sehr enge hinauf wand, aber bald wieder auf- hörte. Ein paarmal mußte ich unter schon gestützten Wetterdächern hinweg kriechen, auf denen die Ziegel nur weitläuftig lagen; ein paarmal mußte ich über diese lockern Ziegel selbst mit wirklicher Gefahr auf Händen und Füßen hinweg klettern. Dies alles war nur auf Unterdessen da, aber es wird noch nach funfzig Jahren, von Reisenden, die mir diese finstre und beschwerliche Reise nachthun, eben so gewiß dort faulend gefunden werden, als die Todtenknochen.
Endlich gelangte ich an das Dach der Kuppel, um welche ein ziemlich schmaler Gang -- ohne Geländer -- läuft. Hier wurde ich allerdings für meine Mühe reichlich belohnt. Die Aussicht von da herab ist so schön, als irgend eine um und in Verona; und da Mantua schon tiefer in der Ebene liegt, so hat man auch die Alpen, die in einem Halb- cirkel sie im Hintergrunde umschließen, schon bestimmter und übersehbarer vor sich. Das
ſehr enge hinauf wand, aber bald wieder auf- hoͤrte. Ein paarmal mußte ich unter ſchon geſtuͤtzten Wetterdaͤchern hinweg kriechen, auf denen die Ziegel nur weitlaͤuftig lagen; ein paarmal mußte ich uͤber dieſe lockern Ziegel ſelbſt mit wirklicher Gefahr auf Haͤnden und Fuͤßen hinweg klettern. Dies alles war nur auf Unterdeſſen da, aber es wird noch nach funfzig Jahren, von Reiſenden, die mir dieſe finſtre und beſchwerliche Reiſe nachthun, eben ſo gewiß dort faulend gefunden werden, als die Todtenknochen.
Endlich gelangte ich an das Dach der Kuppel, um welche ein ziemlich ſchmaler Gang — ohne Gelaͤnder — laͤuft. Hier wurde ich allerdings fuͤr meine Muͤhe reichlich belohnt. Die Ausſicht von da herab iſt ſo ſchoͤn, als irgend eine um und in Verona; und da Mantua ſchon tiefer in der Ebene liegt, ſo hat man auch die Alpen, die in einem Halb- cirkel ſie im Hintergrunde umſchließen, ſchon beſtimmter und uͤberſehbarer vor ſich. Das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0236"n="228"/>ſehr enge hinauf wand, aber bald wieder auf-<lb/>
hoͤrte. Ein paarmal mußte ich unter ſchon<lb/>
geſtuͤtzten Wetterdaͤchern hinweg kriechen, auf<lb/>
denen die Ziegel nur weitlaͤuftig lagen; ein<lb/>
paarmal mußte ich uͤber dieſe lockern Ziegel<lb/>ſelbſt mit wirklicher Gefahr auf Haͤnden und<lb/>
Fuͤßen hinweg klettern. Dies alles war nur<lb/><hirendition="#g">auf Unterdeſſen</hi> da, aber es wird noch<lb/>
nach funfzig Jahren, von Reiſenden, die mir<lb/>
dieſe finſtre und beſchwerliche Reiſe nachthun,<lb/>
eben ſo gewiß dort faulend gefunden werden,<lb/>
als die Todtenknochen.</p><lb/><p>Endlich gelangte ich an das Dach der<lb/>
Kuppel, um welche ein ziemlich ſchmaler<lb/>
Gang — ohne Gelaͤnder — laͤuft. Hier wurde<lb/>
ich allerdings fuͤr meine Muͤhe reichlich belohnt.<lb/>
Die Ausſicht von da herab iſt ſo ſchoͤn, als<lb/>
irgend eine um und in Verona; und da<lb/>
Mantua ſchon tiefer in der Ebene liegt, ſo<lb/>
hat man auch die Alpen, die in einem Halb-<lb/>
cirkel ſie im Hintergrunde umſchließen, ſchon<lb/>
beſtimmter und uͤberſehbarer vor ſich. Das<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[228/0236]
ſehr enge hinauf wand, aber bald wieder auf-
hoͤrte. Ein paarmal mußte ich unter ſchon
geſtuͤtzten Wetterdaͤchern hinweg kriechen, auf
denen die Ziegel nur weitlaͤuftig lagen; ein
paarmal mußte ich uͤber dieſe lockern Ziegel
ſelbſt mit wirklicher Gefahr auf Haͤnden und
Fuͤßen hinweg klettern. Dies alles war nur
auf Unterdeſſen da, aber es wird noch
nach funfzig Jahren, von Reiſenden, die mir
dieſe finſtre und beſchwerliche Reiſe nachthun,
eben ſo gewiß dort faulend gefunden werden,
als die Todtenknochen.
Endlich gelangte ich an das Dach der
Kuppel, um welche ein ziemlich ſchmaler
Gang — ohne Gelaͤnder — laͤuft. Hier wurde
ich allerdings fuͤr meine Muͤhe reichlich belohnt.
Die Ausſicht von da herab iſt ſo ſchoͤn, als
irgend eine um und in Verona; und da
Mantua ſchon tiefer in der Ebene liegt, ſo
hat man auch die Alpen, die in einem Halb-
cirkel ſie im Hintergrunde umſchließen, ſchon
beſtimmter und uͤberſehbarer vor ſich. Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/236>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.