alter das Gewerbe zu treiben angefangen, was er jetzt nach ihm triebe. Der Pallaſt, worin wir geſtern gewe- ſen, ſey ſein Pallaſt geweſen, aber er habe — „mangiato tutto il suo ben“, und nur dies Brod ſey ihm nachmals uͤbrig geblieben. Er, Aleſſandro, habe ſeines Vaters Gaͤnge mit den Fremden gemacht, und ſo ſeine anti- quariſchen Kenntniſſe erworben, die ihm jetzt, nebſt dem Dazugehoͤrigen, ſeinen Unterhalt verſchafften. Er lerne ſeinen Sohn wiederum dazu an, und dieſer gebe alle Hoffnung zu einem brauchbaren „antiquario“ — — Das Uebrige gehoͤrt nicht mehr hieher. Wird ein adeliches deutſches Haus von dem Alter und Anſehen, wie das von Bevi- lacqua, zugeben, daß Einer aus der Familie den Lohnbedienten, wenn auch unter dem Namen „antiquario“ mache? Jn derſelben Stadt, wo deſſen Vorfahren die ehrenvollſten Stellen bekleideten und noch bekleiden? Jm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/148
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/148>, abgerufen am 17.06.2024.