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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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Gewölben, theils vor denselben auf den Stra-
ßen, arbeiten. Die Schneider sitzen, mit
drey oder vier Gesellen um sich her, auf ho-
hen hölzernen Stühlen, wie auf Thronen,
und beherrschen die Nachbarschaft; und zu ih-
ren Füßen auf niedrigern Schemeln, hocken
ihre Lehrburschen. Eben so die Sattler,
Schumacher, Riemer und andere Handwerker.

Von Bettlern wimmelt es in Verona und
ihr Aufzug ist scheußlich. Je größer im Som-
mer ihre Nacktheit, und im Winter die Lum-
penmasse um sie her ist, desto größer sind ihre
Ansprüche auf die Barmherzigkeit, und desto
trotziger fordern sie die Steuer derselben.
Sie liegen in allen Straßen, auf allen Plä-
tzen, vor allen Kirchen umher, und vertreiben
sich die lange Weile mit Essen, oder mit
Durchsuchung ihrer Hemden, wenn sie der-
gleichen haben, oder auch mit einem Spiel-
chen unter sich. Alles, was Talente zum
Betteln hat, das heißt, irgend eine häßliche
Krankheit, oder eine unheilbare Wunde, oder

Gewoͤlben, theils vor denſelben auf den Stra-
ßen, arbeiten. Die Schneider ſitzen, mit
drey oder vier Geſellen um ſich her, auf ho-
hen hoͤlzernen Stuͤhlen, wie auf Thronen,
und beherrſchen die Nachbarſchaft; und zu ih-
ren Fuͤßen auf niedrigern Schemeln, hocken
ihre Lehrburſchen. Eben ſo die Sattler,
Schumacher, Riemer und andere Handwerker.

Von Bettlern wimmelt es in Verona und
ihr Aufzug iſt ſcheußlich. Je groͤßer im Som-
mer ihre Nacktheit, und im Winter die Lum-
penmaſſe um ſie her iſt, deſto groͤßer ſind ihre
Anſpruͤche auf die Barmherzigkeit, und deſto
trotziger fordern ſie die Steuer derſelben.
Sie liegen in allen Straßen, auf allen Plaͤ-
tzen, vor allen Kirchen umher, und vertreiben
ſich die lange Weile mit Eſſen, oder mit
Durchſuchung ihrer Hemden, wenn ſie der-
gleichen haben, oder auch mit einem Spiel-
chen unter ſich. Alles, was Talente zum
Betteln hat, das heißt, irgend eine haͤßliche
Krankheit, oder eine unheilbare Wunde, oder

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[167/0175] Gewoͤlben, theils vor denſelben auf den Stra- ßen, arbeiten. Die Schneider ſitzen, mit drey oder vier Geſellen um ſich her, auf ho- hen hoͤlzernen Stuͤhlen, wie auf Thronen, und beherrſchen die Nachbarſchaft; und zu ih- ren Fuͤßen auf niedrigern Schemeln, hocken ihre Lehrburſchen. Eben ſo die Sattler, Schumacher, Riemer und andere Handwerker. Von Bettlern wimmelt es in Verona und ihr Aufzug iſt ſcheußlich. Je groͤßer im Som- mer ihre Nacktheit, und im Winter die Lum- penmaſſe um ſie her iſt, deſto groͤßer ſind ihre Anſpruͤche auf die Barmherzigkeit, und deſto trotziger fordern ſie die Steuer derſelben. Sie liegen in allen Straßen, auf allen Plaͤ- tzen, vor allen Kirchen umher, und vertreiben ſich die lange Weile mit Eſſen, oder mit Durchſuchung ihrer Hemden, wenn ſie der- gleichen haben, oder auch mit einem Spiel- chen unter ſich. Alles, was Talente zum Betteln hat, das heißt, irgend eine haͤßliche Krankheit, oder eine unheilbare Wunde, oder

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/175>, abgerufen am 24.11.2024.