ragte hier am höchsten unter ihnen hervor, und an seiner Seite liefen nach Nordosten kleinere Berge herab, deren Gipfel mit Bäu- men gekrönt waren, unter denen ein Volk lebt, das, so wie seine Berge einzeln stehen, einzeln für sich besteht, nicht mehr zu den Deutschen gehört, und noch nicht zu Wälschen umgeschaffen ist: ich meyne die sogenannten Cimbern, welche die bekannten dreyzehn Ge- meinen bilden. Von ihrem Wohnort an da- chen sich wellenförmig immer niedrigere Berge dergestalt ab, daß sie in der Ferne nur noch als Anhöhen das Land umschließen, und sich allmählig in die schöne Ebene verlieren, die, durch nichts mehr unterbrochen, als der üp- pigste, fruchtbarste, wohlhabendste Theil von Jtalien, sich über Mantua, Mayland und Turin bis an die Wurzeln der jenseitigen Al- pen hinzieht, durch welche die Schweitz und Frankreich von Jtalien geschieden werden.
Nachdem ich über eine Stunde auf diesem anziehenden Platze zugebracht hatte, stieg ich
ragte hier am hoͤchſten unter ihnen hervor, und an ſeiner Seite liefen nach Nordoſten kleinere Berge herab, deren Gipfel mit Baͤu- men gekroͤnt waren, unter denen ein Volk lebt, das, ſo wie ſeine Berge einzeln ſtehen, einzeln fuͤr ſich beſteht, nicht mehr zu den Deutſchen gehoͤrt, und noch nicht zu Waͤlſchen umgeſchaffen iſt: ich meyne die ſogenannten Cimbern, welche die bekannten dreyzehn Ge- meinen bilden. Von ihrem Wohnort an da- chen ſich wellenfoͤrmig immer niedrigere Berge dergeſtalt ab, daß ſie in der Ferne nur noch als Anhoͤhen das Land umſchließen, und ſich allmaͤhlig in die ſchoͤne Ebene verlieren, die, durch nichts mehr unterbrochen, als der uͤp- pigſte, fruchtbarſte, wohlhabendſte Theil von Jtalien, ſich uͤber Mantua, Mayland und Turin bis an die Wurzeln der jenſeitigen Al- pen hinzieht, durch welche die Schweitz und Frankreich von Jtalien geſchieden werden.
Nachdem ich uͤber eine Stunde auf dieſem anziehenden Platze zugebracht hatte, ſtieg ich
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[74/0082]
ragte hier am hoͤchſten unter ihnen hervor,
und an ſeiner Seite liefen nach Nordoſten
kleinere Berge herab, deren Gipfel mit Baͤu-
men gekroͤnt waren, unter denen ein Volk
lebt, das, ſo wie ſeine Berge einzeln ſtehen,
einzeln fuͤr ſich beſteht, nicht mehr zu den
Deutſchen gehoͤrt, und noch nicht zu Waͤlſchen
umgeſchaffen iſt: ich meyne die ſogenannten
Cimbern, welche die bekannten dreyzehn Ge-
meinen bilden. Von ihrem Wohnort an da-
chen ſich wellenfoͤrmig immer niedrigere Berge
dergeſtalt ab, daß ſie in der Ferne nur noch
als Anhoͤhen das Land umſchließen, und ſich
allmaͤhlig in die ſchoͤne Ebene verlieren, die,
durch nichts mehr unterbrochen, als der uͤp-
pigſte, fruchtbarſte, wohlhabendſte Theil von
Jtalien, ſich uͤber Mantua, Mayland und
Turin bis an die Wurzeln der jenſeitigen Al-
pen hinzieht, durch welche die Schweitz und
Frankreich von Jtalien geſchieden werden.
Nachdem ich uͤber eine Stunde auf dieſem
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Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/82>, abgerufen am 17.06.2024.
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