Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.Geschenk erwartete; der venetianische in Ve- Geſchenk erwartete; der venetianiſche in Ve- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0247" n="239"/> Geſchenk erwartete; der venetianiſche in Ve-<lb/> rona aber ſtreckte vor allen Dingen zuerſt die<lb/> Hand aus. Der kaiſerliche Poſtknecht war<lb/> mit ſeinem Trinkgelde zufrieden und dankte<lb/> hoͤflich; der venetianiſche erpreßte das ſeinige<lb/> erſt doppelt, bettelte nachher noch um eine<lb/><hi rendition="#aq">„mancia“</hi> und druͤckte, wenn er ſie erhalten<lb/> hatte, den Hut ohne Dank trotzig in die<lb/> Augen. Vor den Thoren der kaiſerlichen<lb/> Staͤdte tritt einem ein alter beſcheidener und<lb/> hoͤflicher Unterofficier entgegen und thut die<lb/> noͤthigen Fragen; aus den Thoren der vene-<lb/> tianiſchen ſpringt ein lumpigter, ſchmutziger,<lb/> verdorrter Kerl mit Habichtsaugen hervor,<lb/> fragt, und ſchreibt vor Gier nach der <hi rendition="#aq">„man-<lb/> cia“</hi> nichts recht auf. Jſt man dieſem aus<lb/> den Krallen, ſo faͤllt man unter die Bettler,<lb/> die einen mit graͤßlichem Geſchrey bis nach<lb/> dem Wirthshauſe verfolgen; wogegen eben<lb/> dieſe Leute, die ſich in Mantua und Kremona<lb/> nur einzeln zeigen, ſehr ſchuͤchtern und be-<lb/> ſcheiden bleiben und, nach einer abſchlaͤgigen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0247]
Geſchenk erwartete; der venetianiſche in Ve-
rona aber ſtreckte vor allen Dingen zuerſt die
Hand aus. Der kaiſerliche Poſtknecht war
mit ſeinem Trinkgelde zufrieden und dankte
hoͤflich; der venetianiſche erpreßte das ſeinige
erſt doppelt, bettelte nachher noch um eine
„mancia“ und druͤckte, wenn er ſie erhalten
hatte, den Hut ohne Dank trotzig in die
Augen. Vor den Thoren der kaiſerlichen
Staͤdte tritt einem ein alter beſcheidener und
hoͤflicher Unterofficier entgegen und thut die
noͤthigen Fragen; aus den Thoren der vene-
tianiſchen ſpringt ein lumpigter, ſchmutziger,
verdorrter Kerl mit Habichtsaugen hervor,
fragt, und ſchreibt vor Gier nach der „man-
cia“ nichts recht auf. Jſt man dieſem aus
den Krallen, ſo faͤllt man unter die Bettler,
die einen mit graͤßlichem Geſchrey bis nach
dem Wirthshauſe verfolgen; wogegen eben
dieſe Leute, die ſich in Mantua und Kremona
nur einzeln zeigen, ſehr ſchuͤchtern und be-
ſcheiden bleiben und, nach einer abſchlaͤgigen
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