mannigfache Abwechslung gefunden, und an eine Nationalähnlichkeit, die eine gewisse, im- mer wieder kommende, Falte, in Rücksicht der Mienen, der Bewegungen, des Accents in der Sprache, des Totaleindrucks der Gesichter und Gebährden etc. dergleichen man in Hamburg, Nürnberg und Augsburg, ja in großen Haupt- städten, wie in Berlin und Wien, sogar noch findet, ist hier nicht zu denken. Diese Man- nigfaltigkeit hat, außer ihren historischen Ur- sachen, auch die politische, daß der gemeine Mann, weniger noch, als die höheren Stände, sich einer um den andern bekümmert, und ohne Scheu sich so trägt und benimmt, wie seine eigenthümliche Bildung, Lage und Gemüths- art es ihm eingeben. Daraus ist der oben erwähnte Zug von den unanständigen Jagden der Hausmütter an der Adige zu erklären, die anderwärts, selbst vom Pöbel, insgeheim gehalten werden; und daher fällt es hier nicht auf, wenn ein Mensch vom Pöbel, mit schmutzigen Füßen, ohne Schuh und Strümpfe,
Siebentes Heft. L
mannigfache Abwechslung gefunden, und an eine Nationalaͤhnlichkeit, die eine gewiſſe, im- mer wieder kommende, Falte, in Ruͤckſicht der Mienen, der Bewegungen, des Accents in der Sprache, des Totaleindrucks der Geſichter und Gebaͤhrden ꝛc. dergleichen man in Hamburg, Nuͤrnberg und Augsburg, ja in großen Haupt- ſtaͤdten, wie in Berlin und Wien, ſogar noch findet, iſt hier nicht zu denken. Dieſe Man- nigfaltigkeit hat, außer ihren hiſtoriſchen Ur- ſachen, auch die politiſche, daß der gemeine Mann, weniger noch, als die hoͤheren Staͤnde, ſich einer um den andern bekuͤmmert, und ohne Scheu ſich ſo traͤgt und benimmt, wie ſeine eigenthuͤmliche Bildung, Lage und Gemuͤths- art es ihm eingeben. Daraus iſt der oben erwaͤhnte Zug von den unanſtaͤndigen Jagden der Hausmuͤtter an der Adige zu erklaͤren, die anderwaͤrts, ſelbſt vom Poͤbel, insgeheim gehalten werden; und daher faͤllt es hier nicht auf, wenn ein Menſch vom Poͤbel, mit ſchmutzigen Fuͤßen, ohne Schuh und Struͤmpfe,
Siebentes Heft. L
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mannigfache Abwechslung gefunden, und an
eine Nationalaͤhnlichkeit, die eine gewiſſe, im-
mer wieder kommende, Falte, in Ruͤckſicht der
Mienen, der Bewegungen, des Accents in der
Sprache, des Totaleindrucks der Geſichter und
Gebaͤhrden ꝛc. dergleichen man in Hamburg,
Nuͤrnberg und Augsburg, ja in großen Haupt-
ſtaͤdten, wie in Berlin und Wien, ſogar noch
findet, iſt hier nicht zu denken. Dieſe Man-
nigfaltigkeit hat, außer ihren hiſtoriſchen Ur-
ſachen, auch die politiſche, daß der gemeine
Mann, weniger noch, als die hoͤheren Staͤnde,
ſich einer um den andern bekuͤmmert, und ohne
Scheu ſich ſo traͤgt und benimmt, wie ſeine
eigenthuͤmliche Bildung, Lage und Gemuͤths-
art es ihm eingeben. Daraus iſt der oben
erwaͤhnte Zug von den unanſtaͤndigen Jagden
der Hausmuͤtter an der Adige zu erklaͤren,
die anderwaͤrts, ſelbſt vom Poͤbel, insgeheim
gehalten werden; und daher faͤllt es hier
nicht auf, wenn ein Menſch vom Poͤbel, mit
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/169>, abgerufen am 17.06.2024.
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