Fenster, oder im Erdgeschosse einen armen Schuster, oder einen Schneider, oder eine Obsthökerin oder Schwefelholzhändlerin. Ein oder ein paar zarthufige Eselchen trippeln, anstatt aller Wagen, an den Seiten hin.
Uebrigens bekenne ich, daß mich an diese Stadt nichts mehr fesseln konnte, nachdem ich ihre artistischen und literarischen Merkwürdig- keiten *) gesehen hatte. Es war jetzt weder eine Societät hier, noch hatte ich irgend ein Geschäft oder eine Liebhaberey, welche die leeren Stunden auch nur eines einzigen Ta- ges hätten ausfüllen können. Jch reiste also schon den andern Morgen (den 25. Sept.) gegen 11 Uhr ab.
Um Vier Uhr Nachmittags war ich schon in Kremona. Jch hatte während dieser
*) Was diese betrifft, so verweise ich auf Volkmann (3. Theil, S. 777 fg.) und auf Don Andres (Bd. 1. S. 339 fg.). Letzterer wohnt seit einigen Jahren hier, aber er war, zu meinem Bedauern, gerade auf dem Lande.
Fenſter, oder im Erdgeſchoſſe einen armen Schuſter, oder einen Schneider, oder eine Obſthoͤkerin oder Schwefelholzhaͤndlerin. Ein oder ein paar zarthufige Eſelchen trippeln, anſtatt aller Wagen, an den Seiten hin.
Uebrigens bekenne ich, daß mich an dieſe Stadt nichts mehr feſſeln konnte, nachdem ich ihre artiſtiſchen und literariſchen Merkwuͤrdig- keiten *) geſehen hatte. Es war jetzt weder eine Societaͤt hier, noch hatte ich irgend ein Geſchaͤft oder eine Liebhaberey, welche die leeren Stunden auch nur eines einzigen Ta- ges haͤtten ausfuͤllen koͤnnen. Jch reiſte alſo ſchon den andern Morgen (den 25. Sept.) gegen 11 Uhr ab.
Um Vier Uhr Nachmittags war ich ſchon in Kremona. Jch hatte waͤhrend dieſer
*) Was dieſe betrifft, ſo verweiſe ich auf Volkmann (3. Theil, S. 777 fg.) und auf Don Andres (Bd. 1. S. 339 fg.). Letzterer wohnt ſeit einigen Jahren hier, aber er war, zu meinem Bedauern, gerade auf dem Lande.
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Fenſter, oder im Erdgeſchoſſe einen armen
Schuſter, oder einen Schneider, oder eine
Obſthoͤkerin oder Schwefelholzhaͤndlerin. Ein
oder ein paar zarthufige Eſelchen trippeln,
anſtatt aller Wagen, an den Seiten hin.
Uebrigens bekenne ich, daß mich an dieſe
Stadt nichts mehr feſſeln konnte, nachdem ich
ihre artiſtiſchen und literariſchen Merkwuͤrdig-
keiten *) geſehen hatte. Es war jetzt weder
eine Societaͤt hier, noch hatte ich irgend ein
Geſchaͤft oder eine Liebhaberey, welche die
leeren Stunden auch nur eines einzigen Ta-
ges haͤtten ausfuͤllen koͤnnen. Jch reiſte alſo
ſchon den andern Morgen (den 25. Sept.)
gegen 11 Uhr ab.
Um Vier Uhr Nachmittags war ich ſchon
in Kremona. Jch hatte waͤhrend dieſer
*) Was dieſe betrifft, ſo verweiſe ich auf Volkmann
(3. Theil, S. 777 fg.) und auf Don Andres
(Bd. 1. S. 339 fg.). Letzterer wohnt ſeit einigen
Jahren hier, aber er war, zu meinem Bedauern,
gerade auf dem Lande.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/241>, abgerufen am 17.06.2024.
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