Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

meyne das rothe Haus in Frankfurt; der
aber in Rücksicht der innern Einrichtung, des
Tisches, der Aufwartung, der Reinlichkeit und
der Eleganz diesem nicht beykommt. Er heißt
vorzugsweise "Albergo Reale", liegt fast in
der Mitte der Stadt und hat die Bequem-
lichkeit, daß er zugleich die Post einschließt,
die der Fremde jeden Augenblick aus seinem
Fenster bestellen kann. Er besteht aus einem
pallastähnlichen Hause und aus einem wirkli-
chen, daranstoßenden Pallast, der in einem
guten Geschmack, nach Dorischer und Joni-
scher Ordnung, erbauet ist. Beyde Anlagen
gehören dem K. K. Staatsrath, Marchese
Canossa, und schließen, drey Geschoß hoch,
zwey große Höfe ein. Jetzt wohnte ich mit
einem Engländer in diesen ungeheuren Gebäu-
den ganz allein; zur Zeit der Jahrmärkte
sind aber beyde bis auf den letzten Winkel be-
setzt. Der Grund dieser Ueberfüllung liegt
in der Gewohnheit, daß der müßige Adel des
Landes die Jahrmärkte der umliegenden be-

meyne das rothe Haus in Frankfurt; der
aber in Ruͤckſicht der innern Einrichtung, des
Tiſches, der Aufwartung, der Reinlichkeit und
der Eleganz dieſem nicht beykommt. Er heißt
vorzugsweiſe „Albergo Reale“, liegt faſt in
der Mitte der Stadt und hat die Bequem-
lichkeit, daß er zugleich die Poſt einſchließt,
die der Fremde jeden Augenblick aus ſeinem
Fenſter beſtellen kann. Er beſteht aus einem
pallaſtaͤhnlichen Hauſe und aus einem wirkli-
chen, daranſtoßenden Pallaſt, der in einem
guten Geſchmack, nach Doriſcher und Joni-
ſcher Ordnung, erbauet iſt. Beyde Anlagen
gehoͤren dem K. K. Staatsrath, Marcheſe
Canossa, und ſchließen, drey Geſchoß hoch,
zwey große Hoͤfe ein. Jetzt wohnte ich mit
einem Englaͤnder in dieſen ungeheuren Gebaͤu-
den ganz allein; zur Zeit der Jahrmaͤrkte
ſind aber beyde bis auf den letzten Winkel be-
ſetzt. Der Grund dieſer Ueberfuͤllung liegt
in der Gewohnheit, daß der muͤßige Adel des
Landes die Jahrmaͤrkte der umliegenden be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0210" n="202"/>
meyne das <hi rendition="#g">rothe Haus</hi> in Frankfurt; der<lb/>
aber in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht der innern Einrichtung, des<lb/>
Ti&#x017F;ches, der Aufwartung, der Reinlichkeit und<lb/>
der Eleganz die&#x017F;em nicht beykommt. Er heißt<lb/>
vorzugswei&#x017F;e <hi rendition="#aq">&#x201E;Albergo Reale&#x201C;</hi>, liegt fa&#x017F;t in<lb/>
der Mitte der Stadt und hat die Bequem-<lb/>
lichkeit, daß er zugleich die Po&#x017F;t ein&#x017F;chließt,<lb/>
die der Fremde jeden Augenblick aus &#x017F;einem<lb/>
Fen&#x017F;ter be&#x017F;tellen kann. Er be&#x017F;teht aus einem<lb/>
palla&#x017F;ta&#x0364;hnlichen Hau&#x017F;e und aus einem wirkli-<lb/>
chen, daran&#x017F;toßenden Palla&#x017F;t, der in einem<lb/>
guten Ge&#x017F;chmack, nach Dori&#x017F;cher und Joni-<lb/>
&#x017F;cher Ordnung, erbauet i&#x017F;t. Beyde Anlagen<lb/>
geho&#x0364;ren dem K. K. Staatsrath, Marche&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Canossa</hi>, und &#x017F;chließen, drey Ge&#x017F;choß hoch,<lb/>
zwey große Ho&#x0364;fe ein. Jetzt wohnte ich mit<lb/>
einem Engla&#x0364;nder in die&#x017F;en ungeheuren Geba&#x0364;u-<lb/>
den ganz allein; zur Zeit der Jahrma&#x0364;rkte<lb/>
&#x017F;ind aber beyde bis auf den letzten Winkel be-<lb/>
&#x017F;etzt. Der Grund die&#x017F;er Ueberfu&#x0364;llung liegt<lb/>
in der Gewohnheit, daß der mu&#x0364;ßige Adel des<lb/>
Landes die Jahrma&#x0364;rkte der umliegenden be-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0210] meyne das rothe Haus in Frankfurt; der aber in Ruͤckſicht der innern Einrichtung, des Tiſches, der Aufwartung, der Reinlichkeit und der Eleganz dieſem nicht beykommt. Er heißt vorzugsweiſe „Albergo Reale“, liegt faſt in der Mitte der Stadt und hat die Bequem- lichkeit, daß er zugleich die Poſt einſchließt, die der Fremde jeden Augenblick aus ſeinem Fenſter beſtellen kann. Er beſteht aus einem pallaſtaͤhnlichen Hauſe und aus einem wirkli- chen, daranſtoßenden Pallaſt, der in einem guten Geſchmack, nach Doriſcher und Joni- ſcher Ordnung, erbauet iſt. Beyde Anlagen gehoͤren dem K. K. Staatsrath, Marcheſe Canossa, und ſchließen, drey Geſchoß hoch, zwey große Hoͤfe ein. Jetzt wohnte ich mit einem Englaͤnder in dieſen ungeheuren Gebaͤu- den ganz allein; zur Zeit der Jahrmaͤrkte ſind aber beyde bis auf den letzten Winkel be- ſetzt. Der Grund dieſer Ueberfuͤllung liegt in der Gewohnheit, daß der muͤßige Adel des Landes die Jahrmaͤrkte der umliegenden be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/210
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/210>, abgerufen am 21.11.2024.