für das Jahr 1773 über 26,000; ich weiß aber nicht, nach welchen Angaben. Vermuth- lich nach irgend einem ähnlichen "Calenda- rio", von welchem sich auch de Luca und Jäger bey Berechnung der Volksmenge von Mantua wahrscheinlich führen ließen.
Der erwerbende Stand, der gemeine Mann, und selbst der Pöbel, erscheinen hier in ihrem Aeußern bey weitem nicht so armse- lig, unordentlich und zerlumpt, als in Verona. Bettelnde Tagediebe und bedürftige Bettler sieht man fast gar nicht. Man hört weniger Lärm, sieht weniger Ungezogenheiten; mit ei- nem Worte, man bemerkt bald, daß eine Po- lizey vorhanden ist, die wagen darf, zu han- deln, weil die Regierung nicht nöthig hat, zu fürchten.
Dieser Abstich gegen das Venetianische zeigt sich in den kaiserlichen Orten zuerst in den Thoren. Zu Mantua forderte der Mauth- ner nicht geradezu ein Trinkgeld, sondern machte nur die Miene, als ob er ein kleines
fuͤr das Jahr 1773 uͤber 26,000; ich weiß aber nicht, nach welchen Angaben. Vermuth- lich nach irgend einem aͤhnlichen „Calenda- rio“, von welchem ſich auch de Luca und Jaͤger bey Berechnung der Volksmenge von Mantua wahrſcheinlich fuͤhren ließen.
Der erwerbende Stand, der gemeine Mann, und ſelbſt der Poͤbel, erſcheinen hier in ihrem Aeußern bey weitem nicht ſo armſe- lig, unordentlich und zerlumpt, als in Verona. Bettelnde Tagediebe und beduͤrftige Bettler ſieht man faſt gar nicht. Man hoͤrt weniger Laͤrm, ſieht weniger Ungezogenheiten; mit ei- nem Worte, man bemerkt bald, daß eine Po- lizey vorhanden iſt, die wagen darf, zu han- deln, weil die Regierung nicht noͤthig hat, zu fuͤrchten.
Dieſer Abſtich gegen das Venetianiſche zeigt ſich in den kaiſerlichen Orten zuerſt in den Thoren. Zu Mantua forderte der Mauth- ner nicht geradezu ein Trinkgeld, ſondern machte nur die Miene, als ob er ein kleines
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fuͤr das Jahr 1773 uͤber 26,000; ich weiß
aber nicht, nach welchen Angaben. Vermuth-
lich nach irgend einem aͤhnlichen „Calenda-
rio“, von welchem ſich auch de Luca und
Jaͤger bey Berechnung der Volksmenge von
Mantua wahrſcheinlich fuͤhren ließen.
Der erwerbende Stand, der gemeine
Mann, und ſelbſt der Poͤbel, erſcheinen hier
in ihrem Aeußern bey weitem nicht ſo armſe-
lig, unordentlich und zerlumpt, als in Verona.
Bettelnde Tagediebe und beduͤrftige Bettler
ſieht man faſt gar nicht. Man hoͤrt weniger
Laͤrm, ſieht weniger Ungezogenheiten; mit ei-
nem Worte, man bemerkt bald, daß eine Po-
lizey vorhanden iſt, die wagen darf, zu han-
deln, weil die Regierung nicht noͤthig hat, zu
fuͤrchten.
Dieſer Abſtich gegen das Venetianiſche
zeigt ſich in den kaiſerlichen Orten zuerſt in
den Thoren. Zu Mantua forderte der Mauth-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/246>, abgerufen am 17.06.2024.
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