wenig finden. Er hat nur zwey Geschoß; ein ganzes, in rustischem Geschmack, und ein halbes, das, ohne Fensterverzierungen, auf dieses gesetzt ist. An den Vorderseiten der Flügel laufen vierzehn und sechzehn Dorische Wandpfeiler hin, die von der Unterlage bis zum Kranz hinauf steigen und diesen, der überaus gefällig gezeichnet ist, und das Dach, emporhalten. Der Geschmack in dem Gan- zen und dessen einzelnen Theilen ist der Be- stimmung dieser Anlage ganz angemessen, und athmet eine auffallende Festigkeit, Männlich- keit und Einfalt, die alles, was Schnörkel scheinen könnte, standhaft verschmähet hat; mit einem Worte, Julius brachte in diesem Pallast ein Kunstwerk hervor, das mit dem Geiste des Alterthums die neueren Erfindun- gen zur Bequemlichkeit verband und zugleich die Stufe angiebt, welche die Baukunst und die Malerey zu seiner Zeit, unter Mitwirkung seines großen Meisters und seiner eigenen und vieler andern glücklichen Geister, erstiegen
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wenig finden. Er hat nur zwey Geſchoß; ein ganzes, in ruſtiſchem Geſchmack, und ein halbes, das, ohne Fenſterverzierungen, auf dieſes geſetzt iſt. An den Vorderſeiten der Fluͤgel laufen vierzehn und ſechzehn Doriſche Wandpfeiler hin, die von der Unterlage bis zum Kranz hinauf ſteigen und dieſen, der uͤberaus gefaͤllig gezeichnet iſt, und das Dach, emporhalten. Der Geſchmack in dem Gan- zen und deſſen einzelnen Theilen iſt der Be- ſtimmung dieſer Anlage ganz angemeſſen, und athmet eine auffallende Feſtigkeit, Maͤnnlich- keit und Einfalt, die alles, was Schnoͤrkel ſcheinen koͤnnte, ſtandhaft verſchmaͤhet hat; mit einem Worte, Julius brachte in dieſem Pallaſt ein Kunſtwerk hervor, das mit dem Geiſte des Alterthums die neueren Erfindun- gen zur Bequemlichkeit verband und zugleich die Stufe angiebt, welche die Baukunſt und die Malerey zu ſeiner Zeit, unter Mitwirkung ſeines großen Meiſters und ſeiner eigenen und vieler andern gluͤcklichen Geiſter, erſtiegen
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wenig finden. Er hat nur zwey Geſchoß;
ein ganzes, in ruſtiſchem Geſchmack, und ein
halbes, das, ohne Fenſterverzierungen, auf
dieſes geſetzt iſt. An den Vorderſeiten der
Fluͤgel laufen vierzehn und ſechzehn Doriſche
Wandpfeiler hin, die von der Unterlage bis
zum Kranz hinauf ſteigen und dieſen, der
uͤberaus gefaͤllig gezeichnet iſt, und das Dach,
emporhalten. Der Geſchmack in dem Gan-
zen und deſſen einzelnen Theilen iſt der Be-
ſtimmung dieſer Anlage ganz angemeſſen, und
athmet eine auffallende Feſtigkeit, Maͤnnlich-
keit und Einfalt, die alles, was Schnoͤrkel
ſcheinen koͤnnte, ſtandhaft verſchmaͤhet hat;
mit einem Worte, Julius brachte in dieſem
Pallaſt ein Kunſtwerk hervor, das mit dem
Geiſte des Alterthums die neueren Erfindun-
gen zur Bequemlichkeit verband und zugleich
die Stufe angiebt, welche die Baukunſt und
die Malerey zu ſeiner Zeit, unter Mitwirkung
ſeines großen Meiſters und ſeiner eigenen und
vieler andern gluͤcklichen Geiſter, erſtiegen
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Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/219>, abgerufen am 26.06.2024.
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