Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Besorgung des Haares, drey bis vier Duka-
ten monatlich; der Wagenhalter für einen
Lohnwagen täglich einen Dukaten, wobey der
Kutscher noch zwey Gulden Trinkgeld bekom-
men muß.

Diese Angaben werden hinreichen, um von
dem Preise der Dinge in Warschau einen Be-
griff zu geben. Jm allgemeinen kann man
annehmen, daß man in Preußen, Sachsen und
Oesterreich mit einem halben Dukaten so weit
komme, als hier mit einem ganzen. Selbst in
unserm theuern Riga leben wir um weniger
Geld besser.

Bey diesen schon an sich beträchtlichen Prei-
sen, ist keine Polizey vorhanden, die es ver-
hinderte, sie, nach Willkühr, noch höher zu
treiben. Besonders leiden Fremde hierunter,
wenn sie einem habsüchtigen Gastwirth, oder
einem betrügerischen Lohnbedienten in die Hän-
de fallen. Weil keine Polizeyvorschriften da
sind, und weil sie oft die Landessprache nur
wenig oder gar nicht verstehen; so können sie

K 2

Beſorgung des Haares, drey bis vier Duka-
ten monatlich; der Wagenhalter fuͤr einen
Lohnwagen taͤglich einen Dukaten, wobey der
Kutſcher noch zwey Gulden Trinkgeld bekom-
men muß.

Dieſe Angaben werden hinreichen, um von
dem Preiſe der Dinge in Warſchau einen Be-
griff zu geben. Jm allgemeinen kann man
annehmen, daß man in Preußen, Sachſen und
Oeſterreich mit einem halben Dukaten ſo weit
komme, als hier mit einem ganzen. Selbſt in
unſerm theuern Riga leben wir um weniger
Geld beſſer.

Bey dieſen ſchon an ſich betraͤchtlichen Prei-
ſen, iſt keine Polizey vorhanden, die es ver-
hinderte, ſie, nach Willkuͤhr, noch hoͤher zu
treiben. Beſonders leiden Fremde hierunter,
wenn ſie einem habſuͤchtigen Gaſtwirth, oder
einem betruͤgeriſchen Lohnbedienten in die Haͤn-
de fallen. Weil keine Polizeyvorſchriften da
ſind, und weil ſie oft die Landesſprache nur
wenig oder gar nicht verſtehen; ſo koͤnnen ſie

K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0165" n="147"/>
Be&#x017F;orgung des Haares, drey bis vier Duka-<lb/>
ten monatlich; der Wagenhalter fu&#x0364;r einen<lb/>
Lohnwagen ta&#x0364;glich einen Dukaten, wobey der<lb/>
Kut&#x017F;cher noch zwey Gulden Trinkgeld bekom-<lb/>
men muß.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Angaben werden hinreichen, um von<lb/>
dem Prei&#x017F;e der Dinge in War&#x017F;chau einen Be-<lb/>
griff zu geben. Jm allgemeinen kann man<lb/>
annehmen, daß man in Preußen, Sach&#x017F;en und<lb/>
Oe&#x017F;terreich mit einem halben Dukaten &#x017F;o weit<lb/>
komme, als hier mit einem ganzen. Selb&#x017F;t in<lb/>
un&#x017F;erm theuern Riga leben wir um weniger<lb/>
Geld be&#x017F;&#x017F;er.</p><lb/>
          <p>Bey die&#x017F;en &#x017F;chon an &#x017F;ich betra&#x0364;chtlichen Prei-<lb/>
&#x017F;en, i&#x017F;t keine Polizey vorhanden, die es ver-<lb/>
hinderte, &#x017F;ie, nach Willku&#x0364;hr, noch ho&#x0364;her zu<lb/>
treiben. Be&#x017F;onders leiden Fremde hierunter,<lb/>
wenn &#x017F;ie einem hab&#x017F;u&#x0364;chtigen Ga&#x017F;twirth, oder<lb/>
einem betru&#x0364;geri&#x017F;chen Lohnbedienten in die Ha&#x0364;n-<lb/>
de fallen. Weil keine Polizeyvor&#x017F;chriften da<lb/>
&#x017F;ind, und weil &#x017F;ie oft die Landes&#x017F;prache nur<lb/>
wenig oder gar nicht ver&#x017F;tehen; &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0165] Beſorgung des Haares, drey bis vier Duka- ten monatlich; der Wagenhalter fuͤr einen Lohnwagen taͤglich einen Dukaten, wobey der Kutſcher noch zwey Gulden Trinkgeld bekom- men muß. Dieſe Angaben werden hinreichen, um von dem Preiſe der Dinge in Warſchau einen Be- griff zu geben. Jm allgemeinen kann man annehmen, daß man in Preußen, Sachſen und Oeſterreich mit einem halben Dukaten ſo weit komme, als hier mit einem ganzen. Selbſt in unſerm theuern Riga leben wir um weniger Geld beſſer. Bey dieſen ſchon an ſich betraͤchtlichen Prei- ſen, iſt keine Polizey vorhanden, die es ver- hinderte, ſie, nach Willkuͤhr, noch hoͤher zu treiben. Beſonders leiden Fremde hierunter, wenn ſie einem habſuͤchtigen Gaſtwirth, oder einem betruͤgeriſchen Lohnbedienten in die Haͤn- de fallen. Weil keine Polizeyvorſchriften da ſind, und weil ſie oft die Landesſprache nur wenig oder gar nicht verſtehen; ſo koͤnnen ſie K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/165
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/165>, abgerufen am 24.11.2024.