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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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der übellaunige Smollet, der sie immer
mit Gallenfiebern verließ und doch am Ende
alles, was man von ihm haben wollen, be-
zahlt hatte.

Hinter Peri hören endlich die Berge auf,
doch nicht ohne sich noch einmal in ihrer
Furchtbarkeit zu zeigen. Man kömmt nach
"Chiusa", einem Gränzschlosse, das an dem
Gehänge eines steilen Berges angebracht ist.
Man braucht Vorspann, um den Weg hinan
zu kommen, der dem Berge durch Kunst ab-
gewonnen und nur so breit ist, daß zwey
Wagen einander so eben ausweichen können.
Man hängt auf demselben gleichsam über der
Etsch, so wie der Felsen drohend über den
Weg hängt. Unter einem, in einer Tiefe von
wenigstens 150 Schuh, drängt sich die Etsch
zwischen diesen und dem gegen über stehen-
den, noch rauhern und ganz schroffen, Felsen
hinein und rauscht an den Wurzeln beyder,
ohne selbst dem Fußgänger an den Seiten
Platz zu lassen. Sie kann hier auch

der uͤbellaunige Smollet, der ſie immer
mit Gallenfiebern verließ und doch am Ende
alles, was man von ihm haben wollen, be-
zahlt hatte.

Hinter Peri hoͤren endlich die Berge auf,
doch nicht ohne ſich noch einmal in ihrer
Furchtbarkeit zu zeigen. Man koͤmmt nach
„Chiusa“, einem Graͤnzſchloſſe, das an dem
Gehaͤnge eines ſteilen Berges angebracht iſt.
Man braucht Vorſpann, um den Weg hinan
zu kommen, der dem Berge durch Kunſt ab-
gewonnen und nur ſo breit iſt, daß zwey
Wagen einander ſo eben ausweichen koͤnnen.
Man haͤngt auf demſelben gleichſam uͤber der
Etſch, ſo wie der Felſen drohend uͤber den
Weg haͤngt. Unter einem, in einer Tiefe von
wenigſtens 150 Schuh, draͤngt ſich die Etſch
zwiſchen dieſen und dem gegen uͤber ſtehen-
den, noch rauhern und ganz ſchroffen, Felſen
hinein und rauſcht an den Wurzeln beyder,
ohne ſelbſt dem Fußgaͤnger an den Seiten
Platz zu laſſen. Sie kann hier auch

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[63/0071] der uͤbellaunige Smollet, der ſie immer mit Gallenfiebern verließ und doch am Ende alles, was man von ihm haben wollen, be- zahlt hatte. Hinter Peri hoͤren endlich die Berge auf, doch nicht ohne ſich noch einmal in ihrer Furchtbarkeit zu zeigen. Man koͤmmt nach „Chiusa“, einem Graͤnzſchloſſe, das an dem Gehaͤnge eines ſteilen Berges angebracht iſt. Man braucht Vorſpann, um den Weg hinan zu kommen, der dem Berge durch Kunſt ab- gewonnen und nur ſo breit iſt, daß zwey Wagen einander ſo eben ausweichen koͤnnen. Man haͤngt auf demſelben gleichſam uͤber der Etſch, ſo wie der Felſen drohend uͤber den Weg haͤngt. Unter einem, in einer Tiefe von wenigſtens 150 Schuh, draͤngt ſich die Etſch zwiſchen dieſen und dem gegen uͤber ſtehen- den, noch rauhern und ganz ſchroffen, Felſen hinein und rauſcht an den Wurzeln beyder, ohne ſelbſt dem Fußgaͤnger an den Seiten Platz zu laſſen. Sie kann hier auch

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/71>, abgerufen am 29.11.2024.